Steckbrief

  • Länge des Aufenthalts

    01.08.2018 – 31.03.2019
  • Lehrsprache

    Englisch
  • Studienrichtung

    Geistes- und Sprachwissenschaften
  • Studiengang, Studienabschluss

    Germanistik B. A., Bachelor of Arts
  • Förderprogramm

    Erasmus+ , DAAD Stipendium
  • War Ihr Studium im Ausland freiwillig oder obligatorisch in Ihrem Studium vorgeschrieben?

    Freiwillig
  • Haben sich Ihre Erwartungen an das Studium im Ausland erfüllt?

    Erfüllt
  • E-Mail-Adresse

Vor dem Studium im Ausland

Ich bin unvoreingenommen zu einem Informationsabend meiner Fakultät gegangen. Dort wurden uns verschiedene Möglichkeiten vorgestellt und auch nahe gelegt, dass wir nicht die "typischen" Länder aussuchen, in die viele Studierenden besonders gern wollen. Dazu zählen klassischerweise Großbritannien und warme Länder wie Spanien und Italien. Diese Länder sind wunderschön und ich kann jeden verstehen, den es dort hinzieht. Ich hab mich allerdings immer für die skandinavischen Länder und Sprachen interessiert. Auch weil eine Mitarbeiterin des Erasmus-Büros ebenfalls in Oslo war und ich mich öfter mit ihr darüber unterhalten habe, habe ich mich schlussendlich dafür entschieden. Meine Wünsche waren Norwegen, Schweden und Finnland und mein Erstwunsch ist es dann glücklicherweise geworden: Oslo.

Die einzelnen Bewerbungsschritte gingen dann ganz schnell und auf einmal hatte ich im März die Zusage von der Uni aus Oslo.

Ich habe erst relativ spät mit allen Vorbereitungen begonnen. Der Informationsabend, nach dem ich mich entschieden hab, war im Dezember. Erst da habe ich also angefangen, mich vorzubereiten, inklusive Jobsuche und Geld sparen. Meine Eltern konnten mich nicht unterstützen. Da ich aber schon im Inland BAFöG-berechtigt bin, habe ich auch Auslands-BAFöG bekommen, außerdem die Erasmus-Förderung. Zusammen mit meinem Gesparten bin ich dann gut über die Runden gekommen.

Die Fristen für die Zuschüsse haben bei mir ab und an etwas Stress ausgelöst, vor allem weil die zuständigen BAFöG-Ämter nicht in der eigenen Stadt sind, sondern in Deutschland verteilt, das heißt, man kann sie nur telefonisch erreichen. Außerdem kann man einzelne Dokumente auch nachreichen, solang man den Großteil rechtzeitig abgeschickt hat.

Die Unterkünfte werden ausländischen Studierenden in Oslo garantiert, was eine sehr große Last von mir genommen hat. Man kann sich Präferenzen für die Wohnheime aussuchen (Einzelappartement, WG mit geteiltem Bad+Küche, WG mit geteilter Küche, eigenes Bad, ...) und muss dann am ersten Tag in Oslo seine Schlüssel abholen. Für einen Wohnheimplatz ist es aber SEHR wichtig, die Fristen einzuhalten. Danach muss man sich auf eigene Faust etwas suchen, was sich in Oslo schwierig gestaltet. Auch die Preise für die Wohnheimzimmer waren sehr gut für internationale Studierende.

Die Hauptunterrichtssprache war Englisch, da ich einige Kurse speziell für "Internationals" belegt habe. Ich hatte außerdem einen Norwegisch-Kurs, der natürlich von Beginn an auf Norwegisch war.

Da ich Germanistik studiere, hatte ich auch zwei Kurse auf Deutsch.

Ja, ich habe in dem Semester, bevor ich nach Oslo gezogen bin, einen A1-Norwegischkurs gemacht. Das war eine gute Vorbereitung, aber der Kurs in Norwegen ging noch mal von Anfang an los und war qualitativ etwas besser, da er auch von einer Norwegerin gehalten wurde und man natürlich unmittelbare Berührungspunkte mit der Sprache hatte.

Ich würde definitiv vorher wenigstens einen Grundkurs in der Sprache belegen, damit man weiß, was auf einen zu kommt. Ich interessiere mich sehr für Sprachen. Es gab aber auch einige Studierende, die kein Wort norwegisch gesprochen haben, das war auch okay.

Ich persönlich habe bessere Erfahrungen mit dem Sprachkurs im Zielland gemacht.

Während des Studiums im Ausland

Das Studium war sehr gut. Studieren in Norwegen heißt, in Gruppen zu arbeiten. Die Lehrperson fungiert eher als Begleitung, Frontalunterricht ist nahezu ein No-Go und kommt so gut wie nie vor. Man bereitet zusammen Referate vor, diskutiert in Klein- und Großgruppen. Besonders interessant war das Seminar "Norwegian World Literature", das einen Überblick über norwegische Literatur gegeben hat. Von den Beginnen mit der "Edda" über Henrik Ibsen bis Jo Nesboe und Kinderliteratur war alles dabei. Wir haben einen Eindruck bekommen, was die Übersetzung eines Werkes mit seinem Erfolg zu tun hat und wie verschiedene Länder in Norwegen und andersrum literarisch reflektiert werden. Dabei haben uns zwei Dozentinnen unterstützt, die sich beide sehr gut ergänzt und immer für Abwechslung gesorgt haben. Wir haben gleichzeitig Kontakte zu anderen Internationals knüpfen und das Denken und die Geschichte Norwegens kennenlernen können.

Die englischsprachigen Kurse waren für die Internationals vorgeschlagen, da nicht alle so gut norwegisch können, dass sie gleich mitmachen könnten. Vor allem Kurse über Norwegische Geschichte, Gesellschaft und Politik galten speziell für Internationals als Einführung in das Gastland.

Allerdings konnten in vielen englischen Kursen auch norwegische Studierende eingeschrieben sein, was ab und zu der Fall war.

Ich habe in einem Studentenwohnheim gewohnt (Sogn). Dieses lag in der Nähe eines Sees und einer schönen Gegend zum Wandern. Generell kann man, glaube ich, mit keinem der Wohnheime in Oslo etwas falsch machen. Das Zentrum und die Uni sind eigentlich von überall gut zu erreichen, ob mit dem Fahrrad oder den Öffentlichen (oder auch zu Fuß, wenn man Zeit und Lust hat). Entweder man wohnt näher am Zentrum oder nahe der Natur mit wunderschönen Sport- und Erholungsmöglichkeiten. Gerade die großen Wohnheimkomplexe wie Sogn oder Kringsjå ähneln kleinen Dörfer. Man hat Waschmöglichkeiten, Einkaufsmöglichkeiten, Lese- und Studierräume und manchmal sogar Bars oder Pubs in unmittelbarer Nähe (und zu annehmbaren Preisen).

Ich habe in einer WG zusammen mit 5 anderen gewohnt. Während meiner Zeit gab es einen Aus- und einen Einzug, ansonsten blieben wir relativ konstant. Wir hatten zwei Bäder (eine Dusche + Toilette, eine Einzeltoilette), eine große Küche mit genügen Sitzmöglichkeiten und Schränken für alle, 2 Kühlschränke und einen Balkon.

Mein Zimmer hatte ca. 10 qm und war möbliert (Bett, Schrank, große Regalwand, mehrere kleine Regale, Schreibtisch + Stuhl und sogar ein Waschbecken + Spiegel). Ich hatte, bescheiden gesagt, eine der wunderschönsten Aussichten, die es gibt. Ich konnte von meinem Zimmer im 7. Stock direkt auf den Oslo Fjord gucken.

Ich denke, wie gesagt, man trifft mit egal welchem Wohnheim eine gute Entscheidung. Ich habe einige Wohnheime, Zimmer und Apartments besucht. Manche brauchten ein bisschen mehr Privatsphäre und haben sich nur die Küche geteilt, hatten aber ein eigenes Bad. Manche hatten ein komplettes Apartment für sich. Ich war mit meiner WG-Situation sehr zufrieden und hatte großes Glück mit meinen Mitbewohnern, ich denke aber, man wird oft auf offene, liebe, unternehmungslustige Menschen treffen.

Mein Zimmer hat ca. 400 Euro im Monat gekostet und war somit eins der günstigsten, mir hat es an nichts gefehlt und ich hatte sogar einen Fahrstuhl (für den 7. Stock sehr praktisch). Bad und Küche waren nicht nigelnagelneu, aber hatten alles was man braucht und waren sauber.

Zu den 400 Euro monatlich kamen noch Kosten für Verpflegung hinzu. Wenn man irgendwann weiß, wo man was am günstigsten bekommt (z. B. Gemüse und Obst nie im Discounter/Einkaufsladen, sondern in sogenannten "Invanderingsbutikker", wörtlich übersetzt "Einwandererläden"), dann kommt man mit ca. 50 Euro die Woche aus, was Essen angeht. Für Partys muss man sehr viel mehr einplanen, da Alkohol sehr teuer ist. Oft haben wir einfach zusammen gekocht und uns damit viel Geld gespart und trotzdem tolle Abende zusammen verbracht.

Mit einberechnen sollte man die Kaution für das Zimmer, Kosten für den WLAN-Router den man eigentlich immer braucht und Kleinigkeiten wie Bettwäsche, Geschirr und Tupperware (falls das nicht in der Wohnung vorhanden ist).

Oslo ist eine der wenigen Städte, in denen man innerhalb eines Tages Wandern gehen und (kleine) Berge besteigen kann und im Fjord baden gehen, weil alles an einem Ort zusammen kommt. Die Stadt hat so viele Gesichter, ich hab in meinen 8 Monaten selbst nicht alles erleben können.

Mein Lieblingsort war definitiv die Paradisbukta auf der größten der Inseln, Bygdøy. Allgemein verbergen die Inseln rund um Oslo allerlei schöne Geheimnisse, die nur darauf warten, aufgedeckt zu werden.

Wenn man mal etwas Lauf-faul ist, lohnt sich auch eine Fahrt mit der Linie 1 in Richtung Frognerseteren. Die fährt hoch am Holmenkollen vorbei und man hat eine tolle Aussicht über die Stadt und den Fjord.

Ein Spaziergang an der Akerselva ist ebenfalls jedes Mal aufs Neue ein Erlebnis. Und der See Sognsvann in der Nähe meines Wohnheims ist ebenfalls ein Ort, den ich bei jedem weiteren Oslo-Besuch "abhaken" werde.

Nach dem Studium im Ausland

Es hat zwar lange gedauert, bis ich meine Leistungen anerkannt bekommen habe, allerdings lag das größtenteils daran, dass ich mich im Vorhinein nicht richtig über die Anerkennung bestimmter Module informiert habe und wie ich sie in mein Studium einarbeiten kann. Eine gründliche Information und Rücksprache mit den Verantwortlichen an der Heimuni erspart in jedem Fall viel, viel Zeit!

Schlussendlich konnte ich eine Lösung finden, die Erasmus-Verantwortliche meiner Fakultät stand mir dort sehr gut zur Seite, die mit meinen aktuellen Studienleistungen zusammengepasst hat.

Am meisten geholfen hat mir die besagte, Erasmus-Koordinatorin meiner Fakultät. Wir haben uns das ein oder andere Mal zusammengesetzt und sie hat immer versucht, die besten Lösungen zu finden und keine Mühen gescheut.

Leider ging bei mir vieles durcheinander. Ich will die Schuld nicht von mir abstoßen, allerdings gab es auch das ein oder andere Mal missverständliche Äußerungen und Widersprechungen, die nicht deutlich genug waren und woraus dann im Nachhinein Unklarheiten entstanden. Schlussendlich gab es aber, wie thematisiert, ein Happy End für alle. Am besten aber man geht vorher auf Nummer Sicher und spricht alles klar und deutlich ab, egal wie viele Fragen man stellt.

Ich habe, bevor ich nach Oslo gegangen bin, meine alte WG aufgegeben und mir anschließend eine neue gesucht, weil ich nicht wusste, wann ich wiederkommen würde. Ich bin der Meinung, dass mir der Neuanfang in Leipzig gut geholfen hat. Man verändert sich während des Auslandssemesters, wächst an den Herausforderungen, und es war gut, diese meist positiven Dinge mit in einen Neustart zu nehmen, in einer neuen Wohnung mit neuen Leuten. So verfällt man weniger leicht in alte Muster, die man eventuell froh war, loszuwerden.

Versucht, die Dinge, die ihr im Ausland lernt, mit in euren neuen Alltag zu bringen. Ob es nun ein neu gewonnenes Selbstbewusstsein ist, neue Essensgewohnheiten, neue sportliche Aktivitäten, ... Ganz egal! Nehmt auch die Rückkehr in die Heimat als Sprungbrett und seid nicht zu traurig, dass das Erlebnis ""Erasmus"" vorbei ist, sondern macht das Beste aus den vergangenen Monaten. :-)

 

Was ich vermisse: Den Hummus aus meiner Lieblings-"Invnvandringsbutikk" in Grønland, die Paradisbukta, die Wohnheimkomplexe (und deren MitbewohnerInnen).

Weil es gut tut, sich regelmäßig aus seiner Komfort-Zone rauszubewegen, neuen Möglichkeiten eine Chance zu geben, sich selbst vor Herausforderungen zu stellen und es zu genießen, wenn man zurückblickt und es nicht nur geschafft hat, sondern sogar daran gewachsen ist!