„Wir respektieren den aus der Relevanz der Klimakrise folgenden Wunsch der Besetzer:innen nach öffentlichkeitswirksamen Protest-Aktionen, ebenso, wie wir von Seiten der Besetzenden erwarten, dass sie die demokratischen Prozesse der Universität Leipzig und ihre Kernaufgaben in der Lehre respektieren. Die Besetzung ihres größten Hörsaals hindert jedoch Studierende an ihrem Studium“, sagte Prof. Dr. Matthias Middell, Prorektor für Campusentwicklung. Insgesamt mussten in den vergangenen Tagen knapp 20 Lehrveranstaltungen aus vier Fakultäten ausfallen oder digital angeboten werden.
Der Wortlaut der gemeinsamen Erklärung:
Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen: Die Welt steht mit dem globalen Klimawandel vor einer der größten gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und ökologischen Aufgaben. Weltweit ist die Menschheit vom Klimawandel betroffen. Wir anerkennen, gestützt auf diese wissenschaftlichen Erkenntnisse, die klimaschädliche Wirkung fossiler Energieträger. Zielgerichtetes Handeln ist deshalb dringend notwendig. Zur Begrenzung der globalen Erwärmung ist eine grundlegende Umstellung unserer Lebensweise erforderlich (Formulierung z.T. aus Positionspapier der Landesrektorenkonferenz vom 5.8.2022).
In diesem Kontext nehmen die Hochschulen mit ihren Aufgaben in Lehre, Forschung und Wissens- und Technologietransfer eine entscheidende Rolle ein. Die Verankerung von Nachhaltigkeit als Teil einer akademischen Hochschulausbildung sowie der Ausbau der Nachhaltigkeitsforschung können zu zahlreichen Innovationen und bedeutenden, positiven Auswirkungen auf die Gesellschaft führen. Nachhaltigkeit ist für die Universität Leipzig ein zentrales Themenfeld in Forschung, Lehre und Verwaltung sowie handlungsleitend bei der strategischen Ausrichtung. Das Streben nach Klimaneutralität soll ein Leitmotiv des universitären Handelns sein.
Die Universität Leipzig hat in Forschung und Lehre viele entscheidende Themen bereits aufgegriffen. In ihrem eigenen Streben nach Nachhaltigkeit hat sie den Weg geebnet für eine stabile Arbeitsstruktur. Im neuen Prorektorat Campusentwicklung ist das Thema verankert. Es gibt einen Runden Tisch zur Nachhaltigkeit und ein Green Office.
Letzteres ist mit studentischen Hilfskräften besetzt und soll noch ausgebaut werden. Eine Stelle für Nachhaltigkeitsmanagement soll in Kürze ausgeschrieben werden, sobald ein entsprechender Rektoratsbeschluss erfolgt ist (Redaktionelle Anmerkung: Der Beschluss ist erfolgt.). Ebenso hat das Rektorat bereits im November 2022 entschieden, eine Nachhaltigkeitskommission einzurichten mit 20 Persönlichkeiten aus verschiedenen universitären Bereichen. Die erste Besetzung ist bereits festgelegt und wird am 30.01.23 das erste Mal zusammen kommen.
In der Kommission werden die Interessen verschiedener Statusgruppen und Initiativen innerhalb der Universität abgebildet und vorhandene Kompetenzen für den Prozess der Strategiefindung möglichst gewinnbringend nutzbar gemacht, sodass Empfehlungen der Kommission gegenüber dem Rektorat und anderen Gremien größtmögliche Relevanz haben und umgekehrt größtmögliche Transparenz des Rektoratshandelns in allen Teilen der Universität gewährleistet wird. Die konstituierende Sitzung des Gremiums wird im Januar 2023 stattfinden. Die Kommission muss mindestens einmal im Monat hochschulöffentlich tagen, was bedeutet, dass Zuhörer:innen der Universität den Verhandlungen vor Ort folgen können. Tagungsort und Zeit müssen bekannt gegeben werden. Zusätzlich soll in verschiedenen thematisch spezifischen Ausschüssen gearbeitet werden. Die Kommission nimmt sich der Aufgabe an, Klima und Nachhaltigkeit in allen Studiengängen sowohl in der Studienordnung als auch in Modulen zusammen mit den Fakultäten und Studienkommissionen zu verankern. In Zukunft wird weiterhin über eine paritätische Besetzung der Nachhaltigkeitskommission und den Wahlprozess diskutiert.
Das Rektorat ist sich des großen Interesses an der Arbeit der Kommission bewusst und wird deren Transparenz selbstverständlich sicherstellen. Im Laufe des kommenden Jahres 2023 soll der für Fragen der Nachhaltigkeit zuständige Prorektor gemeinsam mit dem:der künftigen Nachhaltigkeitsmanager:in, der Nachhaltigkeitskommission und dem Green Office Vorschläge an das Rektorat zu deren strukturellen Zusammenwirkungen, einer dauerhaft tragfähigen Governance der Nachhaltigkeit an der Universität Leipzig und deren angemessener Ausstattung bis zum Ende des zweiten Quartals erarbeiten. Da die Position eine:r Nachhaltigkeitsmanager:in seitens des Rektorats vorgeschlagen und der von der Studierendenschaft geforderten festen Stelle im Green Office noch nicht zugestimmt wurde, muss sichergestellt werden, dass der/die Nachhaltigkeitsmanager:in im Rahmen der Möglichkeiten der Universität Leipzig nach gesetzlichen Vorgaben rektoratskritisch und mit größtmöglicher Rektoratsunabhängigkeit arbeiten kann. Dies erfordert eine Prüfung, wo genau die/der Nachhaltigkeitsmanager:in angestellt werden sollte. Außerdem müssen Erfahrungsberichte vergleichbarer Ämter anderer Universitäten, wie zum Beispiel das Green Office der TU Dresden, eingeholt und hochschulöffentlich kommuniziert werden. Zur Einrichtung der Stelle des:der Nachhaltigkeitsmanager:in wird bis Ende der Woche ein entsprechender Rektoratsbeschluss gefasst. Die Auswahl der Person, welche dieses Amt bekleidet, erfolgt nicht allein seitens des Rektorats.
Damit ist grundsätzlich die Basis für eine strukturelle Verankerung des Themas gelegt. Klimaschutz- und Nachhaltigkeitsmaßnahmen und -aktivitäten müssen allerdings noch stärker geplant, gesteuert und weiterentwickelt werden, um ihre Wirkung besser zur Entfaltung zu bringen, darin besteht Einigkeit.
Auch um das generell geteilte Ziel der Klimaneutralität konkret zu unterlegen, bedarf es zunächst der grundlegenden Befassung relevanter Gremien zu Begrifflichkeit, Berechnungsgrundlagen und -methoden. Diese wird ebenfalls im Rahmen der Arbeit der Nachhaltigkeitskommission zu führen sein.
Die Universitätsleitung wird, wie geplant und bei den Rundtischgesprächen zur Nachhaltigkeit berichtet, bis Mitte 2023 die Grundlagen für den ersten Nachhaltigkeitsbericht erarbeiten und verpflichtet sich dazu, zu Beginn des Jahres 2024 den ersten Nachhaltigkeitsbericht vorzulegen und jährlich zu veröffentlichen.
Für das kommende Geschäftsjahr wird der erste Nachhaltigkeitsbericht veröffentlicht. Alle CO2-Emissionen, die die Universität Leipzig produziert, werden quantitativ aufgeschlüsselt. An jeder Stelle, wo bisher keine Erhebung zu den Emissionen geschehen ist, werden diese geschätzt und für das Geschäftsjahr 2023 genau bestimmt und daraufhin Maßnahmen zur Emissionskompensation erarbeitet und umgesetzt. So kann der Beitrag zu nachhaltiger Entwicklung und zum Klimaschutz laufend evaluiert und verbessert werden, sodass auf Dauer Kosten, Ressourcen und Emissionen eingespart werden.
Im Bereich der Lehre gibt es bereits Lehrveranstaltungen, in denen es um die Bewältigung der Klimakrise geht, darunter drei Module im Bereich der Allgemeinen Schlüsselqualifikationen:
- „Klimakrise und Lösungsmöglichkeiten“
- „Energie und Umwelt“
- „Nachhaltige Entwicklung – Risikobewertung“
Das Rektorat stimmt mit den Fakultäten die Zielvereinbarungen zur Integration weiterer Module in die Curricula ab. Außerdem setzt sich das Rektorat nachdrücklich in Gremien wie dem Consilium Decanale und der Studiendekan:innenrunde, sowie weiteren Gremien dafür ein. Es muss sichergestellt werden, dass die Bedingungen an den Fakultäten für ein Klimamodul für die Studierenden attraktiver geschaffen werden, was zum Beispiel durch mehr freie Wahlmöglichkeiten der Studierenden erfolgen kann. Es steht zur Debatte die LINE Ringvorlesung als bisher einziges gezielt interdisziplinäres Modul für alle Studierenden zugänglich zu machen.
Die Universität Leipzig setzt sich in allen Bereichen, auf die sie unmittelbaren Gestaltungseinfluss hat, dafür ein, deutlich vor dem Jahr 2030 klimaneutral zu werden. Damit wird sie ihrer wichtigen Vorbildfunktion in der Gesellschaft gerecht, einen Weg aufzuzeigen, die 1,5°C-Grenze auf der Grundlage des IPCC-Berichts von 2021 zu erreichen. Die Universität Leipzig vernetzt sich noch stärker mit den anderen sächsischen Universitäten und Hochschulen zur weiteren Planung des nachhaltigen Energie- und Baumanagements.
In Bezug auf Nachhaltigkeit werden Maßnahmen zur Kommunikation im Interesse aller Statusgruppen erarbeitet. Das Rektorat wird den Beschluss des StuRa vom 19. Juli 2022 zur Nachhaltigkeit beachten und strebt die Umsetzung der darin enthaltenen Ziele in allen Bereichen an.