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Alma Mater Lipsiensis
Universität Leipzig

Arbeitsgruppe Zeitzeugen
der Seniorenakademie

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Die Halbinsel Zeghie

Ein Bericht von Prof. Dr. Gerhard Asmussen, Leipzig

Heute möchte ich meinen Bericht über das Leben in Äthiopien fortsetzen (ich war zweimal dort - 1979/80 und 1982/83 – wir haben angehende Ärzte unterrichtet), indem ich über die Halbinsel Zeghie berichte. Die Halbinsel erreicht man von Bahir Dar kommend, am besten mit dem Boot (dieses Mal war es ein alter Lastkahn). Es gibt auch eine Landverbindung, die nur außerhalb der Regenzeit zu benutzen ist, und die „die Lebensdauer des Landrovers um mehrere Jahre verkürzt“ (laut englischer Benutzungsanweisung). Die Halbinsel diente oft als Fluchtburg und ist mit den Namen der Kaiser Yohannes II und Bekaffa sowie mit dem Ras von Gojam Tekle Haymanot fest verbunden.

 

Asmussen

Lastkahn auf dem Tana

 

Asmussen Kaffeestrauch

 

Auf dem Weg zur Halbinselmitte findet man viele wild lebende Kaffeesträucher, die von den ersten Mönchen hier angebaut wurden. Äthiopien ist ja das Ursprungsland des Kaffees, und sie besitzen das Genmonopol. Undenkbar, wenn sie sich dessen bewusst würden (und das in Zeiten der Genmanipulation) – sie könnten innerhalb kurzer Zeit durch Züchtung eines sortenreinen Kaffees (und vieler Abarten davon) traditionell Kaffee produzierende Länder wie Kolumbien oder Brasilien vom Weltmarkt vertreiben. Im Augenblick ist es aber so (und man hat keine neueren Informationen), dass der Kaffee wild eingesammelt wird (man kann ihn billig kaufen), aber er gilt als mindere Qualität. Und Röstereien gibt es natürlich auch nicht – man röstet selbst, für den Hausgebrauch – über die Kaffeezeremonie soll an anderer Stelle berichtet werden.

 

Asmussen Prozessionskreuze

 

Wir besichtigten die Kirche Uhra Kidane Meheret. Leider war der Verantwortliche nicht aufzutreiben, dafür bekamen wir aber von jüngeren, sehr engagierten Priestern die Geschichten erklärt. Die Bilder in der Kirche sind etwa 150 Jahre alt, die Bibeln etwas älter. Man sieht Szenen aus dem alten Testament, die sieben Plagen Ägyptens, oder den Auszug aus Ägypten und das ertrinkende Heer des Pharaos, daneben auch den brennenden Dornbusch. Alles ist im Stil traditioneller äthiopischer Malerei (mit übergroßen Augen und äthiopischer Kirchentracht) dargestellt. Sehr stark beeindruckt hat mich auch die Geschichte des Menschenfressers Belay. Obwohl sie in kaum verständlichem Englisch erzählt wurde, war sie doch aufschlussreich. Er hatte in seiner Umgebung jeden gefressen, auch seine Kinder. Als aber ein Bettler im Namen der Jungfrau Maria um Wasser bat, hat er es ihm gegeben. Nach seinem Tod, als der Teufel seine Seele holen wollte, wurden die Knochen der Gefressenen gegen seine gewogen. Aber Maria ließ einen Schatten auf seine Schale fallen, so beschwert sank sie, und war deutlich leichter, als die Schale mit den Knochen der Gefressenen. So entging er der Hölle, und der Teufel musste unverrichteter Dinge abziehen.

 

Asmussen Alte Kronen

 

 

Asmussen Alte Bibeln

 

Eigentlich wollten wir nur bei den Lehrern die Post holen, bzw. abgeben, so wurde dann noch ein schöner Ausflug daraus.


Januar 2014



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