Pressemitteilung 2002/313 vom

Am jährlich statt findenden Dies academicus gibt's zwar keinen normalen Vorlesungsbetrieb, dafür aber mit Sicherheit mehr spannende Veranstaltungen als an einem gewöhnlichen Montag im Semester.

Ausschlafen darf man trotzdem, wenn man die Veranstaltung "Röntgenstrahlen in Archäologie und Kunst" nicht verpassen möchte. Die Klinik und Poliklinik für Diagnostische Radiologie stellt gemeinsam mit dem Ägyptischen Museum, dem Antikenmuseum und dem Musikinstrumentenmuseum der Universität eine außergewöhnliche Zusammenarbeit vor.

Der Physiker Wilhelm Conrad Röntgen entdeckte 1895 die Röntgenstrahlen. Er zeigte damit einen Weg auf, Untersuchungsobjekte zu durchleuchten und dann auf fotografischem Wege sichtbar zu machen und erhielt dafür als erster den Nobelpreis für Physik. Seither sind weitere technische Möglichkeiten zur Darstellung von Objekten oder Teilen des menschlichen Körpers entwickelt worden, wie das Digitale Röntgen und die beiden Schnittbildverfahren CT (Computertomographie) und MRT (Magnetresonanztherapie).
Digitales Röntgen funktioniert wie das eigentliche Röntgen, nur erhält man statt des Röntgenbildes, das auf einem Film sichtbar gemacht wird, die Aufnahme als einen Datensatz. Die CT, ein 1973 eingeführtes Verfahren der Röntgenuntersuchung, ermöglicht eine direkte, schichtenweise, zweidimensionale Darlegung von Körperstrukturen auf dem Bildschirm eines Monitors oder Datensichtgeräts. Beim MRT hingegen wird der Körper dem starken Magnetfeld eines Kernspintomographen ausgesetzt. Die Antwort des Körpers sind sogenannte Kernresonanzsignale. Aus deren Verteilung können, ähnlich wie bei der CT mit Röntgenstrahlen, mittels Computer dreidimensionale Schichtbilder ermittelt werden. Allerdings ist dieses Verfahren nur mit einem bestimmten Quantum an körpereigener Flüssigkeit möglich; es lassen sich hiermit also keine Gegenstände dokumentieren.

Seit Beginn des Einsatzes der Röntgenstrahlen im medizinischen Bereich kommt es immer wieder vor, dass es sich bei den "Patienten" nicht um Lebewesen aus Fleisch und Blut handelt, sondern vielmehr um eine antike Vase, ein barockes Bild oder ein altes Instrument - hin und wieder ist gar eine Mumie darunter. "Für eine zerstörungsfreie Untersuchung, die Aufschluss über die verborgenen Dinge gibt, die von außen nicht sichtbar sind, eignen sich alle röntgenologischen Verfahren wie die CT, das Röntgen, das digitale Röntgen", erläutert Prof. Dr. med. Frank Schmidt vom Zentrum für Radiologie des Universitätsklinikums Leipzig. "Die Aneinanderreihung mehrerer CT-Bilder entspricht einer virtuellen Endoskopie", erklärt er weiter. Das heißt, dass ohne die Verletzung des Körperäußeren sein Inneres wie bei einer Endoskopie in seiner Dreidimensionalität genau betrachtet werden kann.

Die Klinik und Poliklinik für Diagnostische Radiologie ist also nicht nur Teil des Krankenhauses, sondern auch der Schlüssel zur optimalen Katalogisierung und Objektsicherung vieler Kunstgegenstände, die größtenteils aus dem Ägyptischen Museum, dem Antikenmuseum und dem Musikinstrumentenmuseum der Universität kommen. Und manchmal tun sich dann auch wahre Schätze auf, wenn beispielsweise das Geheimnis um eine herkunftslose Fidel gelüftet wird und eine Piccologeige aus einer der berühmtesten italienischen Geigenwerkstätten zum Vorschein kommt. Einblicke in die einzelnen Etappen einer solchen Entdeckungsreise wird zum Dies academicus Prof. Dr. med. Frank Schmidt ab 15:00 Uhr im Hörsaal der Hautklinik geben.