Wie spiegeln sich gesellschaftliche Wahrnehmungen des Klimawandels in öffentlichen und politischen Diskursen wider? Mithilfe interdisziplinärer Ansätze aus Umweltwissenschaft, Soziologie und KI-gestützter Textanalyse untersuchen wir diese Frage. Unser Ziel ist es, die gesellschaftlichen Dynamiken besser zu verstehen, die politische Entscheidungen prägen – und so zur Entwicklung wirkungsvollerer Klimaschutzrichtlinien beizutragen.
Die Arbeitsgruppe
Unsere Arbeitsgruppe wird die Dynamiken zwischen Klimawandel, öffentlicher Diskussion und politischer Aktion untersuchen. Unser unkonventioneller Ansatz schließt Lücken, indem er maschinelles Lernen zur Analyse von Textdaten auf großem Maßstab mit sozialwissenschaftlicher Theoriebildung und Umweltwissenschaft kombiniert. Das Projekt ist von hohem Nutzen, da unser breiter interdisziplinärer Ansatz Licht auf die komplexen sozialen Dynamiken wirft, die die gesellschaftlichen Reaktionen auf den Klimawandel prägen.
Unsere interdisziplinäre Zusammenarbeit vereint Erkenntnisse und Methoden aus Soziologie, Umweltwissenschaften und computergestützter Linguistik, um den laufenden Klimadiskurs zu rekonstruieren. Wir integrieren soziologische Theorien, um die Wahrnehmung und Diskussion von Klimakatastrophen zu analysieren, und umweltwissenschaftliche Erkenntnisse zur Bewertung ihrer physischen und sozioökonomischen Auswirkungen. Durch die Kombination mit automatisierter Diskursanalyse identifizieren wir Verschiebungen im Klimadiskurs und bereichern die Umweltforschung mit tieferen sozialen Einsichten.
Erkenntnisinteresse
Politische Maßnahmen zur Minderung des Klimawandels werden stark von öffentlichen Diskursen beeinflusst. Extremereignisse wie Fluten oder Stürme bündeln die kollektive Aufmerksamkeit auf Umweltschutzaspekte, was oft zu hastigen politischen Aktionen und Veränderungen führt. Gleichzeitig haben konkurrierende Themen wie Wirtschaftskrisen, die COVID-19-Pandemie und der russische Überfall auf die Ukraine den öffentlichen Diskurs vom Klimawandel abgelenkt, was eine Diskrepanz zwischen der wissenschaftlich belegten Dringlichkeit des Klimawandels und den öffentlichen Wahrnehmungen und politischen Aktionen suggeriert.
Unsere Gruppe wird sich auf die Dynamiken des Klimawandel-Diskurses in den Medien und bei politischen Akteuren konzentrieren, insbesondere auf drei Aspekte: kollektive Aufmerksamkeit, kollektives Gedächtnis und Framing. Diese Forschung ist entscheidend, da das Verständnis von Diskursdynamiken die Brücke zwischen der öffentlichen Wahrnehmung des Klimawandels und dem Antrieb für politische Aktionen schlägt. Wir untersuchen, wie öffentliche Diskurse von realen Entwicklungen abweichen und wie Klimapolitik in sozial interpretierten Kontexten entsteht, wobei sowohl soziale Übertreibungen als auch kollektive Ignoranz eine Rolle spielen. Das Verständnis dieser Dynamiken ist entscheidend, um effektive Klimawandel-Minderungsrichtlinien zu entwickeln, die nachhaltige Entwicklungsziele adressieren.
Forschungsansatz
Im Zuge der Digitalisierung hat sich viel der Diskussion, einschließlich öffentlicher Stimmungen, Agenda-Setting und politischen Framings, auf virtuelle Plattformen wie Zeitungsarchiven, sozialen Medien und maschinenlesbaren Archiven von Parlamentsreden und Parteiprogrammen verlagert. Diese digitale Landschaft bietet riesige Mengen an Text auf einem bisher nicht gekannten Umfang, Breite und Tiefe. Fortschritte im maschinellen Lernen (ML) und der natürlichsprachlichen Verarbeitung (NLP) haben neue, skalierbare Wege zur Messung von Dynamiken in der öffentlichen Diskussion eröffnet. Durch die Nutzung dieser Tools und Daten können wir Einblicke in die Weltanschauungen und Ideologien gewinnen, die zu kollektiven Wahrnehmungen des Klimawandels beitragen, und den Zusammenhang zwischen kollektiven Aufmerksamkeitszyklen und politischen Aktionen verstehen. Textdaten können als soziale Sensoren dienen, um Verschiebungen in der öffentlichen Diskussion in hoher zeitlicher Auflösung zu verfolgen, und das digitale Zeitalter hat somit Wege eröffnet, um die Wechselwirkungen zwischen öffentlicher Diskussion, Medien und politischen Akteuren zu untersuchen.
Kooperation
Die Kooperationspartner der Arbeitsgruppe "Klimawandel, Öffentliche Diskurse und Politische Aktion" umfassen führende Forschungseinrichtungen wie das Forschungszentrum Globale Dynamiken, das Max-Planck-Institut für Mathematik in den Naturwissenschaften, das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung, das Leibniz-Institut für Länderkunde, das Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa und das Zentrum für skalierbare Datenanalyse und Künstliche Intelligenz. Internationale Kontakte zu führenden Universitäten werden genutzt, um etablierte und vielversprechende Nachwuchswissenschaftler in die Gruppe zu integrieren.
Vor allem wird ein dynamisches und kooperatives Forschungsnetzwerk etabliert, das interdisziplinäre Zusammenarbeit und den Austausch von Ideen fördert. Über das Projekt wird eine zentrale Plattform etabliert, um gemeinsame Forschungsprojekte, Seminare, Workshops und Kommunikationsveranstaltungen zu organisieren. Zudem dienen die Kooperationen als Inkubator für zukünftige Forschungsanträge, um Finanzmittel für breitere und ehrgeizigere Projekte zu sichern.