IV. Die Wahlzeit.

    Bei den im vorigen Abschnitt beschriebenen Versuchen war die auszuführende Bewegung immer dieselbe und die dazu erforderliche Zeit immer ungefähr gleich. Bei den Versuchen des vorliegenden Abschnittes ist dagegen die Art der Bewegung abhängig von der Art des wirkenden Reizes. In Folge dessen ist der Apperzeptionsprozess ein anderer als im vorhergehenden Abschnitt. Dort erwartete der Reagierende einen bestimmten Eindruck und sah nach, ob er da war oder nicht; bei den jetzt zu beschreibenden erwartete der Reagierende keinen bestimmten Eindruck und hatte, bevor er reagierte, sowohl den Eindruck zu erkennen als die entsprechende Bewegung zu wählen. Man könnte erwarten, dass im letzteren Falle der Vorgang schwieriger und seine Zeitdauer dem entsprechend länger sein werde —, die Versuche zeigen indessen, dass die Differenz der Zeiten höchstens sehr klein sein kann.

    Versuche nach dieser Methode wurden zuerst von Donders1) und nach ihm von einer Zahl anderer Experimentatoren angestellt, in der Weise, dass die Versuchsperson die rechte Hand zu heben hatte, wenn z. B. ein rotes, die linke Hand, wenn ein blaues Licht erschien, Unter Wundt's Leitung hat Merkel2) diese Methode weiter ausgedehnt, indem er bei jedem von 10 verschiedenen Eindrücken einen anderen Finger hob. Meine ersten Versuche (im Winter 1883—1884 mit elektrischem Licht gemacht) waren ähnlich denen der früheren Experimentatoren und ergaben als Wahlzeit zwischen 2 Bewegungen für B. 125, für C. 168s ; später benutzte ich das Fallchronometer, welches mir gestattete, statt des elektrischen Lichtes Tageslicht zu benutzen, das von einer farbigen Fläche reflektiert wurde. Der Uhrstrom ging durch zwei Telegraphenschlüssel; der Reagierende hielt den einen mit der linken, den andern mit der rechten Hand geschlossen. In derselben Versuchsreihe wurden je zwei Farben benutzt, entweder rot und blau, oder grün und gelb; auf rot und grün wurde mit der rechten, auf blau und gelb mit der linken Hand reagiert. Jede Zahl gibt den Mittelwert aus 6 Reihen (in den unkorrigierten Reihen 78, in den korrigierten 60 Versuchen) an.
 
 

1) Arch. f. Anat. u. Physiol. 1868.

2) Philos. Stud. II, l.
 
 

Tabelle XXIX.

 

 

 

B.
C.
R
V
R’
V’
R
V
R’
V’
27.XI.-2.XII. rot 291 27 289 18 342 39 322 32
blau 296 27 296 18 332 25 320 22
1—5. XII. grün 289 25 286 17 354 32 351 18
gelb 303 28 306 20 334 34 332 23
M. 295 27 294 18 340 32 331 24
F. R. 9 3

    Nehmen wir aus den für die vier Farben gefundenen Zeiten das Mittel und subtrahieren davon die einfache Reaktionszeit, so finden wir, dass B. 145, C. 190 s braucht, um die Farbe zu erkennen und sich für die zugeordnete Bewegung zu entscheiden. Vergleichen wir diese Zahlen mit den im vorigen Abschnitt (Tabelle XVI) gegebenen, so ergibt sich, dass B. 18, C. 34s weniger braucht zur Ausführung einer vorher bestimmten, als zur Ausführung einer gewissen Bedingungen unterworfenen Bewegung.3)

    3) Der geringe Unterschied der Zeiten wird Manchem überraschend erscheinen, aber die psychischen Vorgänge sind nicht so sehr verschieden in den beiden Fällen. Sie sind Willkürakte, wenn sie zum ersten Male ausgeführt werden (die Zeiten sind dann viel länger); wenn sie aber oft wiederholt werden, so werden sie automatisch. Im ersten Falle wird, sobald man erkannt hat, dass das Licht rot ist, ein Impuls von der Großhirnrinde nach dem Zentrum für Zuordnung von Bewegungen gesandt und der Bewegungsimpuls ausgelöst, welcher die Hand hebt; im zweiten Falle wird, sobald man erkannt hat, ob das Licht rot oder blau ist, ein der Farbe des Lichtes entsprechender Impuls nach dem motorischen Zentrum gesandt und ein Bewegungsimpuls nach der rechten oder linken Hand geschickt, je nachdem das Licht rot oder blau war. Die Bewegung der rechten Hand wird mit der Empfindung des roten Lichtes und ebenso die Bewegung der linken Hand mit der des blauen Lichtes so eng assoziiert, dass der Vorgang in hohem Grade automatisch werden kann. Wenn die Versuchsperson längere Zeit in dieser Weise reagiert hat, wird es sehr schwer, die Assoziation zu vertauschen und etwa die rechte Hand zu heben, wenn blau einwirkte.

    Ganz ähnlich war die Methode, welche auf Buchstaben angewandt wurde; die Versuchsperson hob die rechte Hand, wenn A, die linke, wenn Z da war. Die in der folgenden Tabelle gegebenen Zahlen sind wieder Mittel aus je 6 Reihen.

Tabelle XXX.


 

 

 

B.
C.
R
V
R'
V’
R
V
R’
V’
4.—10. XII. A 328 27 324 18 379 42 370 30
Z 339 23 336 15 382 34 379 22
M. 333 25 330 16 380 38 374 26
F. R. 8 3

 

    Vergleichen wir diese Resultate mit den in Tabelle XXI gefundenen, so ergibt sich, dass für die Wahl zwischen zwei Bewegungen eine Zeit hinzutritt bei B. von 11 bei C. von 43s, Zahlen, welche mit den für Farben gefundenen gut übereinstimmen.

    Bei den meisten meiner Versuche wurde die dem Reiz entsprechende Bewegung mit den Sprachorganen ausgeführt. Ich glaube, dass die hier gefundene Zeit von ganz besonderem Interesse ist, da wir fortwährend in der Lage sind, ein Wort lesen, eine Farbe nennen zu müssen etc. Hier haben wir außerdem eine unbeschränkte Menge von Eindrücken und von denselben entsprechenden Bewegungen zur Verfügung.

    Bei den zunächst zu betrachtenden Versuchen wurden wieder zwei Eindrücke angewandt. Der Reagierende wusste nicht, welcher zu nennen war, nannte aber denjenigen, welcher wirkte, möglichst rasch, nachdem er ihn erkannt hatte. Die Bewegung wurde mit Hilfe des Schallschlüssels registriert. Diese Versuche sind eine weitere Ausführung der in Tabelle XVIII, XXII, XXVII und XXVIII gegebenen. Bei diesen machte der Reagierende eine festgesetzte Bewegung, d. h. er benannte ein erwartetes Objekt, sobald er sah, dass es wirklich da war; bei den jetzt zu beschreibenden musste die passende Bewegung ausgewählt werden, nachdem der Eindruck unterschieden war. Die Beziehung zwischen beiden Arten ist genau dieselbe, als wenn in beiden Fällen die Bewegung mit der Hand ausgefühlt wird; der einzige Unterschied ist, dass wir gewöhnt sind, einer bestimmten Farbe blau den Namen blau zu geben, so dass diese Assoziation bereits vorhanden ist, wogegen die Assoziation zwischen einer Bewegung der linken Hand und blau erst zum Zweck der Experimente gebildet wird. In den Tabellen sind die Eindrücke paarweise zusammengenommen, wie durch Trennungslinien angegeben ist. Wie gewöhnlich wurden 26 Versuche in einer Reihe gemacht, 13 mit jedem von beiden Eindrücken; die Mittelwerte sind demnach aus 13 Versuchen, die korrigierten Mittel aus 10 Versuchen berechnet

Tabelle XXXI.


 
B.
C.
B.
C.
R R’ R R’ R R’ R R’
17. II. A 346 353 439 440 19. II. mind 339 332 432 435
Z 338 341 398 390 life 294 298 406 401
19. B 366 366 415 420 21. time 296 305 379 382
M 338 332 435 434 house 285 291 368 363
21. E 326 321 384 383 24. child 355 350 410 415
S 300 294 391 386 year 361 364 409 411
24. P 354 352 387 382 truth 303 297 392 390
T 350 341 436 429 name 329 324 397 399
26. O 292 296 425 421 26. light 333 339 421 424
L 323 308 412 408 ship 294 298 396 395
M. 333 330 412 409 319 320 401 401
M. V. 24 17 28 19 24 16 21 14

 
 
B.
C.
B.
C.
R
R’
R
R’
R
R’
R
R’
17. II. rot 342 329 472 479 17. II. Uhr 350 343 458 447
blau 317 322 441 447 Schiff 376 387 424 422
19. grün 303 298 484 474 19. Auge 369 367 495 488
gelb 309 301 499 502 Hand 346 333 455 445
21. schwarz 347 354 386 382 21. Baum 340 336 455 459
rosa 298 305 394 376 Vogel 343 339 451 447
24, violett 293 288 395 370 24. Fisch 337 345 382 376
orange 276 270 433 441 Blatt 333 339 430 424
26. braun 323 325 421 431 26. Hut 336 344 407 412
grau 331 337 453 446 Schuh 346 342 415 403
M. 314 313 438 435 348 347 437 432
M. V. 27 18 41 31 20 44 31

 
 
 

    Vergleichen wir diese Resultate mit den in Tabelle XVIII, XXII, XXVII und XXVIII gegebenen, so ergeben sich als hinzutretende Wahlzeiten die Werte der folgenden Tabelle.



Tabelle XXXII.


 
B.
C.
Buchstaben
+15
+37
Wörter
- 2
+33
Farben
+24
+99
Bilder
+39
+74

    Diese Tabelle zeigt einen auffallenden Unterschied zwischen den beiden Reagierenden. Bei den Reaktionen mit der Hand sahen wir bereits, dass bei B. eine kleinere Wahlzeit hinzukam, wenn er die Wahl zwischen zwei Bewegungen auszuführen hatte, als bei C. Noch auffallender ist diese Differenz, wenn die Bewegung mit den Sprachorganen auszuführen war. Die Tabelle ist ferner interessant, insofern sie einen Unterschied ergibt zwischen Buchstaben und Wörtern einerseits und Farben und Bildern andrerseits. Die Assoziation zwischen einem gedruckten Buchstaben oder Wort und seinem Namen erfordert weniger Zeit und ist folglich eine engere als zwischen einer Farbe oder einem Bild und dem zugehörigen Namen. Das erscheint uns erklärlich, da die erstere Assoziation viel häufiger geübt ist; jedoch würde ich es a priori nicht vorausgesehen haben, da die Assoziation zwischen einer Farbe oder einem Gegenstand und dem zugehörigen Namen gebildet ist, schon lange bevor wir lesen lernen.

    In den nunmehr zu beschreibenden Versuchen wurde anstatt zweier Eindrücke und zweier entsprechender Bewegungen eine große Zahl von Eindrücken genommen und jedesmal der, welcher vorkam, vom Reagierenden benannt. In diesem Falle bestimmen wir die Zeit die man braucht, um einen Eindruck, z. B. ein Wort, zu erkennen und zu benennen. Im vorigen Abschnitt haben wir annähernd die Zeit bestimmt, welche man braucht, um ein Objekt zu erkennen. Die Differenz beider Zeiten gibt uns daher die Zeit, welche man braucht. um ein Objekt zu benennen.

    Zunächst ermitteln wir die Zeit für Erkennung und Benennung eines Buchstaben. Benutzt wurden alle 26 Buchstaben des großen lateinischen Alphabetes, und zwar kam jeder in jeder Reihe einmal vor. Nachdem wir 13 Reihen gemacht hatten, wurden für die einzelnen Buchstaben die Mittelwerte berechnet, so dass wir die Mittel aus je 13 Versuchen mit demselben Buchstaben erhielten; darauf wurden die Reihen in der gewöhnlichen Weise korrigiert, indem die drei Reaktionen ausgelassen wurden, welche vom korrigierten Mittelwerte am meisten abwichen. Da die einzelnen Versuche mit demselben Buchstaben verschiedenen Zeiten angehören, finden wir die mittlere Variation größer als gewöhnlich. Die Tabelle gibt die Resultate, einerseits mit dem Schallschlüssel, andrerseits wenn ein zweiter Reagierender die registrierende Bewegung ausführte.




Tabelle XXXIII.


 

 

Mit einem zweiten Reagierenden.

9. - 30. I.

Schallschlüssel

5. – 19. II.

B.
C.
B.
C.
R
V
R'
R
V
R’
R
V
R'
R
V
R'
A 398 25 405 458 43 440 430 18 396 462 38 476
B 444 30 436 471 53 457 414 26 406 418 30 413
C 466 36 477 450 22 453 417 29 417 421 28 424
D 421 18 417 454 31 454 394 51 400 412 15 411
E 400 11 402 445 9 447 396 30 397 425 28 424
F 432 31 434 442 21 446 405 30 412 414 26 420
G 453 31 446 483 24 474 402 48 395 427 14 426
H 435 20 441 423 13 417 356 20 352 429 26 422
I 395 26 403 433 25 429 394 24 394 449 36 451
J 408 29 417 473 44 472 399 42 410 417 21 415
K 432 18 438 474 34 463 395 25 401 415 27 409
L 412 20 418 463 47 457 393 22 397 427 34 423
M 421 44 400 435 16 425 389 21 395 418 26 422
N 429 38 419 453 19 460 384 32 390 415 36 422
O 410 15 404 440 32 436 395 19 392 411 15 409
P 459 64 442 462 23 455 392 19 398 395 15 393
Q 446 28 461 480 22 469 428 34 438 413 22 418
R 422 20 435 462 20 469 385 28 389 443 18 446
S 431 33 431 471 38 479 391 27 394 412 22 410
T 425 25 432 446 34 454 398 36 390 414 18 409
U 428 22 434 461 47 471 391 22 396 439 14 441
V 463 32 450 465 29 461 383 20 378 428 26 423
W 421 42 405 485 16 481 353 26 364 435 24 432
X 465 46 471 452 25 460 381 31 388 405 29 412
Y 433 20 446 501 26 493 405 44 415 458 33 463
Z 431 12 432 499 37 507 393 19 392 426 22 421
M. 430 431 461 459 395 396 424 424
M. V. 28 14 29 16 29 19 25 17

    Wir erkennen daraus, dass der Reagierende ungefähr 0,4" braucht, um einen Buchstaben zu erkennen und zu benennen (d. h. zu lesen). Man kann hier die Resultate, welche ich in einem früheren Hefte dieser Studien4) mitgeteilt habe, zum Vergleich heranziehen. Ich bestimmte dort nach zwei verschiedenen Methoden die Zeit, welche man braucht, um Buchstaben zu erkennen und zu benennen. Bei den meisten von diesen Versuchen konnte der Reagierende, während er einen Buchstaben las, bereits beginnen; den folgenden (oder die folgenden) zu erkennen, so dass sich die Prozesse überdeckten und die Zeiten kürzer wurden, für B. gleich 279, für C. 224s. Die Zeiten wurden noch weiter verkürzt (B. 196, C. 89s ), wenn die Buchstaben Wörter bildeten. Warum B. 's Zeit unter diesen Umständen länger ist als C.'s., dagegen kürzer, wenn ein einzelner Buchstabe zu erkennen und zu benennen war, vermag ich nicht anzugeben. Wir fanden im vorigen Abschnitt, dass B. 119, C. 116s brauchte, um einen Buchstaben zu erkennen; nehmen wir also an. dass die Unterscheidungzeit in beiden Fällen dieselbe ist, so sehen wir, dass B. 143, C. 176sbraucht, um den Namen zu finden, welcher zu einem Buchstaben gehört. Es muss hinzugefügt werden, dass in späteren Reihen diese Zeit für B. beträchtlich kürzer wurde.
 
 

4) II, 4.
 
 
    Es wurden ferner Reihen mit großen deutschen Buchstaben ausgeführt. Die Zeit fand sich lang, besonders für C., wie Tabelle XXXIV zeigt.

Tabelle XXXIV.


 

 

B. C.
R V R’ V’ R V R’ V’
14. II.
423
36
420
23
554
63
538
32
16.
446
30
439
18
573
58
549
33
18.
377
30
382
20
531
60
519
38
23.
363
34
357
23
464
30
461
21
25.
369
31
389
24
507
33
510
20
M.
396
32
397
22
526
49
516
29
F. R.
3
 

 

 

 

 

 

1

 

 

 


 

    In gleicher Weise wurden ein-, zwei- und dreistellige Zahlen benutzt. Zahlen von mehr als drei Stellen nahm ich nicht, da ich befürchtete. dass sie nicht als Ganzes aufgefasst und gelesen werden möchten.

Tabelle XXXV.


 

 

1 stellige
2 stellige
3 stellige
R
V
R’
V’
R
V
R'
V’
R
V
R’
V’
B.
30. III. 318 14 317 9 357 26 358 16 413 39 417 20
2. IV. 316 28 312 16 344 18 343 10 381 25 377 15
M. 317 21 314 12 350 22 350 13 397 32 397 17
C.
30. III. 390 28 397 18 424 32 423 22 476 31 503 24
2. IV. 418 24 419 13 460 39 460 21 502 39 499 24
M. 404 26 408 15 442 35 441 21 489 35 501 24

 

    B. braucht also 33, C. 38s länger, um eine zweistellige Zahl, als um eine einstellige zu erkennen und zu benennen, und ferner braucht B. 47, C. 47s länger zu einer dreistelligen als zu einer zweistelligen Zahl. 5)

    5) Vgl. die von Friedrich, Philos. Stud. I, 60, angegebenen Resultate.

    Die Zeit, welche man braucht, um ein Wort zu erkennen und zu benennen, wurde genau auf dieselbe Weise bestimmt. Versuche wurden angestellt mit langen und kurzen deutschen und englischen Wörtern, und zwar wurden von jeder Art 26 genommen. Bei den kurzen Wörtern machte ich 13 Reihen und fand die Zeit für die einzelnen Wörter in derselben Weise, wie bei den Buchstaben. Bei den langen Wörtern machte ich nur je 5 Reihen (130 Versuche) und berechnete die Zeit für die einzelnen Wörter nicht. Die Resultate sind in den folgenden Tabellen enthalten.

Tabelle XXXVI.

B.
C.
B.
C.
5.—25. II.
R
R'
R
R'
5.—26. II.
R
R'
R
R'
Bond
393
397
407
405
Baum
367
387
423
423
Cause
385
394
423
428
Berg
382
385
414
417
Chair
398
390
415
411
Bild
366
365
428
424
Child
396
385
414
411
Brief
367
362
444
440
Death
397
399
410
405
Buch
377
381
441
443
Earth
405
414
409
406
Ding
380
379
432
435
Fact
358
355
389
385
Fluss
356
362
425
424
Faith
374
367
388
379
Form
350
354
407
409
Force
359
362
371
373
Gold
378
385
452
450
Head
366
368
367
362
Haus
326
322
405
403
House
366
367
385
388
Jahr
362
354
455
454
King
393
389
414
408
Kind
392
401
444
450
Life
388
394
430
424
Kunst
397
400
456
461
Light
396
394
418
414
Land
381
386
440
441
Love
386
375
409
404
Licht
363
379
441
441
Mind
421
426
422
418
Mann
396
403
447
439
Name
402
401
405
410
Nacht
401
392
451
447
Plan
395
390
388
396
Recht
333
327
446
445
Ship
380
384
385
390
Stadt
399
402
451
449
Slave
407
413
409
402
Stern
417
413
436
432
Song
385
387
387
389
Teil
375
370
430
424
Style
431
435
435
442
Tisch
381
385
446
449
time
381
388
411
408
Traum
366
372
453
454
truth
380
372
426
424
Volk
348
346
429
428
world
381
370
411
408
Welt
341
340
447
445
year
393
384
415
412
Zahl
374
381
459
469
M.
389
388
405
404
372
374
439
438
M. V.
30
20
21
14
25
18
22
14

Tabelle XXXVII.


 

 

Große Englische Wörter.
Große Deutsche Wörter.
B.
C.
B.
C.
R
R’
R
R'
R
R'
R
R'
14. II. 493 484 451 450 419 409 501 498
16. 481 475 490 488 451 454 533 527
18. 447 440 451 457 424 418 507 500
23. 391 383 430 434 379 370 433 432
25. 391 378 431 431 381 376 473 475
M. 441 432 451 452 411 405 489 486
M.V. 37 21 20 13 31 20 24  15

    Eine Betrachtung der Tabellen lehrt uns, dass es längere Zeit erfordert (bei englischen Wörtern für B. 52, für C. 46s , bei deutschen resp. 39 und 46s ), um ein langes Wort, als um ein kurzes zu erkennen und zu benennen. In beiden Fällen wurde natürlich der Anfang der Bewegung registriert, so dass die zum Aussprechen des Wortes nötige Zeit nicht in Betracht kommt. Weiter erfahren wir, dass es (für kurze Wörter bei B. um 17; bei C. um 34s, für lange Wörter resp. um 30 und 38s ) längere Zeit erforderte, um ein Wort einer fremden Sprache zu erkennen und zu benennen, als ein solches der Muttersprache. Ich habe bereits früher Versuche über diesen Gegenstand veröffentlicht,6) wo der Unterschied noch viel größer war, weil man den Vorteil hatte, dass sich mehrere Wörter zu gleicher Zeit im Blickfelde befanden, was natürlich von um so größerem Einflusse ist, je bekannter die Sprache. Wenn wir diese Versuche mit denen des letzten Abschnittes vergleichen, so finden wir, dass, um ein einsilbiges Wort aus der Muttersprache zu erkennen, B. 104, C. 114s braucht, also B. 39, C. 62s weniger, als um einen Buchstaben zu benennen. Das ist nicht überraschend, da wir Wörter sehr viel häufiger lesen als einzelne Buchstaben, so dass bei ihnen die Assoziation zwischen der Vorstellung und dem Namen enger ist und weniger Zeit erfordert.
 

6) Philos. Stud. II, 4. — Mind XXX.
 
 
    Dieselbe Methode diente dazu, die Erkennungs- und Benennungszeit für Farben zu bestimmen; Die 10 benutzten Farben kamen 2—3 mal in jeder Reihe, im Ganzen 13 mal vor, und es wurden daraus die mittleren Zeiten für die einzelnen Farben berechnet. Die Tabelle gibt die Zeiten an, welche mit dem Schallschlüssel, sowie mit Hilfe eines zweiten Reagierenden gefunden sind. Die Farben sind so aufgeführt, dass diejenigen voranstehen, welche (im Mittel aus allen Versuchen) in kürzerer Zeit benannt wurden.







Tabelle XXXVIII.


 

 

Mit einem zweiten Reagierenden

9.— 30. I

Schallschlüssel

5.—25 II.

B.
C,
B.
C.
R
V
R'
R
V
R’
R
V
R'
R
V
R’
blau 551 47 530 633 40 643 443 56 438 518 34 515
grün 535 59 539 663 25 658 483 36 440 539 29 532
rot 503 37 491 638 46 658 492 57 504 576 61 559
schwarz 641 82 618 589 34 583 473 41 464 515 54 505
gelb 574 33 563 660 17 656 481 70 490 588 54: 575
rosa 614 105 615 714 62 699 503 75 485 614 92 578
violett 621 52 613 688 73 659 552 56 558 603 32 611
grau 568 57 586 860 119 841 447 63 426 714 91 697
braun 641 104 630 978 130 990 532 83 515 625 85 603
orange 669 56 659 910 122 876 584 96 566 718 76 730
M. 592 63 584 733 67 726 494 63 489 601 61 591
M. V. 39 42 42 38

 

    Diese Resultate sind bemerkenswert. Im vorigen Abschnitt sahen wir, dass die Apperzeptionszeit für Farben (da sie einfachere Eindrücke sind) kürzer ist, als für Buchstaben oder Wörter; jetzt finden wir, dass es verhältnismäßig viel längere Zeit braucht (für B. 286, für 400 C.s), um eine Farbe zu benennen. Besonders war dies im Anfange und für gewisse Farben der Fall. Die Farbe wurde zwar mit Leichtigkeit erkannt, aber es machte große Schwierigkeit, den Namen zu finden (besonders bei C.). Die Farben, welche man im täglichen Leben am häufigsten sieht und benennt, rot, gelb, grün, blau, schwarz, wurden mit größerer Leichtigkeit und in entschieden kürzerer Zeit (bei B. um 61, bei C. um 150s ) benannt als rosa, braun, grau, violett und orange; bei den letzteren wurde aber die Zeit durch die Übung sehr verkürzt.

    Die 26 bereits beschriebenen Bilder wurden in derselben Weise erkannt und (von B. deutsch, von C. englisch) benannt; die für die einzelnen Bilder gefundenen Zeiten sind in der folgenden Tabelle enthalten.

Tabelle XXXIX.


 

 

Bild

von

B.
C.
 

 

B.
C.
R R’ R R' R R’ R R’
14. – 26. II
Anker 489 463 552 535 Schere 447 453 558 558
Auge 496 476 500 503 Schiff 445 438 493 486
Baum 457 449 524 517 Schirm 466 472 567 556
Beil 469 454 526 513 Schuh 437 430 492 493
Bild 475 486 587 574 Schlüssel 477 467 561 560
Blatt 497 497 578 567 Stern 481 488 496 498
Blume 495 479 568 586 Stuhl 498 510 539 534
Fisch 462 454 497 487 Tisch 486 496 544 547
Flasche 489 479 572 561 Uhr 461 462 567 562
Glas 480 466 585 596 Vogel 515 507 569 566
Hand 484 476 500 490
Hut 419 415 454 446 M. 477 472 545 541
Kanne 499 486 612 600
Kreuz 485 470 686 591
Licht 493 494 563 552 M. V. 46 30 40 25
Mond 496 504 588 587

    Im vorigen Abschnitt fanden wir, dass Bilder (und man darf wohl annehmen, auch die durch sie dargestellten Objekte) ungefähr dieselbe Unterscheidungszeit erfordern wie Farben. Wir finden jetzt, dass sie auch ungefähr in derselben Zeit (bei B. in 251, bei C. in 278s ) benannt werden können als die am häufigsten vorkommenden Farben. Der Unterschied der für die verschiedenen Bilder gefundenen Zeiten ist beachtenswert. Sowohl B. als C. nannten das Bild eines Hutes in der kürzesten Zeit, B. brauchte die längste, um »Vogel« und »Kanne«, C, um »Kanne« und »Mond« zu nennen. Es ist eine interessante Tatsache, dass man das Bild eines Stuhles schneller erkennen kann, als das Wort «Stuhl«, dass es aber mehr als 0,1" länger braucht, um es zu benennen.

    Wir haben so die Zeit gefunden, welche man braucht, um Objekte zu erkennen und zu benennen; mit denen wir fortwährend in Berührung kommen. Unsere Versuche bezogen sich nicht auf künstliche Prozesse oder Dinge, welche außer dem Bereich unsrer natürlichsten Interessen liegen. Wenn, wie es wahrscheinlich der Fall ist, im Laufe der Entwickelung die molekularen Bestandteile des Nervensystems empfindlicher werden, so können wir annehmen, dass auch die Zeiten, welche wir zu unseren geistigen Prozessen brauchen, kürzer werden. Es würde daher von großem Interesse sein, Versuche wie die vorliegenden mit Leuten von verschiedener Race, sowie auch von verschiedenem Alter, Geschlecht, verschiedener Beschäftigung u. s. w, anzustellen.

    In der folgenden Tabelle stelle ich die Resultate der vorigen Versuche noch einmal kurz zusammen. Ich gebe dieselben hier nicht bis auf 0,001" genau an. sondern in abgerundeten Werten.

Tabelle XL.


 

 

B.
C.
Einfache Lichtreaktion 150 150
Erkennungszeit für Licht 30 50
» » eine Farbe 90 100
» » ein Bild 100 110
» » einen Buchstaben 120 120
» » ein (kurzes) Wort 120 130
Benennungszeit für Farben 280 400
» » Bilder 250 280
» » Buchstaben 140 170
» » Wörter 100 110