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Chemiker der Universität Leipzig haben einen neuartigen Hemmstoff für die Tumortherapie entwickelt. Die als "Nutlin-3a-HT" bezeichnete Substanz zerstört das Protein MDM2, dessen klinische Hemmung die Bekämpfung vieler Tumore ermöglichen würde. Ihre Forschungsergebnisse veröffentlichte die Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Thorsten Berg am Institut für Organische Chemie jetzt in der international renommierten Fachzeitschrift "Chemical Communications".

Der menschliche Körper kann sich selber vor Tumoren schützen. Die zelleigenen Schutzpolizisten in Gestalt bestimmter Eiweiße sorgen dafür, dass Schäden in der Erbsubstanz einer Zelle repariert werden, bevor die fehlerhaften Zellen sich vermehren und als Tumore das Überleben des ganzen Organismus gefährden. Bei irreparablen Fehlern in der Erbsubstanz können die Schutzpolizisten sogar die Abtötung der betreffenden Zelle anordnen. Wenn dennoch Tumore entstehen, liegt das in vielen Fällen daran, dass die zelleigenen Schutzpolizisten von bösartigen Proteinen gefesselt und an der Ausübung ihrer Aufgabe gehindert werden. Ein wichtiges Beispiel dafür ist der Schutzpolizist mit der Bezeichnung "p53", der sich in vielen Tumoren einer Überzahl bösartiger Proteine mit der Bezeichnung "MDM2" machtlos gegenübersieht.
Der Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Thorsten Berg am Institut für Organische Chemie gelang nun die Entwicklung eines Hemmstoffs von MDM2 mit einem ganz neuartigen Wirkmechanismus. "Hemmstoffe von MDM2 sind bereits in der klinischen Prüfung als neue Tumorwirkstoffe. Wir haben einen MDM2-Hemmstoff chemisch so verändert, dass er zwar zunächst an MDM2 bindet, wodurch der Schutzpolizist p53 wieder befreit wird und seiner Arbeit nachgehen kann", erläutert Berg. Anschließend alarmiert aber die Substanz ein mächtiges, zelleigenes Abbaukommando. "Der Clou unserer Substanz besteht darin, dass sie es der menschlichen Zelle ermöglicht, MDM2 nicht nur ins Gefängnis zu schicken, sondern sogar ganz zu zerstören. Davon erholt sich das Protein nicht mehr, und der Schutzpolizist p53 kann seine Arbeit wieder ungestört verrichten", erläutert Berg. Infolge ihres ganz neuen Wirkungsmechanismus‘ besitzt die neue Substanz mit der Bezeichnung Nutlin-3a-HT höhere Wirksamkeit gegen Tumorzellen als ein konventioneller MDM2-Hemmstoff. Die Forscher hoffen, dass der neue Therapieansatz als Inspiration für die kommende Generation von Antitumor-Wirkstoffen dienen wird.

Originaltitel der Veröffentlichung in "Chemical Communications":

"The hydrophobically-tagged MDM2-p53 interaction inhibitor Nutlin-3a-HT is more potent against tumor cells than Nutlin-3a"; DOI: 10.1039/C9CC07795B

Weitere Informationen:

  • Prof. Dr. Thorsten Berg, Universität Leipzig; Telefon: +49 341 97-36527, E-Mail schreiben