Steckbrief

  • Länge des Aufenthalts

    12.08.2019 – 15.06.2020
  • Lehrsprache

    Spanisch
  • Studienrichtung

    Medizin und Pharmazie
  • Studiengang, Studienabschluss

    Medizin Staatsexamen, Staatsexamen
  • Förderprogramm

    PROMOS , Selbst finanziert
  • War Ihr Studium im Ausland freiwillig oder obligatorisch in Ihrem Studium vorgeschrieben?

    Freiwillig
  • Haben sich Ihre Erwartungen an das Studium im Ausland erfüllt?

    Mehr als erfüllt

Vor dem Studium im Ausland

Ich wollte, bevor das Studium endet und das Arbeitsleben beginnt, noch einmal längere Zeit ins Ausland. Nicht zum Reisen, sondern um dort zu leben. Außerdem wollte ich schon seit Jahren mein Spanisch verbessern, was mir am leichtesten fällt, wenn ich mich in einem Land aufhalte, in dem die Sprache gesprochen wird.

Zu Beginn habe ich außer der fristgerechten Bewerbungen für das Austauschstudium und ein Stipendium nicht viel vorbereitet. Nach Zusage des Austauschplatzes habe ich begonnen, wieder etwas Spanisch zu wiederholen. Außerdem habe ich mich zu Auslandskrankenversicherung und anderen organisatorischen Themen wie Passgültigkeit, Visum, Kreditkartenlimit und weltweite Nutzbarkeit informiert.

Nach Zusage des Austauschplatzes habe ich mich meinem Bafög-Amt über die notwendigen Schritte erkundigt, um Auslands-Bafög zu erhalten und habe meinem Bafög-Amt in Deutschland mitgeteilt, dass ich ins Ausland gehe.

Da ich immer auf den nächsten Urlaub spare, hatte ich zum Glück bereits ein gutes Polster. Dennoch habe ich in der Zeit vor meiner Abreise so viele Stunden wie möglich in meinem Nebenjob gearbeitet.

 

Ich hatte das Glück, dass eine Austauchstudentin aus Guadalajara in Leipzig war, als ich gerade meine Planung begonnen habe. Die Mitarbeiterin von AAA hat uns zusammengebracht, sodass ich sie gezielt zu Gegebenheiten in Guadalajara fragen konnte. So wusste ich, in welchen Stadtvierteln ich idealerweise wohnen könnte und auf was ich achten bzw. was ich mitnehmen soll oder nicht (wie z. B.: "Nimm dir nur maximal einen Pulli mit. Es ist immer warm und falls es doch kalt werden sollte, kannst du dir dort viel günstiger einen kaufen"). Diese Tipps waren viel wert. Außerdem wusste ich schon vor Abflug, dass ich immer einen Ansprechpartner vor Ort habe, falls ich einen brauche.

Der Unterricht war auf Spanisch. Ein Fach (in meinem zweiten Semester) konnte ich auf Englisch belegen, aber das ist eine Ausnahme.

Nein, ich habe keinen Sprachkurs belegt, sondern zu Hause etwas Grammatik und Vokabeln gelernt und vor allem mit spanischer Musik und Filmen gelernt.

Wer Vorkenntnisse der Sprache hat, kann es wie ich machen, wenn er der Typ dafür ist.

Wer eher großen Wert auf richtige Grammatik legt, kann natürlich auch einen Kurs belegen.

Außerdem gibt es die Möglichkeit, Tandems zu finden, um das Hörverstehen und Sprechen zu üben.

Während des Studiums im Ausland

Mir hat vor allem Medicina forense gut gefallen, da die Professorin viele Bilder gezeigt und uns aktiv in den Unterricht eingebunden hat.

Hier ist die Lehre anders als in Deutschland, da in eigentlich jedem Fall die Schüler Vorträge halten. Aber keine Angst! Mein Spanisch war am Anfang nicht sehr gut, aber alle Kommilitonen waren im Vorfeld sehr hilfsbereit, wenn ich Fragen zur Erstellung der Präsentation hatte und während des Vortrags waren Studenten und Professor/in immer geduldig und haben mir ausgeholfen wenn mir ein Wort nicht einfiel. Die Bewertung war nie schlechter als 90 %.

 

An der Universität Guadalajara gab es das Angebot für Spanisch-Unterricht. Ein Semester hat 150 Euro gekostet. Aber gerade wenn man nicht so fit in Grammatik ist, sieht man schnell Fortschritte.

Es gibt eine Whatsapp-Gruppe für alle Austauschstudierenden, um sich auszutauschen, zusammen feiern zu gehen oder am Wochenende Ausflüge zu machen.

Eine Woche vor Semesterbeginn bin ich nach Mexiko geflogen, um eine Wohnung zu suchen. Bei meiner Landung in Guadalajara hatte ich noch nichts gesucht gehabt. Ich habe über roomgo (wie WG- gesucht) im Internet ein Zimmer in einer WG gesucht und hatte an die 10 Besichtigungen, bevor ich etwas Passendes hatte. Die Häuser sind hier eher klein, sodass eine WG eigentlich immer auch einem ganzen Haus entspricht. Ich wollte im Zentrum oder in der Nähe der Uni wohnen. Generell sind Wohnungen in Guadalajara oft sehr einfach. Meist gibt es keine Waschmaschine, sodass man in eine der vielen Wäschereien gehen muss. Ich habe nur Gasherde und -öfen gesehen. Das ist hier die Norm. Leider haben viele Zimmer nur ein kleines oder gar kein Fenster. Daher kamen viele Wohnungen für mich nicht in Frage.

Im Endeffekt habe ich ein Zimmer im Zentrum in einer 10er WG gefunden. Da ich die Besichtigung 3 Tage vor Uni-Beginn hatte, sagte mir der Vermieter, dass in einer halben Stunde ein anderer Austauschstudent zur Besichtigung kommen würde und wenn ich das Zimmer möchte, müsste ich vorher zusagen. Das Haus hatte einen geschlossenen und einen offenen Innenhof mit vielen Pflanzen (was ich vorher in der Form hier nicht gesehen hatte). Das Zimmer war ca. 18 qm groß und es gab zwei Bäder. Vor allem der offene Innenhof und die Pflanzen waren mein Grund, um zuzusagen. Nach meinem Einzug habe ich dann auch meine Mitbewohner kennengelernt, die bei meiner Besichtigung auf Reisen, zu Besuch bei ihrer Familien oder noch nicht in der WG gewohnt haben. Ich hatte (das Pech), dass in meiner WG fünf andere Deutsche, drei Mexikaner und ein Spanier gewohnt haben. Wenn also gerade kein Spanischspachler da war, haben wir immer Deutsch geredet, was meinen Fortschritten im Spanischen nicht gerade geholfen hat. Im zweiten Semester waren wir (außer mir) eine rein spanisch sprechende WG.

 

Ich empfehle, sich auf einfachere Wohnungen einzustellen. Es ist alles Nötige vorhaben, aber es ist eben kein deutscher Standart. Viele Wohnungen hatten Schimmel. Wenn du viel Wert auf ein helles Zimmer ohne Schlimmel legst, fang vielleicht noch etwas früher mit der Suche an.

 

Einige Vermieter inkludieren in ihren Mietvertrag Bedingungen wie "Kein Ausgehen nach Mitternacht", "Keine Hauspartys" usw., aber das wird meist schon auf roomgo angezeigt.

Generell sind mexikanische Vermieter immer sehr erfreut, wenn man erzählt, dass man aus Deutschland kommt.

Meine WG war zum Glück recht günstig. Ich habe 150 Euro im Monat gezahlt. Jedoch hat mein Vermieter eine zusätzliche Gebühr für jede Nacht verlangt, in der ich Besuch hatte, sei es Freunde, Familie usw. Als mein Freund etwas länger bei mir gewohnt hat, konnten wir uns auf einen angemessenen Preis einigen.

In meiner Wäscherei habe ich einmal die Woche 3,5 Euro für Waschen, Trocknen und Legen bezahlt.

Ansonsten kostet das Leben nicht so viel. Ich bin mit 200 Euro für Essen, Trinken (ja, man muss auch Trinkwasser kaufen, da das Leitungswasser nicht trinkbar ist), Ausgehen, Shopping usw ausgegeben. Ich muss aber auch anmerken, dass ich kaum feiern und shoppen gegangen bin. Cocktails und Essen in den Straßen kosten wirklich wenig, wenn man nicht in die touristischsten Orte geht.

Reisen waren eigentlich meine Hauptausgaben. Es gibt so viel zu sehen, sodass ich fast jedes Wochenende unterwegs war. Busse sind recht günstig und mit einem Studentenausweis aus Mexiko bekommt man meist einen Rabatt von 50 % (internationale Studentenausweise gelten so gut wie nie). Auch bei vielen Touristenattraktionen in ganz Mexiko bekommt man Rabatte bis zu 50 %. Es lohnt sich also.

Inlandsflüge sind sehr günstig. Wenn man einen Ausflug an den Strand machen oder in Mexiko reisen will, findet man gute Preise.

Für kurze Strecken gibt es blablacar und Busse und auch Nachtbusse für größere Distanzen existieren.

 

Zusatzkosten fallen immer an. Sie sind jedoch meist gering und im Vergleich zu Deutschland ist das Leben in Mexiko günstiger.

Hier gibt es so viele tolle Orte.

Jeden Sonntag wird eine sehr große Straße im Zentrum von 8-14 Uhr gesperrt und es gibt im parque revolucion (parque rojo) die via recreativa. Dort kann man fast jede Sportart günstig oder gar kostenlos mitmachen. Ich habe sehr oft Slackline gemacht und einmal aerial yoga ausprobiert. Es gibt aber auch Hoola Hoop, Zumba, Fahrradfahren usw.

Jeden Sonntagabend gibt es einen Markt am Expiatorium. Dort kann man alle möglichen Speisen, Schmuck und Artesanias kaufen. Dort trifft man gefühlt alle Austauschstudenten aus gang Guadalajara.

Nach dem Studium im Ausland

Aktuell befinde ich mich noch in Mexiko.

Mir wurde vor Abreise gesagt, dass in Medizin leider nur bestimmte Fächer anerkannt werden können. Dies sei aber nicht sicher gegeben.

Ich werde also versuchen, mir ein paar Fächer anrechnen zu lassen.

Die meisten Fächer, die ich belegt habe, habe ich jedoch nach Interesse ausgewählt , auch wenn ich jetzt schon weiß, dass sie nicht angerechnet werden.

Die Rückkehr steht mir aktuell noch bevor.

Jetzt schon freue ich mich, habe aber auch etwas Bammel.

Das Leben hier ist doch sehr anders. Was ich vermissen werde, ist das schöne Wetter, die vielen tollen Früchte und Gemüse auf den Märkten und die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Mexikaner.

Mir war immer bewusst, dass mein Auslandsstudium ein Studium an einem Urlaubsort sein wird und in Deutschland das "normale" Studium weitergeht.

Es gibt so viele tolle Orte und Menschen, die man kennenlernen kann. Wenn man seine Heimat nicht verlässt, wird man vieles nie sehen.

Und auch schlechte Erfahrungen und Rückschläge sind wertvolle Erfahrungen fürs Leben.

Man sollte sich einfach trauen und auf das Beste hoffen. Meist wird man positiv überrascht.