Die AG „Global Health“ ist eine von drei inter- und transdisziplinären Forschungsgruppen des Leipzig Labs. Die Mitglieder forschen zum einen im Profilbereich „Globale Verflechtungen und Vergleiche“. Zum anderen trägt die AG zur gesundheitsbezogenen Forschung der Universität Leipzig bei, die sie durch eine transregionale und globale Perspektive entscheidend erweitert.
Körpergrenzen und Quarantänepraktiken im Globalen Kontext
Fragen von Krankheit, Gesundheit sowie von Körpervorstellungen und -erfahrungen spielen in internationalen Debatten zu globalen Verflechtungen und Globalisierungsprozessen eine immer wichtigere Rolle. Der Aufstieg von „Global Health“ zum Leitbegriff politischer Diskurse und Interventionen im Bereich Gesundheit hat dazu entscheidend beigetragen. Übertragbare Krankheiten hatten jedoch von jeher das Potential, politische und geographische Grenzen und Distanzen zu unterwandern. Auch die zu Krankheitsbekämpfung und Gesundheitsförderung mobilisierten Wissensbestände, Diskurse und Praktiken haben im historischen Verlauf immer wieder verschiedene Formen globaler und transregionaler Verflechtungen hervorgebracht und befördert. Gleichzeitig sehen wir, dass der Kampf gegen Pandemien wie COVID-19 neue Eingrenzungen und Territorialisierungen erforderlich macht.
Gesundheit, wellbeing und Selbstoptimierung
Das Leipzig Lab „Global Health“ ist ein Pilotprojekt, in welchem wir als Forschende aus sozial- und kulturwissenschaftlicher sowie historischer Perspektive körperbezogene Fragestellungen vergleichend und transkulturell untersuchen. Dabei schließen wir an die Beobachtung an, dass Vorstellungen und Konzepte von Gesundheit in populären wie auch wissenschaftlichen Diskursen in zunehmendem Maße Entgrenzungsdynamiken unterliegen. Damit ist Gesundheit nicht lediglich ein durch kurative Praktiken herzustellender Normalzustand. Stattdessen werden Praktiken zentral, die auf wellbeing und die Selbstoptimierung von Körper, Seele und menschlichen Fähigkeiten abzielen. In diesem Kontext interessieren wir uns für die Art und Weise, in der unterschiedlich positionierte Akteur_innen sich global zirkulierende Diskurse zu Gesundheit und Körper aneignen. Der damit einhergehende Wandel von Subjektivierungsprozessen sowie deren Konsequenzen für Prävention und Prozesse der Therapeutisierung, Pharmazeutisierung und Biomedikalisierung sind dabei ebenso von Bedeutung.
Raumverhältnisse und Praktiken der Isolierung
Gleichzeitig kann der Wandel von Körperbezügen und Gesundheitsdiskursen nie losgelöst von sozialen, kulturellen und politischen Geographien und Ökologien gedacht werden. Wir fragen deshalb auch danach, auf welche Weise Praktiken und Diskurse zu Körpern und Gesundheit und die in sie eingelagerten Wissensformationen und Machtverhältnisse räumlich strukturiert sind und über Raumverhältnisse organisiert werden. Ein zentrales Augenmerk unserer Arbeit liegt in dieser Hinsicht auf Quarantäneregimes und Praktiken der Isolierung, denen im globalen Kampf gegen COVID-19 derzeit eine besondere Rolle zukommt.
Im Kontext der Universität Leipzig
Auf der Basis dieser Forschungsagenda wird das Leipzig Lab „Global Health“ zum einen die gesundheitsbezogene Forschung an der Universität Leipzig durch eine transregionale und globale Perspektive entscheidend erweitern. Zum anderen soll mit dem Thema „Global Health“ auch ein neuer und zukunftsträchtiger Akzent im Profilbereich „Globale Verflechtungen und Vergleiche“ und im Research Center Global Dynamics gesetzt werden.