uni

Alma Mater Lipsiensis
Universität Leipzig

Arbeitsgruppe Zeitzeugen
der Seniorenakademie

Berichte über Erlebnisse

Was wir wollen | Berichte schreiben | Chronik | Aktuelles | Impressum

Besuch im Awash National Park

Ein Bericht von Prof. Dr. Gerhard Asmussen, Leipzig

In den Jahren 1979/80 und dann später 1982/83 war ich in Äthiopien und habe das Land in seinen Eigentümlichkeiten erlebt. Wir haben am Medical College in Gondar Ärzte ausgebildet.
Beim ersten Mal 1979/80 besuchten uns unsere fünf Ehefrauen für die Dauer von vier Wochen (bei meinem zweiten Einsatz gab es keinen Frauenbesuch).  Als unsere Frauen da waren hatten die Studenten Ferien und wir nutzten das zu einer Fahrt in den Awash Park.
Zunächst fuhren wir auf einer asphaltierten Straße bis Bishoftu oder Debre Zait, danach kam die „rough road“. Der Awash ist ein Fluss der im Abessinischen Hochland in der Nähe von Addis Abeba entspringt, sich dann nach Norden wendet und keine Mündung hat, er verschwindet einfach in der Danakilwüste. Er verläuft größtenteils parallel zur Eisenbahnlinie.

Einen Zug sahen wir dann in der Ferne stehen – einmal am Tag fährt ein Zug von Addis nach Dire Dawa, und ebenso geht ein Zug von Djibouti nach Dire Dawa. Dort treffen sie sich, die Reisenden steigen um, und die Züge fahren zurück. So ist es normalerweise, aber zu der Zeit, als wir  dort waren, brauchte der Zug etwa drei Tage für eine Strecke, meist war er kaputt. Das Gleisbett und die Züge sind in einem grauenhaften Zustand, ein normaler Mitteleuropäer würde sich so einem Zug nicht anvertrauen.

 

Asmussen

Der Zug hach Djibouti – Halt auf freier Strecke

 

Hier habe ich erstmals  begriffen, was es heißt eine Dornenkrone zu tragen. Die Pflanzen sind mit cm-langen, spitzen Dornen (das Bild gibt ein schönes Beispiel) versehen, und es ist erstaunlich wie Schafe und Ziegen das frische Grün der Blätter für sich ernten.

Untergebracht wurden wir im Awash Park in Wohnwagen, mit allem Komfort wenn es Strom gibt, leider gab es aber keinen. So ein Wohnwagen heizt sich, wenn er in der Wüste steht, tagsüber stark auf. Nachts wird es empfindlich kühl, und so haben wir entweder geschwitzt oder gefroren, aber insgesamt war es ein wunderschönes Erlebnis.

 

Asmussen

Wohnwagen im Awash National Park

 

Asmussen

Fälle am Awash


Dann besuchten wir die Wasserfälle am Awash, aber wenn man den Vergleich zu den Nilfällen hat, ein eher bescheidenes Naturschauspiel. Anschließend unternahmen wir noch eine Spazierfahrt durch den abendlichen Park, wir sahen Dromedare (die halbwild gehalten werden) und viele Wildtiere wie die Sömmeringgazellen, Strauße, Warzenschweine, Kudus und Oryxantilopen an der Tränke. Abschließend nahmen wir das Dinner zu uns, bemerkenswert daran war, wie gelungen man auf offenem Feuer und bei Kerzenlicht kochen kann.
Am nächsten Tag sind wie um fünf Uhr aufgestanden, um den Sonnenaufgang zu erleben und die Tiere an der Tränke zu sehen. Wir fuhren alle in einem Landrover, gewöhnlich saßen wir auf dem Dach und beobachteten die Tiere. Besonders die Affen sorgten für Freude.

 

Asmussen

Auf dem Landrover


Als Besonderheit hatten uns unsere Frauen selbstgemachte Stollen geschickt. Der erste kam Anfang Januar an, der letzte Mitte Februar, es war eine Butterstolle. Diese roch schon etwas ranzig, wir wollten deshalb nicht so richtig ran.
Da wir nicht wussten, was uns auf der Reise erwartete, nahmen wir sie kurzerhand mit. Sie lag im Landrover unter dem Sitz und wurde vergessen. Im  Awash  Park hörten wir dann ein lautes Geschrei, grüne  Meerkatzen hatten  die  Scheiben unseres Landrovers zurückgeschoben, waren in das Auto geklettert und hatten die Stolle gefunden. Wir waren zufrieden, einen Abnehmer gefunden zu haben.

 

Asmussen

Grüne Meerkatze

 

Asmussen

Sömmeringgazelle

 

Asmussen

Oryxantilopenherde

Asmussen

Der Autor im Wasser der heißen Quellen

 

Im Awash Park besuchten wir außerdem die „hot springs“. Seit langem wieder im Freien baden ohne Angst vor der Bilharziose – ein herrlicher Genuss. Das Wasser war sehr warm (43 °C) und es war das einzige Mal, dass ich beim Baden geschwitzt habe.
Für die Äthiopier schon ein merkwürdiger Anblick, denn die meisten können nicht schwimmen. Abschließend haben wir uns (ohne Licht und Strom) noch um ein Feuer versammelt und gesungen.

 

Asmussen

Bishowtu: Flammenbäume


Am nächsten Morgen packten wir unsere Sachen und fuhren zum Kokastaudamm (aber es waren keine Nilpferde zu sehen). Deshalb fuhren wir weiter nach Bishowtu zum Horasee und nahmen dort unser Mittagsessen ein. Das Horahotel ist malerisch an einem Kratersee gelegen, also ein schöner Abschluss unserer Reise.

 

April 2013



     Seitenanfang
Website der AG Zeitzeugen

 

Templates