GRUNDZÜGE
DER
PHYSIOLOGISCHEN PSYCHOLOGIE.
VON
WILHELM WUNDT,
PROFESSOR AN DES UNIVERSITÄT ZU HEIDELBERG.
1. Auflage
MIT 155 HOLZSCHNITTEN.
LEIPZIG.
VERLAG VON WILHELM ENGELMANN.
1874.
Vorwort.
Das Werk, das ich hiermit der Öffentlichkeit
übergebe, versucht ein neues Gebiet der Wissenschaft abzugrenzen.
Wohl bin ich mir bewußt, daß dieses Unternehmen vor allem dem
Zweifel begegnen kann, ob jetzt schon die Zeit für dasselbe gekommen
sei. Stehen doch teilweise sogar die anatomisch-physiologischen Grundlagen
der hier bearbeiteten Disziplin durchaus nicht sicher, und vollends die
experimentelle Behandlung psychologischer Fragen ist noch ganz und gar
in ihren Anfängen begriffen. Aber die Orientierung über den Tatbestand
einer solchen im Entstehen begriffenen Wissenschaft ist ja bekanntlich
das beste Mittel, die noch vorhandenen Lücken zu entdecken. Je unvollkommener
in dieser Beziehung ein erster Versuch wie der gegenwärtige sein muß,
um so mehr wird er zu seiner Verbesserung herausfordern. Außerdem
ist gerade auf diesem Gebiete die Lösung mancher Probleme wesentlich
an den Zusammenhang derselben mit andern, oft scheinbar entlegenen Tatsachen
gebunden, so daß erst ein weiterer Überblick den richtigen Weg
finden läßt.
In vielen Teilen dieses Werkes hat der Verfasser
eigene Untersuchungen benutzt; in den übrigen hat er sich wenigstens
ein eigenes Urteil zu verschaffen gesucht. So stützt sich der im ersten
Abschnitt gegebene Abriß der Gehirnanatomie auf eine aus vielfältiger
Zergliederung menschlicher und tierischer Gehirne gewonnene Anschauung
der Formverhältnisse. Für einen Teil des hierzu benutzten Materials
sowie für manche Belehrung auf diesem schwierigen Gebiete bin ich
dem vormaligen Direktor des hiesigen anatomischen Museums, Prof. Fr. ARNOLD,
zu Dank verpflichtet. Die mikroskopische Erforschung des Gehirnbaus fordert
freilich ihren eigenen Mann, und mußte ich mich hier darauf beschränken,
die Angaben der verschiedenen Autoren unter einander und mit den Resultaten
der gröberen Gehirnanatomie zu vergleichen. Ich muß es den Sachverständigen
überlassen zu entscheiden, ob das auf dieser Grundlage im vierten
Kapitel gezeichnete Bild der zentralen Leitungsbahnen wenigstens in seinen
Hauptzügen richtig ist. Daß im einzelnen noch mannigfache Ergänzungen
und Berichtigungen desselben erforderlich sind, ist mir wohl bewußt.
Doch dürfte eine gewisse Bürgschaft immerhin darin liegen, daß
die funktionellen Störungen, die der physiologische Versuch bei den
Abtragungen und Durchschneidungen der verschiedenen Zentralteile ergibt,
mit jenem anatomischen Bilde leicht in Einklang zu bringen sind, wie ich
im fünften Kapitel zu zeigen versuchte. Die meisten der hier dargestellten
Erscheinungen hatte ich in eigenen Versuchen zu beobachten häufige
Gelegenheit. Im sechsten Kapitel sind die Resultate meiner "Untersuchungen
zur Mechanik der Nerven und Nervenzentren", so weit sich dieselben auf
die psychologisch wichtige Frage nach der Natur der in den Nervenelementen
wirksamen Kräfte beziehen, zusammengefaßt.
Der zweite und dritte Abschnitt behandeln ein Gebiet,
das den Verfasser selbst vor langer Zeit zuerst zu psychologischen Studien
führte. Als er im Jahre 1858 seine "Beiträge zur Theorie der
Sinneswahrnehmung" auszuarbeiten begann, waren unter den deutschen Physiologen
nativistische Ansichten noch in fast unbestrittener Geltung. Jene Schrift
war wesentlich aus der Absicht entsprungen, die Unzulänglichkeit der
bisherigen Hypothesen über die Entstehung der räumlichen Tast-
und Gesichtsvorstellungen nachzuweisen und physiologische Grundlagen einer
psychologischen Theorie aufzufinden. Seitdem haben die dort vertretenen
Ansichten auch unter den Physiologen allgemeineren Eingang gefunden, meistens
allerdings in einer Form, die vor einer strengen Kritik nicht Stand halten
dürfte. Der Verfasser hofft, es möchte ihm in dem vorliegenden
Werke gelungen sein, das Ungenügende des neueren physiologischen Empirismus
ebenso wie die relative Berechtigung des Nativismus und die Notwendigkeit,
mit der beide Anschauungen auf eine tiefer gehende psychologische Theorie
hinweisen, darzutun. Die Hypothese von den spezifischen Sinnesenergien,
die eigentlich einen Rest des älteren Nativismus darstellt, kann,
wie ich glaube, trotz der bequemen Erklärung mancher Tatsachen, die
sie zuläßt, nicht mehr gehalten werden. Meine Kritik wird hier
voraussichtlich noch auf manchen Widerspruch stoßen. Wer aber den
ganzen Zusammenhang ins Auge faßt, wird sich der Triftigkeit der
Einwände kaum entziehen. Was die der allgemeinen Nervenphysiologie
entnommenen Gründe betrifft, so läßt sich zwar, wie auch
im (Kap. 9) angedeutet wurde, die Ausbildung bestimmter Energien mit dem
Entwicklungsprinzip und der Anpassungsfähigkeit der Nervensubstanz
in Einklang bringen; und in diesem Sinne wird auch hier eine Differenzierung
der Funktion nicht bestritten. Durch nichts läßt sich aber begreiflich
machen, warum in jedem Retinastäbchen drei spezifisch empfindende
Elemente sich ausbilden sollen, oder warum eine Acusticusfaser nicht durch
Tonschwingungen von verschiedener Geschwindigkeit soll gereizt werden können.
Diese Anwendungen der spezifischen Energien auf die Einzelqualitäten
der verschiedenen Sinne müssen daher aufgegeben werden, um so mehr,
als gerade sie sich teils in Widersprüche verwickeln teils die Tatsachen
unerklärt lassen. Übrigens bin ich erst nach dem Druck der ersten
Hälfte dieses Werkes darauf aufmerksam geworden, daß sich bereits
A. horwicz in seinen nach vielen Richtungen anregenden "psychologischen
Analysen auf physiologischer Grandlage" (Halle 1872, S. 108) für die
Indifferenz der Funktion der Nervenelemente ausgesprochen hat; ebenso schon
früher G. H. lewes in seiner "physiology of common life" (vol. II,
London 1860, chap. VIII) und wieder in seinem neuesten Werke "problems
of life and mind" (London 1874 p. 135).
Die Untersuchungen des vierten Abschnitts, namentlich
die im neunzehnten Kapitel dargestellten Versuche über den Eintritt
und Verlauf der durch äußere Eindrücke erweckten Sinnesvorstellungen,
haben den Verfasser seit vierzehn Jahren, freilich mit vielen durch andere
Arbeiten und durch die Beschaffung der notwendigen Apparate verursachten
Unterbrechungen, beschäftigt. Die ersten Resultate sind schon im Jahre
1861 der Naturforscherversammlung in Speyer vorgetragen worden. Seitdem
sind noch von anderer Seite mehrere beachtungswerte Abhandlungen über
den gleichen Gegenstand erschienen. An einer Verwertung der gewonnenen
Tatsachen für die Theorie des Bewußtseins und der Aufmerksamkeit
hat es aber bis jetzt gefehlt. Möchte es mir gelungen sein, diesem
wichtigen Zweige der physiologischen Psychologie wenigstens einen vorläufigen
Abschluß gegeben zu haben.
Schließlich kann ich nicht umhin, den polemischen
Ausführungen gegen HERBART hier die Bitte beizufügen,
daß man nach denselben zugleich die Bedeutung bemessen möge,
die ich den psychologischen Arbeiten dieses Philosophen beilege, dem ich
nächst KANT in der Ausbildung eigener philosophischer
Ansichten am meisten verdanke. Ebenso brauche ich mit Rücksicht auf
die im vorletzten Kapitel enthaltene Bekämpfung von DARWIN's
Theorie der Ausdrucksbewegungen kaum erst zu betonen, wie sehr auch das
gegenwärtige Werk von den allgemeinen Anschauungen durchdrungen ist,
welche durch DARWIN ein unverlierbarer Besitz der
Naturforschung geworden sind.
Heidelberg, im März 1874.
W. Wundt.
Inhaltsverzeichnis.
Einleitung.
1. Aufgabe der physiologischen Psychologie.
Anwendung der Mathematik in der Psychologie.
2. Psychologische Vorbegriffe.
Die Begriffe Seele und Geist. Die Lehre von den
Seelenvermögen.
Erster Abschnitt. Physiologische Eigenschaften
des Nervensystems.
Erstes Kapitel. Allgemeine Beziehungen
des Nervensystems zum Gesamtorganismus
Erste Entwicklung des Nervensystems. Einfluß des Nervensystems
auf die Entwicklungsvorgänge.
Zweites Kapitel. Bauelemente des Nervensystems.
Formbestandteile des Nervengewebes. Chemische Bestandteile
der Nervensubstanz. Funktionelle Bedeutung der Formelemente. Vermutungen
über die feinere Struktur der Nervenelemente.
Drittes Kapitel. Formentwicklung der
Zentralorgane.
Rückenmark. Allgemeine Übersicht der Gehirnentwicklung.
Verlängertes Mark. Kleinhirn. Mittelhirn und Hirnschenkel. Zwischenhirn
und Sehhügelgebiet. Vorderhirn. Ganglien des Vorderhirns. Stabkranz.
Riechkolben. Seitliche Hirnkammern. Gewölbe, Balken und Bogenwindung.
Hakenwindung und Ammonshorn. Entwicklung der äußern Gehirnform.
Faltung der Klein- und Großhirnoberfläche. Entwicklung und Ursachen
der Gehirnfurchung.
Viertes Kapitel. Verlauf der nervösen
Leitungsbahnen.
Allgemeine Verhältnisse der Leitung. Hilfsmittel zur Erforschung
der Leitungswege. Das BELL'sche Gesetz. Peripherischer Verlauf der Nerven.
Leitung im Rückenmark. Schlüsse aus Kontinuitätstrennungen.
Reflexleitung. Veränderte Reizbarkeit. Schlüsse aus den Strukturverhältnissen.
Einzelne Leitungsbahnen. Ausgleichung von Leitungsstörungen. Kreuzungen
im verlängerten Mark und in den Hirnschenkeln. Leitung im verlängerten
Mark. Zweigbahn nach dem kleinen Gehirn. Struktur der Kleinhirnrinde. Faserverlauf
durch die Brücke. Bildung der Hirnschenkel. Bahn der Hirnschenkelschleife.
Vierhügel. Bahn der Hirnschenkelhaube. Sehhügel. Bahn des Hirnschenkelfußes.
Streifenhügel. Zentrale Olfactoriusbahn. Endigung der Leitungsbahnen
in der Großhirnrinde. Struktur der Großhirnrinde. Bedeutung
der Commissuren- und Bogenfasern. Rückblick. Physiologische und pathologische
Bestätigungen. Schlußergebnisse. Physiologische Bedeutung der
Faserkreuzungen.
Fünftes Kapitel. Physiologische
Funktion der Zentralteile
Einfluß der grauen Substanz auf die geleiteten Vorgänge.
Der Reflexvorgang. Reflevorgänge vom verlängerten Mark aus. Reflexvorgänge
im Gebiet der Gehirnnerven. Automatische Erregungen im verlängerten
Mark. Automatische Erregungen in den vordern Hirnteilen. Funktion der Vierhügel.
Funktion der Sehhügel. Funktion der Streifenhügel. Funktion der
Hirnschenkel. Funktion des Kleinhirns. Funktion der Großhirnhemisphären.
Allgemeine Grundgesetze der zentralen Funktionen. Geschichte der Anschauungen
über die Funktion der Zentralteile.
Sechstes Kapitel. Allgemeine physiologische
Mechanik des Nervensystems
Plan der Untersuchung. Das Prinzip von der Erhaltung der Arbeit. Reizungsvorgänge
in der Nervenfaser. Untersuchungsmethoden. Theorie der Nervenreizung. Reizungsvorgänge
in der Ganglienzelle. Theorie der zentralen Innervation. Schluß des
Abschnitts.
Zweiter Abschnitt. Von den Empfindungen.
Siebentes Kapitel. Allgemeine Eigenschaften
der Empfindung
Arten der Empfindung. Die Sinnesreize in ihrer Beziehung zu den Empfindungen.
Achtes Kapitel. Intensität der Empfindung.
Allgemeine Abhängigkeit der Empfindung von der Reizstärke.
Beziehung zwischen Reizstärke und Nervenprozeß. Reizempfindlichkeit
und Reizempfänglichkeit. Abhängigkeit der Reizschwelle von Ort
und Ausdehnung des Reizes. Bestimmung der Reizhöhe. Reiz- und Empfindungsumfang.
Maßmethoden der Empfindungsänderung. Das psychophysische Grundgesetz.
Mathematischer Ausdruck des psychophysischen Grundgesetzes. Bedeutung der
negativen Empfindungsgrößen. Kardinalwert des Reizes und der
Empfindung. Bewährungen des psychophysischen Grundgesetzes. Lichtempfindungen.
Temperaturempfindungen. Schallstärken.
Neuntes Kapitel. Qualität der Empfindung.
Allgemeine Klassifikation der Empfindungsqualitäten. Beziehung
der Empfindungsqualität zur Struktur der Sinnesorgane. Nervenendigung
im Gehörapparat. Nervenendigung in der Netzhaut des Auges. Endigungen
der Tast- und Gefühlsnerven. Physiologische Bedeutung der verschiedenen
Endigungsformen der Sinnesnerven. Widerlegung der Lehre von der spezifischen
Energie der Sinnesnerven. Gehörempfindungen. Klang und Geräusch.
Analyse der Klänge und Geräusche in der Empfindung. Untere und
obere Grenze der Tonempfindungen. Beziehung der Tonhöhe zur Schwingungszahl.
Die Tonlinie. Zusammenklang. Kombinationstöne. Störungen des
Zusammenklangs durch Schwebungen. Wesen der Dissonanz. Schwebungen der
Obertöne und Kombinationstöne. Lichtempfindungen. Qualität
der Farben. Farbenlinie. Sättigung der Farben. Gesetze der Farbenmischung.
Die Farbenfläche. Schlußfolgerungen aus der Gestalt der Farbenfläche.
Abstufung der Farbensättigung. Allgemeinste Form der Farbenfläche.
Lichtstärke. Ihr Einfluß auf Sättigung und Farbenton. Die
Lichtempfindungen als Kontinuum von drei Dimensionen. Veränderte Reizbarkeit
der Netzhaut. Nachbilder. Farbiges Abklingen kurz dauernder Lichtreizungen.
Kritik der YOUNG'schen Hypothese. Monochromatische
Reizung. Farbenblindheit. Kontraste der Lichtempfindungen. Abhängigkeit
des Kontrastes von Farbenton, Sättigung und Helligkeit. Einfluß
früherer Eindrücke auf den Kontrast. Theorie der Kontrasterscheinungen.
Allgemeines Gesetz der Beziehung. Kritik der physiologischen und der empiristischen
Theorie des Kontrastes. Allgemeine Bedeutung des psychophysischen Gesetzes.
Zehntes Kapitel. Sinnliche Gefühle
Allgemeine Natur der sinnlichen Gefühle. Gesetz der Beziehung
und der Assoziation. Einfluß der Empfindungsdauer. Abhängigkeit
der Gefühle von der Empfindungsintensität. Abhängigkeit
der Gefühle von der Empfindungsqualität. Gefühlston der
Klangempfindungen. Gefühlston der Lichtempfindungen. Wirkung der Farbenverbindungen.
Sinnliche Gefühle als Elemente ästhetischer Wirkung. Vergleichende
Analyse der Klang- und Lichtgefühle. Einfluß der Assoziation
auf die Gefühle. Analogien der Empfindung. Einfluß des Selbstbewußtseins.
Subjektive und objektive Gefühle. Psychologische Ursachen der Gefühle.
Kritik der psychologischen Theorien.
Dritter Abschnitt. Von den Vorstellungen.
Elftes Kapitel. Begriff und Arten
der Vorstellung.
Verhältnis der Vorstellung zur Empfindung. Einteilung
der Vorstellungen. Ästhetische Gefühle.
Zwölftes Kapitel. Tast- und Bewegungsvorstellungen.
Methoden zur Bestimmung der Raumschwelle des Tastsinnes. WEBER's
Empfindungskreise. Einfluß der Bewegung und Übung auf die Empfindungskreise.
Veränderungen der Hautempfindlichkeit. Theorie der Lokalisation. Physiologische
Bedingungen der Lokalisation. Bestandteile der Bewegungsvorstellung. Entstehung
der Bewegungsvorstellung. Kritik der Theorien.
Dreizehntes Kapitel. Gehörsvorstellungen.
Bestandteile und Eigenschaften der Gehörsvorstellungen. Konstante
Klangverwandtschaft. Variable und direkte Klangverwandtschaft. Harmonische
Klangintervalle. Umsetzungen der harmonischen Intervalle in die Oktave.
Indirekte Klangverwandtschaft. Harmonische Dreiklänge. Dur- und Mollakkorde.
Grundgesetze des Rhythmus. Takt, Reihe und Periode. Qualitativer Klangwechsel.
Melodie. Ansichten über die Ursachen der Harmonie.
Vierzehntes Kapitel. Gesichtsvorstellungen
Allgemeine Beschaffenheit der Gesichtsvorstellungen. Genauigkeit des
direkten und indirekten Sehens. Der blinde Fleck. Ausfüllung des blinden
Flecks. Verlegung der Netzhautbilder nach den Visirlinien. Entfernungsschätzung
durch Accommodation. Sehfeld des ruhenden Auges. Bewegungen des Auges.
Prinzip der einfachsten Innervation. LISTING'sches Gesetz
der Drehungen. Gesetz der konstanten Orientierung. Einfluß der Augenbewegungen
auf die Gesichtsvorstellungen. Blickfeld und Sehfeld. Veränderungen
der Gesichtsvorstellung bei Augenmuskellähmungen. Genauigkeit des
Augenmaßes. Augenmaß in verschiedenen Richtungen des Sehfeldes.
Einfluß der Ausfüllung des Sehfeldes auf das Augenmaß.
Pseudoskopische Erscheinungen aus verschiedenen Ursachen. Theorien über
die Täuschungen des Augenmaßes. Täuschungen über die
Bewegung der Objekte. Binokulares Sehen. Bewegungen des Doppelauges. Einfluß
der Lichteindrücke auf die Innervation des Doppelauges. Identische,
korrespondierende Punkte und Deckpunkte. Bedingungen des Einfach- und Doppelsehens.
Einfachsehen bei concomitierendem Schielen. Lage der korrespondierenden
Punkte. Physiologische Bedeutung des Horopters. Binokulare Vereinigung
verschiedenartiger Bilder. Allgemeine Bedeutung des Binokularsehens. Sekundäre
Hilfsmittel der Tiefenvorstellung. Gesichtswinkel. Perspektive. Durchsichtigkeit
und Glanz. Stereoskopische Versuche. Das Stereoskop. Projektion binokularer
Nachbilder. Binokularer Kontrast. Wettstreit der Sehfelder und binokulare
Farbenmischung. Psychologische Entwicklung der Gesichtsvorstellungen. Kritik
der Theorien. Erfahrungen an operierten Blindgeborenen.
Fünfzehntes Kapitel. Einbildungsvorstellungen.
Allgemeine Eigenschaften derselben. Erinnerungs- und Phantasiebilder.
Halluzinationen. Illusionen. Physiologische und phantastische Illusion.
Phantasmen des Traumes. Analogie des Traumes und der geistigen Störung.
Allgemeine Ursachen der Einbildungsvorstellungen.
Sechszehntes Kapitel. Komplexe Vorstellungen,
Allgemeinvorstellungen und Anschauungsformen.
Komplexe Vorstellungen aus disparaten Empfindungen. Komplikation der
Vorstellungen mit Ausdrucksbewegungen. Komplikationen der Sprachlaute und
Schriftzeichen. Bildung der Allgemeinvorstellungen. Allgemeinvorstellung
und Begriff. Abstrakte Begriffe. Zeitanschauung. Zahlbegriff und arithmetische
Operationen. Raumanschauung. Irrationale und imaginäre Zahlen. Der
imaginäre Raumbegriff. Objektive Bedeutung der Anschauungsformen.
Siebenzehntes Kapitel. Ästhetische
Gefühle.
Harmonie und Rhythmus. Symmetrie und Proportionalität der Formen.
Höhere Symmetrie organischer Formen. Abhängigkeit der ästhetischen
Wirkung vom Inhalt der Vorstellungen. Wesen und Bedeutung der höheren
ästhetischen Gefühle. Psychologische Theorien.
Vierter Abschnitt. Von dem Bewußtsein und
der Wechselwirkung der Vorstellungen.
Achtzehntes Kapitel. Bewußtsein
und Aufmerksamkeit
Verhältnis zum Unbewußten. Logische Einkleidung der psychologischen
Vorgänge. Psychologische Bedingungen des Bewußtseins. Physiologische
Bedingungen des Bewußtseins. Einheit des Bewußtseins. Selbstbewußtsein.
Perzeption und Apperzeption. Inneres Blickfeld. Bedingungen der Apperzeption.
Anpassung der Aufmerksamkeit. Beziehung der Aufmerksamkeit zur willkürlichen
Bewegung. Die Gefühle und das Bewußtsein. Verhältnis der
Apperzeption zum ganzen inneren Blickfeld.
Neunzehntes Kapitel. Verlauf und Assoziation
der Vorstellungen
Auffassung äußerer Eindrücke. Die physiologische Zeit.
Auffassung bekannter zeitlich unbestimmter Eindrücke. Abhängigkeit
der physiologischen Zeit von der Reizstärke. Auffassung bekannter
zeitlich bestimmter Eindrücke. Auffassung unbekannter zeitlich unbestimmter
Eindrücke. Abhängigkeit der Perzeptions- und Reaktionsdauer von
der Reizstärke. Unerwartete Eindrücke. Einschaltung einer Willenszeit.
Störungen der Apperzeption durch Nebenreize. Bestimmung der Apperzeptionsdauer
durch aufeinanderfolgende Reize. Täuschungen über das Zeitverhältnis
der Eindrücke. Einordnung disparater Eindrücke in eine regelmäßige
Vorstellungsreihe. Persönliche Gleichung der Astronomen. Ableitung
der Zeitverschiebungen aus den Spannungsgesetzen der Aufmerksamkeit. Theorie
der Apperzeption und des Verlaufs der Sinnesvorstellungen. Zur Geschichte
der Apperzeptionsversuche. Schwankungen der physiologischen Zeit. Untersuchungsmethoden.
Registrierapparate. Passageapparate. Verlauf der reproduzierten Vorstellungen.
Zeitschätzung bei der Reproduktion der Vorstellungen. Absolute Zeitschätzung.
Relative Zeitschätzung. Gesetze der reproduktiven Zeitvorstellung.
Assoziation der reproduzierten Vorstellungen. Prinzip der Verwandtschaft
und der assoziativen Gewöhnung. Ursachen der Reproduktion. Physiologischer
Grund der Assoziationsgesetze. Psychologische Bedeutung der Assoziationsgesetze.
Einfluß der Aufmerksamkeit auf die Assoziation. Gesetz des Kontrastes.
HERBART's
Mechanik der Vorstellungen. BENEKE's psychologische
Theorien.
Zwanzigstes Kapitel. Gemütsbewegungen.
Allgemeine Formen der Gemütsbewegung. Affekte. Körperliche
Rückwirkungen der Affekte. Psychologische Ursachen des Affektes. Triebe.
Grundformen des Begehrens und Widerstrebens. Angeborene Triebe oder Instinkte.
Theorie der Instinkte. Mitwirkung der Intelligenz bei den Instinkten. Intellektuelle
und moralische Triebe. Beziehung der Triebe zu den Gefühlen und Affekten.
Die Temperamente. Kritik der Theorien.
Fünfter Abschnitt. Von den Bewegungen.
Einundzwanzigstes Kapitel. Reflex-
und Willkürbewegungen.
Ursprung der äußern Bewegung aus der Gemütsbewegung.
Bewußte und unbewußte Bewegungen. Die einfache Reflexbewegung.
Anpassungserscheinungen bei Rückenmarksreflexen. Zusammengesetzte
Gehirnreflexe. Die Willkürbewegung. Die Willensfreiheit. Doppelte
Determination des Willens. Historisch-Kritisches.
Zweiundzwanzigstes Kapitel. Ausdrucksbewegungen.
Äußerung der Gemütsbewegungen. Drei Gesetze des Ausdrucks.
Prinzip der direkten Innervationsänderung. Prinzip der Assoziation
analoger Empfindungen. Prinzip der Beziehung der Bewegung zu Sinnesvorstellungen.
Kombinierte Wirkungen der drei Ausdrucksgesetze. Äußerung der
Vorstellungen. Gebärdensprache. Demonstrierende und malende Gebärden.
Lautsprache. Der Sprachlaut als Klanggebärde. Direkte und indirekte
Onomatopoiesis. Demonstrative und prädikative Wurzeln. Interjektionen.
Sprache und Apperzeption. Theorien über Mimik und Sprache.
Dreiundzwanzigstes Kapitel. Schlußbetrachtungen.
Prinzip der durchgängigen Wechselwirkung. Dualistische Systeme.
Monistische Ansichten. Materialismus. Idealismus. Realismus. Idealrealismus.
Monadologische Systeme. Einheit der Seele. Das Bewußtsein als Selbstauffassung.
Seele und Welt.