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Passend zur kommenden Frühjahrsausstellung der Kustodie der Universität Leipzig ist Flora, die römische Göttin der Blüte und des Frühlings, ein absoluter Blickfang. Die junge Frau mit dem reichen Blumenschmuck im Haar ziert das aktuelle Plakat der neuen Schau, "Blütenlese". Am 7. April 2022 wird sie eröffnet und ist bis zum 2. Juli in der Galerie im Neuen Augusteum zu sehen. Darin wird der Öffentlichkeit unter anderem die Lithographie „Sophie Dorothea, Kurprinzessin von Hannover, geb. Prinzessin von Braunschweig-Lüneburg-Celle, als Flora" präsentiert. Die Kustodie hat das Kunstwerk im Februar 2022 mit Hilfe von Spenden erworben. Alle in der Ausstellung präsentierten Werke sind Neuerwerbungen der vergangenen 20 Jahre, die den Kunstbesitz der Universität Leipzig bereichern. Anlass für die facettenreiche Ausstellung ist das 50-jährige Jubiläum der Kustodie, das im Herbst vergangenen Jahres gefeiert wurde.

In der neuen Ausstellung werden unter anderem Architekturzeichungen, Stadtansichten und -pläne von Leipzig sowie von Universitätsgebäuden präsentiert, die eindrucksvoll die baulichen Entwicklungen der Alma mater Lipsiensis über die Jahrhunderte hinweg dokumentieren, die wesentlich das Stadtbild geprägt haben. Der farbige „Grundriss der Stadt Leipzig“ (1814) von Müller/Voss zeigt die Universitätsbauten und bildet zahlreiche Gartenanlagen ab, unter anderem den „Trierschen Garten“, der von 1806 bis 1876 der Universität als Botanischer Garten diente. Ein Grundrissplan zeigt das Grundstück 1809 in der Umzugsphase aus der Grimmaischen Straße auf das neue Grundstück.

Eine starke atmosphärische Stimmung vermittelt Gerald Müller-Simon mit seinem Ölgemälde „Augustusplatz“, auf dem das heutige Universitätsgebäude zu sehen ist. In der Spiegelung des regennassen Pflasters erscheint die neogotische Fassade der Paulinerkirche, die 1968 auf Geheiß der SED gesprengt wurde.

Auch wenn es sich hier um eine Ausstellung aus den eigenen Beständen handelt, tauchten bei den Vorbereitungen auch einige interessante Neuentdeckungen auf. Sammlungskonservatorin und Kuratorin Dr. Christine Hübners Favorit ist in diesem Fall der fotografische Nachlass von Hans Schulze: „Unglaublich eindrucksvoll ist ein Konvolut von 74 Schwarz-Weiß-Fotografien des Leipziger Künstlers und Kunstpädagogen Hans Schulze, der in den Jahren 1967/1968 die Stadt Leipzig mit seiner Kamera erkundet hat. Dabei sind Aufnahmen entstanden, die oft aus ungewöhnlichen Blickwinkeln das zeigen, was bald darauf unwiderruflich verloren sein sollte: Universitätsbauten und die Paulinerkirche, aber auch das Neue Gewandhaus, dessen Abbruch Schulze in einer ganzen Serie dokumentiert hat“, so die Kuratorin.

Porträts von ehemaligen Rektor:innen der Universität

Den wohl interessantesten Themenkomplex in der universitären Kunstsammlung bildet die Vielzahl an Porträts. So besticht in der Ausstellung eine Blockhängung mit Dutzenden Grafiken des Kupferstechers Johann Friedrich Bause (1738–1841) bei der die sogenannte „Folge der Gelehrten“ bewundert werden kann.

Eine wichtige Tradition der Leipziger Universität besteht darin, dass alle scheidenden Rektor:innen ein Portrait in Auftrag geben, um ihren Weg in die Rektor:innengalerie im Neuen Senatssaal im Rektoratsgebäude zu finden. Ein Teil davon kann in der Frühjahrsausstellung begutachtet werden. Darunter sind die ehemaligen Magnifizenzen Prof. Dr. Volker Bigl, gemalt von Arno Rink und Prof. Dr. Franz Häuser, gemalt von Wolfgang Böttcher. Nach dem Rektorinnenwechsel im April 2022 wird mit Prof. Dr. Beate Schücking das erste weibliche Portrait in die Rektor:innengalerie aufgenommen. Die damit beauftragte Künstlerin ist Prof. Anke Doberauer. Das Gemälde befindet sich noch im Entstehungsprozess.

Einige Schenkungen sind als Neuerwerbungen in die Kustodie gekommen. Meist standen diese im Zusammenhang mit Ausstellungen zeitgenössischer Künstler:innen in der Galerie im Neuen Augusteum. Ausdrucksstark ist beispielsweise Rolf Münzners düstere Grafik „Das Kind“ und Thomas Oelzners Fine Art Print „Licht des Lebens“.  Evelyn Richters Schwarz-Weiß-Fotografie „Immer ein Bein auf dem Boden der Wirklichkeit“ hat eine ebenso fesselnde Bildwirkung: Es zeigt eine Personengruppe vor Werner Tübkes bekanntem Wandbild „Arbeiterklasse und Intelligenz“.

„Blütenlese“ offeriert mit den zwischen 2002 und 2022 erhaltenen Neuerwerbungen eine Bandbreite von Werken unterschiedlichster Gattungen und Techniken aus verschiedenen Epochen. Die Besucher:innen können sich auf eine abwechslungsreiche Ausstellung freuen, bei der die ausgestellten Kunstobjekte viele mit der Universität Leipzig verknüpfte Geschichten erzählen.

„Die in 600 Jahren Universitätsgeschichte gewachsene Kunstsammlung ist ‚vergegenständlichtes Gedächtnis‘ der Hochschule und macht deren Geschichte anschaulich und erlebbar“, sagt der Leiter der Kustodie, Prof. Dr. Rudolf Hiller von Gaertringen. Die auserlesenen Neuerwerbungen seien eng mit der Universitätsgeschichte verbunden.

Die Ausstellung „Blütenlese – Ausgewählte Neuerwerbungen 2002–2022“ ist vom 8. April bis 2. Juli 2022 im Neuen Augusteum zu sehen.