Sektion 3: Humor und Avantgarde in Spanien und Lateinamerika

Konzept:
Lachen, mahnt der gestrenge Bibliothekar Jorge de Burgos in Umberto Ecos Il nome della rosa, ist gefährlich, weil es die Ordnung der Welt ins Wanken bringt. Diese für viele literarische Bereiche längst nutzbar gemachte Überlegung hat indes die Avantgarde-Forschung bisher wenig angeregt. Das gesteigerte Interesse der letzten Jahre hat sich vor allem auf poetologische, ästhetische und literaturhistorische Fragen konzentriert, auf die Entgrenzung und Überschneidung von Kunstformen und auf das immer dichter werdende Geflecht der Beziehungen innerhalb der europäischen Avantgarde.
     Einem verbreiteten Klischee zufolge mangelt es dem Humor an Ernsthaftigkeit und also an ästhetischer Relevanz. Dabei spielt zumindest in der spanischen Avantgarde der Humor eine herausragende Rolle: Entweder als gattungscharakterisierende Klammer für eine (leider geringgeschätzte) „literatura humorística“ oder als Mittel ästhetischer Strategie, um die avantgardistische Fundamentalkritik auszudrücken, rezeptionswirksam vermitteln und um deren Wirkung am fiktionalene Objekt demonstrieren zu können.
    Ramón Gómez de la Serna, Ernsto Giménez Caballero, Wenceslao Fernández Flórez oder, ihnen allen voran, Enrique Jardiel Poncela, haben sich dieser Strategie bedient, und es können gewiß weitere genannt werden. Deshalb erscheint es berechtigt, einmal die Untersuchung dieser Verknüpfung in den Mittelpunkt der gemeinsamen Arbeit einer Sektion zu stellen, um ein möglichst breites Spektrum von Realisierungen aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten und weitere Wege in der Erforschung der Avantgarde aufzuzeigen.

Webmaster: Claudia Gatzemeier