Steckbrief

  • Länge des Aufenthalts

    03.01.2022 – 30.06.2023
  • Lehrsprache

    Englisch
  • Studienrichtung

    Sportwissenschaft
  • Studiengang, Studienabschluss

    Sportwissenschaft B. A., Bachelor of Arts
  • Förderprogramm

    Erasmus+ , Auslands-BAföG
  • War Ihr Studium im Ausland freiwillig oder obligatorisch in Ihrem Studium vorgeschrieben?

    Freiwillig
  • Haben sich Ihre Erwartungen an das Studium im Ausland erfüllt?

    Mehr als erfüllt
  • E-Mail-Adresse

Vor dem Studium im Ausland

Schon seit meiner Kindheit war es mein absoluter Traum, eine Reise nach Norwegen zu machen. Die Natur und meine Leidenschaft für Winter- und Outdoorsport waren sicher die Hauptargumente. Ich denke aber auch, dass es wichtig ist, das Bekannte mal hinter sich zu lassen und sich in unbekannte Gewässer zu wagen. Für die meisten Student*innen gehört ein Auslandsaufenthalt zu den Highlights ihres Studentenlebens, wobei man neue Erfahrungen macht, interessante Menschen verschiedenster Herkunft kennenlernt, tolle Trips unternimmt und einfach eine tolle Zeit hat. Das wollte ich auch gerne erleben. Außerdem gehört die Norwegian School of Sport Science zu den renommiertesten Sporthochschulen in Norwegen und ich war gespannt darauf, wie das Studium und die Lehre an anderen Universitäten strukturiert sind.

Ich habe mich zwei Monate vor Bewerbungsschluss (Mitte Dezember) und damit 14 Monate vor Antritt des Auslandsstudiums begonnen, mich mit den Anforderungen und dem Bewerbungsverfahren auseinanderzusetzen. Ich kann euch nur raten, euch wirklich frühzeitig um die Organisation zu kümmern. In einem Learning Agreement müsst ihr eure Fachwahl im Ausland angeben und könnt euch Module für eure Heim-Uni anrechnen lassen. Dafür solltet ihr die Inhalte der Module genauer unter die Lupe nehmen und wenn möglich, die Modulbelegungen an eurer Heim-Uni damit abstimmen. Ich konnte mir jedoch nichts mehr anrechnen lassen, da ich durch die Pandemie erst in meinem 7. Fachsemester die Möglichkeit auf einen Austausch hatte.

Auf eine Studentenunterkunft musste man sich über eine Organisation bewerben, die alle Wohnheime in Oslo verwaltet (SiO). Man konnte Wunschstandorte priorisieren - ich hatte Glück und bekam eines der preiswertesten Zimmer für ca. 420 Euro im Monat, die meisten lagen jedoch bei ca. 500 - 600 Euro.

Die hauptsächliche Unterrichtssprache an meiner Partnerhochschule war Englisch. Dafür besuchte ich keine Sprachkurse. In Skandinavien sprechen nahezu alle hervorragend Englisch, selbst ältere Leute. Ich habe dennoch vorher an der Uni Leipzig einen Norwegisch A1 Sprachkurs gemacht und hatte damit ein paar Basics, die im Alltag ganz brauchbar waren. Man braucht Norwegisch nicht unbedingt, sucht man jedoch Kontakt zu den Norwegern, kommt man um die Sprache nicht herum. Wenngleich alle gut Englisch sprechen können, so ist die Hemmschwelle teilweise hoch, dies auch wirklich in der Freizeit oder auf Partys zu tun.

Während des Studiums im Ausland

Das Studieren an der Partnerhochschule empfand ich als sehr familiär. Die Kursgruppen hatten die Größe von Schulklassen, Lehrkräfte und Studierenden dutzten sich gegenseitig. Generell sind die Hierarchien in Norwegen eher flach und die Lehrkräfte waren sehr hilfsbereit. E-Mails wurden meistens am selben Tag noch beantwortet und im Laufe des Semesters wurden immer wieder Möglichkeiten auf Hilfs- oder Praktikumsarbeiten kommuniziert. Zwei Kurse fanden pandemiebedingt leider nur online statt, einer jedoch in Präsenz und zusammen mit norwegischen Studierenden. Leider war der Kontakt zu den norwegischen Kommilitonen nicht gerade ausführlich, was ich sehr schade fand. Dafür war der Zusammenhalt unter den Erasmus-Studierenden umso besser - es gab Lern- und Arbeitsgruppen und man musste den Unitag keineswegs allein durchleben.

Es gab zu Beginn des Semesters eine Buddy Week von und für Auslandsstudierende, wo sich alle direkt bei Outdooraktivitäten, Museumsausflügen, Capture the Flag und Lagerfeuer kennenlernen konnten. Außerdem konnte man kostenlos am Hochschulsport teilnehmen. Eine echte Empfehlung sind die Studierendenorganisationen an der Uni. Diese bieten sehr coole Wochenendtrips im laufenden Semester an: Skilager, Wanderwochenenden, Eisbaden und vieles mehr. Das ist auch eine gute Möglichkeit, norwegische Studierende kennenzulernen.

Ich habe während meines Aufenthalts in einem Studentenwohnheim in Kringsja gewohnt. Das liegt etwas außerhalb vom Zentrum, dafür aber direkt an einem See und am Wald. Ich hatte ein kleines, recht spartanisches Einzelzimmer und habe mir ein Bad mit einer weiteren Person geteilt. Die Küche wurde von insgesamt 7 Personen genutzt, sodass man eigentlich selten allein essen musste. Gleichzeitig war das auch eine schöne Möglichkeit, sich mit den anderen Mitbewohnern zu treffen und auszutauschen oder gemeinsam zu kochen.

Die Wohnheime bilden kleine Studentendörfer mit Café, Fitnessstudio und Supermarkt, man hat sozusagen alles Wichtige direkt vor der Nase, weshalb ich es empfehlen kann, dort zu wohnen.

Neben dem Erasmus Stipendium habe ich noch Auslands-BAfÖG erhalten und bin damit finanziell für die Grundkosten ganz gut über die Runden gekommen. Norwegen ist aber auf jeden Fall ein sehr teures Land, ich war schon ein wenig schockiert bei den ersten Einkäufen im Supermarkt. Für zusätzliche Ausflüge, Kleidung/Elektronik und die Freizeitgestaltung reicht das Stipendium und die BAfÖG-Förderung definitiv nicht aus. Genussmittel kosten in Norwegen relativ viel Geld: ein Kaffee kostet ca. 4 Euro, ein Stück Kuchen 5-6 € und ein Bier in der Kneipe 10 €. Für Wohnen, Lebensmittel und öffentliche Transportmittel sollte man schon minimal 850 €/ Monat einplanen. Unerwartet hoch waren für mich die Zusatzkosten für die Maut auf Schnellstraßen. Durch viele Trips mit dem Auto kam da eine recht große Summe zusammen. Hier hätte es sich gelohnt, sein Autokennzeichen gegen eine Gebühr zu registrieren und damit Geld zu sparen.

Ich durfte während meines Auslandsaufenthaltes sehr viele neue Dinge und Menschen aus verschiedensten Ländern kennenlernen. Ich bin selbstbewusster geworden im Umgang mit unbekannten und neuen Situationen und wusste danach ein kleines Stückchen mehr, welche alternative Richtung mein Leben noch nehmen könnte. Ich habe mit den anderen Auslandsstudierenden viele Ausflüge unternommen und dabei einzigartige Natur zu Gesicht bekommen. Ich habe Elche, Rentiere, Polarlichter und Gletscher gesehen, bin von Hütte zu Hütte gewandert, war in Fjorden schwimmen und war am Holmenkollen neben den großen Wintersportstars Skifahren. Diese Erlebnisse sind für mich unvergesslich und ich bin wahnsinnig froh, dass Erasmus mir das ermöglicht hat.

Oslo hat sehr viel an moderner Kunst zu bieten. Wenn ihr selbst einen Auslandsaufenthalt dort plant, dann schaut euch die zahlreichen Museen und Galerien dort an. Ansonsten kann ich empfehlen, einfach mit Rucksack und Zelt loszuziehen und das Land zu erkunden.

Nach dem Studium im Ausland

Ich habe mir keine Leistungen anerkennen lassen.

Mit der Rückkehr nach Leipzig hatte ich große Probleme zu Beginn, vor allem weil die Covid-Maßnahmen hier noch viel strenger waren als in Norwegen. Ich kann empfehlen, sich neue Herausforderungen und Aufgaben zu suchen, auf die man sich konzentrieren kann und mit denen man sich wieder einen neuen Alltag aufbaut. Ein Auslandsaufenthalt entspricht nun einmal eher nicht einem realen Studienalltag, sondern ein Highlight jagt das Nächste, das sollte man sich bei der Rückkehr vor Augen führen.

Man sollte Entdecker*in bleiben, weil es so viel Neues zu entdecken gibt, was einen bereichert, überrascht, hinterfragen lässt und herausfordert.