Steckbrief

  • Länge des Aufenthalts

    01.09.2021 – 31.03.2022
  • Lehrsprache

    Englisch
  • Studienrichtung

    Natur- und Geowissenschaften
  • Studiengang, Studienabschluss

    Chemie M. Sc., Master of Science
  • Förderprogramm

    Erasmus+
  • War Ihr Studium im Ausland freiwillig oder obligatorisch in Ihrem Studium vorgeschrieben?

    Freiwillig
  • Haben sich Ihre Erwartungen an das Studium im Ausland erfüllt?

    Mehr als erfüllt
  • E-Mail-Adresse

  • Instagram Account

Vor dem Studium im Ausland

Gerade nach den ersten Jahren Corona hatte sich meine Situation hier in Deutschland etwas festgefahren und ich wollte einfach mal weg. Was eignet sich da besser als das Studium nebenbei fortzuführen und durch einen Erasmusaufenthalt ins Ausland zu verschwinden.

Helsinki hat sich durch mein Interesse am Norden angeboten und es befindet sich ja tatsächlich in Europa (sehr in der Ecke, weshalb es mir immer nicht so aufgefallen ist). Helsinki ist besser aufgestellt in Sachen Radiochemie, was mich sehr interessiert hat. In Leipzig wird Radiochemie nicht so umfangreich angeboten. Ebenfalls hatten mich zahlreiche Urlaube in Schweden und Norwegen schon mit der Gegend vertraut gemacht. Das Ziel stand also fest.

Mit der Planung habe ich als Planungsgenie quasi 2 Tage vor der Frist in Helsinki begonnen. Das hat mehr Stress gemacht als eigentlich nötig war. Dadurch, dass das Wintersemester in Helsinki früher startet als das Wintersemester in Leipzig, ist auch die Einschreibefrist eher! Das wäre gut zu wissen gewesen. Jedoch waren die Austauschkoodinator:innen in Finnland sehr freundlich und sich dem Problem bewusst, sodass meine Bewerbung auch verspätet noch eingereicht werden konnte.

Für eine Wohnung kann man sich direkt beim Bewerben an der Uni mitbewerben und bekommt dann ein Angebot passend vor Anreise. Finanziell betrachtet hätte ich wahrscheinlich ein preiswerteres Angebot besser gefunden, aber so war es sehr einfach.

Die Bewerbung für das Erasmus+ Stipendium war einfach. Da die Finanzierung jedoch nicht ausreichte, habe ich eigene Finanzmittel ebenfalls dazu nehmen müssen (Grund hier die teure Unterkunft und generell höhere Lebenskosten in Finnland).

Ich habe im Semester davor einen Finnischkurs am Spracheninstitut besucht. Ich würde jedem empfehlen, einen Sprachkurs zu besuchen, obwohl die Leute in Finnland auch gut Englisch sprechen. Das ganze Leben dort kann sehr überwältigend sein, sodass ein wenig Sprachkenntnisse sehr hilfreich sind. Außerdem freuen sich die Finnen über jeden Einzelnen, der wenigstens versucht, finnisch zu sprechen. Außerdem habe ich im Sprachkurs einige nette Insider-Tipps über Helsinki erhalten.

Für das universitäre Leben in Helsinki reichen jedoch gute Englisch-Kenntnisse aus, würde ich sagen. Wer jedoch seinen Aufenthalt auf das Leben (sei es mit den Mentoren oder generell in Bars oder auf Events) erweitern will, dem würde ich raten, einen Sprachkurs zu belegen. Verzweifelte Versuche einen finnischen Satz zu bilden, haben bei mir oft geholfen, das Eis zu den recht distanzierten Finnen zu brechen oder ein Lächeln an der Kasse zu produzieren. Finnen freuen sich darüber, wenn ausländische Menschen versuchen, ihre Sprache zu sprechen (so wurde es mir zugetragen).

Während des Studiums im Ausland

Ich fand das studentische Leben sehr gut. Für die Austauschstudenten wurden finnische Events ein wenig internationalisiert, sodass Traditionen mitgelebt und genossen werden konnten. Ich habe mich durch die von mir gewählten Kurse in die Radiochemie vertieft. Die Arbeitsgruppe ist kompetent und bietet interessante Kurse an. Weiterhin habe ich einen Vertiefungskurs in einer der dortigen Arbeitsgruppen gemacht und das war auch eine schöne Erfahrung.

Ich habe in einem Wohnheim gewohnt in dem hauptsächlich internationale Studierende gewohnt haben. Das war für den Anfang sehr nett, da man sehr einfach an Kontakte gekommen ist. Später jedoch hätte ich mir eine weniger internationale Wohnsituation gewünscht, denn den ganzen Tag über Deutsche zu stolpern obwohl man aus Deutschland weg sein möchte war ein wenig ernüchternd. Jedoch war das der einfachste Weg in Helsinki gut angeschlossen und anständig zu Wohnen.

Ich habe im UniHome gewohnt. Auch möglich wäre es gewesen sich für ein Hoas apartment oder WG zu bewerben. Vielleicht wäre dies weniger international gewesen. An UniHome habe ich jedoch nichts großartig auszusetzen gehabt.

Meine Unterkunft hat 560€ im Monat gekostet. Dabei handelte es sich um ein Ein-Zimmer-Apartment ohne Backofen, dafür aber mit schöner Aussicht auf Helsinki. Für Essen muss man mehr Geld hinlegen als in Deutschland. Für mich ca. 300€ im Monat als eine Person, die viel isst und auch rum probiert, was es so gibt und nicht so auf den Preis achtet. Für öffentliche Verkehrsmittel gab es mit einem Studentenrabatt ein Monatsticket für 35€ (Zone AB - die reichte für mich vollkommen aus).

Ich hatte vor der Abreise nicht mit so hohen Lebensmittelkosten oder Kosten für Sauna, Bier in einer Bar, etc. gerechnet. Das Leben ist definitiv teurer im Norden.

Ich kann sehr empfehlen, im finnischen Lappland Urlaub zu machen. Sei es für eine Mehrtageswanderung, für welche es zahlreiche Karten und Trails gibt (ich hatte das Glück eine Ortsansässige Infoquelle dafür kennen zu lernen) oder einfach nur Urlaub in einem Hotel o.ä.

Gerade im Herbst (2. und 3. Septemberwoche) sieht die Landschaft dort herbstlich aus. Der Winter ist auch sehr schön.

In Helsinki finde ich die Inseln im Süden sehr schön. Die Natur ist anders und sehenswert.

Nach dem Studium im Ausland

Anerkannt bekommen habe ich fast alles. Es empfiehlt sich vor der Kurswahl kurz mit Leipzig Rücksprache zu halten, sodass die Änderung im Learning Agreement auch dann so gemacht wird. Alles, was im LA so vereinbart wurde, wurde am Ende auch angerechnet. Sogar die Anrechnung des Vertiefungskurses hat problemlos geklappt. Die zahlreichen Radiochemiekurse wurden anerkannt, ohne dafür einen passenden Äquivalentkurs in Leipzig zu finden.

Ich vermisse das finnische Sauerteigbrot, die Nähe zum Meer und das Wohnen in einem sehr naturbelassenen Stadtteil mit sehr gutem Anschluss an die Stadt.

Die Rückkehr nach Leipzig war für mich recht problemlos. Ich hatte die verbleibende Zeit zwischen dem Ende meines Studiums in Helsinki und dem Semesterstart in Leipzig noch in Finnland verbracht, sodass es hier dann sofort weiter gehen konnte ohne Zeitraum zum Vermissen der Zeit in Finnland. Weggehen aus Helsinki war für mich schwieriger als Weggehen aus Leipzig. Darauf solltet ihr euch einstellen. Eine gute Beschäftigung für etwaige Freizeit hier in Leipzig ist bestimmt gut.

Man weiß nie, was das Leben bringt. Einen guten Überblick über die Möglichkeiten zu haben, ist gut und das finde ich geht nur, wenn man mal woanders hingeht.