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Anlässlich der aktuellen Absolvent:innenbefragung der wAL sprechen Susan Löffler und Anke Weinreich über die Ergebnisse und den Umgang mit diesen. Neben positiven Resultaten, wie die allgemeinen Studienbedingungen und die Zusammenarbeit zwischen den Studierenden und den Lehrenden werden auch kritische Punkte diskutiert und über die Zukunft gesprochen.

Was es heißt, neben dem Berufsalltag als Lehrer:in zu studieren, wissen aktuell 375 Absolvent:innen und 406 Studierende der berufsbegleitenden wissenschaftlichen Ausbildung von Lehrkräften an der Universität Leipzig. An zwei von fünf Arbeitstagen setzen sich Lehrer:innen in Vorlesungen und Seminaren mit fachwissenschaftlichen und fachdidaktischen Inhalten auseinander. Im Studienverlauf haben die Studierenden in regelmäßigen Abständen, die Möglichkeit Feedback zu geben. Im Folgenden tauschen sich Anke Weinreich, die als wissenschaftliche Mitarbeiterin die Evaluation der wAL verantwortet und Susan Löffler, Programmkoordinatorin zu den Ergebnissen der Absolvent:innenbefragung des Wintersemesters 2020/2021 aus.

Anke Weinreich (AW): Zum dritten Mal habe ich die Absolvent:innenbefragung der wAL durchgeführt. Studierende erhielten die Gelegenheit, das Studium zu reflektieren und Feedback zur wissenschaftlichen Ausbildung von Lehrkräften zu geben. Zuerst möchte ich auf benannte positive Aspekte innerhalb der wAL eingehen. Alle Absolvent:innenbefragungen zeigen, dass die Zufriedenheit der Studierenden der wAL sehr hoch ist. Dies zeigt sich vor allem in der Bewertung des Studienklimas, dem Kontakt und der Zusammenarbeit mit den Lehrenden sowie die inhaltlichen Komponenten des Studiums. (Hier: Info-Grafik 1) Als schwierig werden für die Studierenden die Belastungen eines berufsbegleitenden Studiums beschrieben.

Susan Löffler (SL): Die positive Gesamteinschätzung der Studierenden freut uns am Zentrum für Lehrer:innenbildung und Schulforschung natürlich sehr. Die Rahmenbedingungen der wAL, insbesondere die kleinen Seminargruppen, machen eine intensive Betreuung der Studierenden durch ihre Dozierenden erst möglich. Die feste Zusammensetzung der Seminargruppen im gesamten Studienverlauf sind zusätzlich ein wichtiger Faktor für die Studienzufriedenheit. Die Studierenden können sich gut in einer Lerngemeinschaft vernetzen und profitieren im Austausch voneinander. Die Belastungen eines berufsbegleitenden Studiums kann dies aber nur in geringem Maß abfedern.

AW: Dies spiegelt sich auch in den Daten wieder. Denn in jeder Kohorte wird das Studienklima positiv hervorgehoben. Ein/e Student:in beschreibt beispielsweise: “Die wAL hat eine sehr gute Studienkoordination und die Dozent:innen sind immer für uns erreichbar. Dies zeigte sich auch im Einsatz während des Lockdowns. Durch das Engagement der Dozierenden habe ich viel für mich und meine eigene Unterrichtspraxis lernen können”. Ein weiteres Feedback war: „Besonders zufrieden war ich mit der Struktur und der Organisation sowie der Wertschätzung und dem Austausch mit Dozierenden und meinen Kommiliton:innen. Dieser brachte die besten Erkenntnisse und Lernfortschritte.“. Rückmeldungen dieser Art gab es unzählige und macht uns immer wieder deutlich, dass das Studienklima ein wichtiger Erfolgsfaktor in der wAL ist. (Hier: Info-Grafik 2)

SL: Transparenz und Austausch sind uns in der wAL sehr wichtig, denn diese fördern ein gemeinsames Verständnis und tragen in herausfordernden Situationen zu Lösungen bei. Die Rückmeldungen sind aktuell besonders erfreulich. Zeigen sie doch, dass es den Lehrenden auch in digitalen Veranstaltungsformaten gelungen ist, den Draht zu ihren Studierenden zu halten. Aber abgesehen vom Studienklima, wie bewerten die Absolvent:innen den Kern ihres Studiums – die fachwissenschaftlichen und fachdidaktischen Inhalte?

AW: In Bezug auf die Studieninhalte wird die gute Verknüpfung von Fachwissen und Didaktik positiv bewertet. Die Absolvent:innen meldeten uns zurück, dass ihnen „…spannende Inhalte geboten und diese [haben ihnen] viele neue Kenntnisse in essentiellen Bereichen des Berufs ermöglicht“. Doch wünschten sich die Studierenden auch einen engeren Bezug zur Berufspraxis. Das Fehlen von relevanten Praxisbezügen in einzelnen Modulen wurde in allen Befragungen thematisiert.

SL: Ich beobachte, dass es insbesondere zu Beginn der wissenschaftlichen Ausbildung in Bezug auf die Studieninhalte und deren Tiefe, oft andere Erwartungen gibt. Die wissenschaftliche Ausbildung ist mehr als eine Fortbildung. Sie ist eine Maßnahme der Lehrer:innenweiterbildung und basiert auf Vorgaben in der Qualifizierungsverordnung Lehrer und der Lehramtsprüfungsordnung. Daher konzentrieren sich die Studienprogramme auf fachwissenschaftliche und fachdidaktische Themen. Pädagogische Herausforderungen des Schulalltags werden nur am Rande thematisiert. Ich kann enttäuschte Erwartungen verstehen, wenn das Studium für dringliche Probleme keine Lösungen anbietet, aber es ist schlichtweg nicht Teil unserer Zielstellung. Zudem würde eine Vermittlung von Handlungsrezepten zu kurz greifen. In Zeiten rapider gesellschaftlicher und technologischer Entwicklungen (Stichworte Digitalisierung und Inklusion) gilt es, reflektierte Lehrer:innenpersönlichkeiten zu qualifizieren, denen es gelingt, sich auf Grundlage einer akademischen Ausbildung professionell in ihrer Rolle weiter zu entwickeln und die eigenen Kompetenzen an wechselnde Anforderungen anzupassen. Den qualitativen Anspruch und die langfristige Perspektive des ZLS gilt es auszuhalten.

AW: Bei der Betrachtung und Einordnung der Evaluationsergebnisse darf ein wichtiger Punkt nie vernachlässigt werden: das persönliche Belastungserleben der Studierenden. Das Studium wird an zwei Studientagen neben dem Beruf ausgeübt. Zusätzlich sind Zeiten für Selbststudium und intensive Prüfungsvorbereitungen einzuplanen. Ein/e Student:in beschreibt dies wie folgt: „Das Zeitmanagement und die daraus resultierende Belastung zum Ende eines jeden Semesters führte bei mir zu Unzufriedenheiten. Parallel für Klausuren zu lernen und Zeugnisse zu schreiben, an allen schulischen Konferenzen teilzunehmen und die eigene Familie zu händeln ging oft über das aushaltbare Maß hinaus”. Wie an diesem Zitat zu erkennen ist, wird besonders die Prüfungsphase, die oft mit Zeugnis- oder Abschlussphasen an Schulen kollidiert, als eine zusätzliche Herausforderung beschrieben. Doch sind sich die Studierenden dieser Doppelbelastung nicht nur bewusst, sie meistern diese auch und dies spiegelt sich zum Beispiel in den Absolvent:innenquoten wieder. 

SL: Dass die wAL Studierenden die besonderen Belastungen wirksam meistern und ihr Studium unter hohem persönlichen Einsatz erfolgreich beenden, nehmen wir mit großer Wertschätzung wahr. In der Studienablaufplanung versuchen wir bestmöglich Belastungen zu minimieren. So halten wir die Ferienzeiten in der Regel frei von Veranstaltungen, um Erholungs- und Urlaubszeiten zu ermöglichen. Zumeist verkürzt dies jedoch die Vorlesungszeit. Sehr sensibel planen wir die Prüfungszeiträume im Sinne der Studierenden und stehen zur Vermeidung von Doppelbelastungen in engem Austausch mit ihnen. Was bleibt ist jedoch, dass sich das akademische Jahr der Universität Leipzig nicht in jedem Falle mit der Schuljahresplanung jeder einzelnen Schule vereinbaren lässt. Wir bedauern, dass sich Stoßzeiten nicht immer vermeiden lassen. Die Pandemiezeit hat uns davon überzeugt, perspektivisch mehr digitale Lehr- und Prüfungsformate anzubieten. Dies verkürzt Fahrtwege und ermöglicht mehr Flexibilität in der individuellen Studienorganisation.

AW: Ein weiterer Punkt, über den ich gern mit dir sprechen möchte, ist der persönliche Kompetenzerwerb durch die wAL. Wir fragen ab, inwieweit sich die Kompetenzen in den Bereichen Fachwissen, fachdidaktischen und pädagogisches Wissen entwickelt haben. Hier zeigt sich, dass die Studierenden in allen drei Bereichen einen Kompetenzerwerb festgestellt haben. Dies freut uns natürlich sehr, da der Kompetenzerwerb bzw. die Steigerung der eigenen Kompetenzen ein Ziel der wAL darstellt.

SL: Das ist ein sehr positives Ergebnis und soll auch weiterhin Antrieb für unsere Arbeit sein. Wir bilden Lehrer:innen im Seiteneinstieg für die Zukunft des sächsischen Schulsystems weiter. Absolvent:innen der wAL haben sich in mindestens vier Semestern als aktiv Lernende intensiv mit aktuellen Themen ihres Faches auseinandergesetzt. Sie tragen ihre Kenntnisse nicht nur in ihrem Unterricht an ihre Schüler:innen weiter, sondern als Multiplikator:innen auch in die Lehrer:innenzimmer. Unser Anspruch bleibt eine wissenschaftlich fundierte und qualitativ hochwertige Ausbildung von Lehrer:innen in Sachsen. Perspektivisch werden wir unsere Aktivitäten in der dritten Phase der Lehrer:innenbildung, also in der Fort- und Weiterbildung weiter intensivieren und uns fachlich noch breiter aufstellen. So erwarten wir im Wintersemester 2021/2022 berufsbegleitend Studierende für das Fach Ethik. Zusätzlich werden wir in zwei weiteren Förderschwerpunkten eine wAL anbieten können. Zunehmend wird die wAL auch von Lehrer:innen absolviert, die über beide Staatsexamen, langjährige Berufserfahrung und die Motivation für ein weiteres Fach oder einen Förderschwerpunkt verfügen. Diese Motivation werden wir in zusätzlichen Zertifikatskursen aufgreifen. Zu erwarten ist auch eine Stärkung des ZLS in der Lehrer:innenfortbildung. Lehrer:innen dürfen sich auf hochaktuelle Themen freuen.