DOI: | https://doi.org/10.37307/j.2198-2430.2024.01 |
Lizenz: | ESV-Lizenz |
ISSN: | 2198-2430 |
Ausgabe / Jahr: | 1 / 2024 |
Veröffentlicht: | 2024-03-14 |
Usuellen Wortverbindungen kommt im Sprachgebrauch eine besondere Relevanz zu: Sie sind allgegenwärtig, hochfrequent und zeichnen sich dadurch aus, dass sie nicht bei jedem Gebrauch aufs Neue gebildet bzw. analysiert werden, sondern als Ganzes produziert bzw. rezipiert werden und somit zu einer flüssigen und unauffälligen Sprachverarbeitung beitragen. Im vorliegenden Beitrag soll der aktuelle Forschungsstand in Bezug auf die Rolle von komplexen sprachlichen Einheiten beim L2-Ewerb dargestellt werden. Von besonderem Interesse ist dabei die Diskussion von Ansätzen, denen zufolge Spracherwerb durch Sprachgebrauch erfolgt.
Deutsche Kollokationen mit ditransitiver Struktur stellen in didaktischer Hinsicht eine große Herausforderung für Lernende des Deutschen als Fremdsprache dar. Sie verfügen zwar über das gleiche abstrakte semantische und syntaktische Muster wie die entsprechenden nicht-phraseologischen Instanziierungen, weisen jedoch auch einen idiosynkratischen Charakter auf. Anhand empirischer Tests befassen wir uns in unserer Studie mit den Schwierigkeiten beim Erlernen von ditransitiven Kollokationen seitens italophoner Lernenden und plädieren für eine Lernmethode, die aus der Kombination von einem konstruktionsbasierten Ansatz und dem ̦structural priming‘ besteht.
Ausgehend von der Frage, welche Position(en) die wissenschaftliche(n) Fachdidaktik(en) für Deutsch als Fremd- und Zweitsprache (DaF / DaZ) aktuell und zukünftig vertreten, diskutiert der Beitrag die Einstellungen von DaF-/DaZ-Studierenden und DaF-/DaZ-Lehrkräften zu gendergerechter Sprache. Gendergerechte Sprache wird mit zwei Intentionen fokussiert. Einerseits als Desiderat empirischer Forschung im Fach DaF / DaZ, andererseits exemplarisch für die Bearbeitung der Differenzkategorie Gender / Geschlecht aus fachdidaktischer Perspektive.
Ausgehend von der in die 1960er-Jahre zurückgehenden Umbenennung des damaligen „Instituts für Ausländerstudium“ in „Herder-Institut“ geht der Beitrag der Frage nach, inwiefern der Rückgriff auf Johann Gottfried Herder dem Fach Deutsch als Fremd- und Zweitsprache heute noch als Orientierung für Traditionsbildung und fachliches Selbstverständnis dienen kann. Neben Herders Verständnis von Sprache und seiner kritischen Auseinandersetzung mit Sklaverei, Rassismus und Kolonialismus ist es vor allem seine Auffassung von Humanität als einer von Vernunft und wechselseitigem Verstehenwollen geprägter Form des Umgangs miteinander, was die Aktualität Herders im Hinblick auf eine übergreifende normative Orientierung im Fach Deutsch als Fremd- und Zweitsprache bis heute ausmacht.
Titel und Untertitel des Werkes künden vom hohen Anspruch des grundlegenden Entwurfs eines neuen Bezugsrahmens der Didaktik des Zweit- und Fremdsprachenerwerbs insgesamt. Der terminologische Bezug zur Kritischen Theorie der Frankfurter Schule der 1960er Jahre und zur Kritischen Pädagogik der 1970er Jahre wird im Einleitungsaufsatz von David Gerlach aufgegriffen und erläutert. Nun gehört das kritische Hinterfragen ohnehin zur Grundausstattung des wissenschaftlichen Werkzeugkastens – wie anders als kritisch sollte sich Wissenschaft definieren? Hier wird aber impliziert, dass eben dieses nicht genügt, sondern von einer Infragestellung der Grundlagen didaktisch-methodischen Denkens begleitet werden muss.
Bei der vorliegenden Arbeit handelt es sich um eine Dissertation, die in der Reihe der „Internationalen Hochschulschriften“ veröffentlicht wurde. Die umfangreiche Arbeit widmet sich einem in Forschung und Praxis ausgesprochen aktuellen Thema: handlungsleitende Kognitionen von Lehrkräften im Fach Deutsch der Sekundarstufe I unter Berücksichtigung von Mehrsprachigkeit. Dabei fokussiert die Arbeit die Fragen, welche handlungsorientierten Kognitionen Lehrkräfte im Hinblick auf die unterrichtliche Ausgestaltung von Grammatikthematisierung in mehrsprachigen Klassen haben, wie sich diese Kognitionen beschreiben lassen und welche Einflussfaktoren feststellbar sind.
Die utb-Reihe, in der Ehrhardt und Neuland ihr Buch veröffentlicht haben, ist Generationen von Studierenden als meist verlässliche Quelle für akademisches Grundwissen vertraut. Auch der Band „Sprachliche Höflichkeit“ richtet sich an diese Zielgruppe und verspricht ihr im Vorwort „eine Orientierung in einem komplexen und facettenreichen Bereich“. Es handelt sich also nicht um Forschungsliteratur, sondern um eine Zusammenfassung von Forschungsliteratur mit didaktischer Orientierung und muss entsprechend als solche beurteilt werden.
Die Behandlung von authentischem Alltagsdeutsch im DaF-Unterricht wird immer populärer. Dafür ist der vorliegende Band, der Beiträge von Autoren aus verschiedenen Ländern enthält, ein klarer Beweis. Erleichtert wird dies durch die neuen Kommunikationsmedien, allen voran das Internet, wo man Material auf Kanälen wie youtube, aber auch in Datenbanken für gesprochenes Deutsch (bspw. der „Plattform Gesprochenes Deutsch“, „FOLK“ und „GeWiss“) finden kann. Das Buch will einen weiteren Beitrag zur notwendigen Verbindung zwischen Forschung und Praxis – also der Analyse gesprochener Sprache und deren Didaktisierung für den DaF-Unterricht – leisten.
Während literarischen Texten im Zusammenhang mit Deutsch als Fremd- bzw. Deutsch als Zweitsprache vielerorts zwischenzeitlich eine untergeordnete Rolle zukam, hat sich dies in den letzten Jahren geändert. Folgerichtig stellen Almut Hille und Simone Schiedermair zu Beginn ihrer „Literaturdidaktik Deutsch als Fremd- und Zweitsprache“ fest: „In jüngeren Forschungsdebatten zum Fremdsprachenunterricht kommt der Literatur eine zunehmend wichtiger werdende Rolle zu“. Eine „Literaturdidaktik Deutsch als Fremd- und Zweitsprache“ zu schreiben, ist zweifellos ein anspruchsvolles Projekt, das nahezu der Quadratur des Kreises gleichkommen dürfte, denn allzu unterschiedlich sehen die Bedingungen an verschiedenen Standorten sowohl international als auch national aus; man denke nur an schulische bzw. universitäre Zielgruppen und die entsprechenden Curricula.
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