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Die Namen der “Heiligen Drei Könige Kaspar, Melchior und Balthasar gelangten im Zusammenhang mit der Überführung ihrer Gebeine von Mailand nach Köln (1164) zu großer Beliebtheit und Verbreitung, und ihr Fest (6. Januar) ist in manchen Ländern von großer „weihnachtlicher“ Bedeutung. In diesem Zusammenhang sind meist auch Mohr, Stern und Krone zu sehen, als beliebte Gasthofnamen wurden sie zu Familiennamen, wenn nicht eine Tätigkeit Ausgangspunkt ist (Theater, Sternsinger). Die Beliebtheit und Verbreitung dieser Dreikönigsnamen lässt sich in der historischen Überlieferung der verschiedenen Länder und Kulturkreise eindrucksvoll verfolgen.


Dreikönigsnamen

Die Namen der “Heiligen Drei Könige Kaspar, Melchior und Balthasar gelangten im Zusammenhang mit der Überführung ihrer Gebeine von Mailand nach Köln (1164) zu großer Beliebtheit und Verbreitung, und ihr Fest (6. Januar) ist in manchen Ländern von großer „weihnachtlicher“ Bedeutung. In diesem Zusammenhang sind meist auch Mohr, Stern und Krone zu sehen, als beliebte Gasthofnamen wurden sie zu Familiennamen, wenn nicht eine Tätigkeit Ausgangspunkt ist (Theater, Sternsinger).

Die Beliebtheit und Verbreitung dieser Dreikönigsnamen lässt sich in der historischen Überlieferung der verschiedenen Länder und Kulturkreise eindrucksvoll verfolgen. Besonders eindeutig sind die Spuren von Namenpaaren (Geschwister, Vater/Sohn), wie sie auch für „literarische“ Namen gelten (Roland und Oliver, Tristan und Isolde, Walter und Hildegunde u.a.). Hier nur eine kurze Notiz zu den wichtigsten Vertretern in den romanischen Sprachen. Die entsprechende Namenmode ist seit dem 13./14. Jahrhundert für Italien und dann vor allem im 16. Jahrhundert (Portugal!) bestens belegt.

Dem dt. Kaspar (mit Kasper, Jasper/Jesper) – traditionell dem „Mohr“, doch macht ihm Balthasar Konkurrenz – entsprechen in den romanischen Sprachen stimmhafte, dem diskutierten Etymon vielleicht näherstehende, Formen mit anlautendem G-. Überall gibt es die entsprechenden, meist patronymischen Familiennamen; hier ist wiederum (wie bei fast allen Namen) der ungewöhnliche Reichtum der italienischen Varianten bemerkenswert. Man sehe mir in diesem Zusammenhang die bloße Aufzählung der Varianten nach. PN Italien: Gàspare (mit den Varianten Gaspere, Gasparo/Gaspero, Gaspari/Gasperi; Gasparino/Gasperino; Gaspara/Gaspera, Gasparina/Gasperina; Gasparre; Gaspard). FN Italien: Gasparre, Gasparri, Gasparro, Gasparrini, Gasparróni; Gàspari, Gàsparo, Gàsperi, Gasparèlla, Gasparèlli, Gasparèllo, Gasparét, Gasparétti, Gasparétto, Gasperétti, Gasparòli, Gasparìn, Gasparini, Gasparino, Gasparinétti, Gasperìn, Gasparón, Gasparóni, Gasperóni, Gasparòtti, Gasparòtto, Gasperòtti, Gasparato; Gaspardi, Gaspardis, Gaspardo, Gaspàrd. PN Frankreich: Gaspard, FN Frankreich: Gaspard, Gaspar, Jaspar; Gasparin/Gasperin, Gasparoux/Gasparous, Gasparaux; Gasperment. PN/FN Spanien und Portugal: Gaspar.

Auch für Melchior (mit Melcher, Melchert), unter den dreien der vielleicht weniger häufige Name, gilt in den romanischen Sprachen die Endbetonung. In Frankreich ist der Name (Melchior) eher selten, aber auch in FN belegt (Melchior, Melchion, Melquiond, Melquiot). In Spanien ist die Hauptvariante Melchor (5.549 FN), neben Melchior (44) und der katalanischen Form Melcior (41). Interessant sind die Namenvarianten. In Italien lautet die Normalform des PN Melchiorre (mit -k- und langem -r-!), dazu die Varianten Merchiorre, Melchiorra; Melchiorrina und Melchiore, Melchiora, Melchiorina. In den FN haben wir dasgleiche Bild: Melchiòrre, Melchiòrri, Melchiòr, Melchiòri, Melchiòro. Nur scheinbar schert das Portugiesische (und damit auch Brasilianische) aus, wo der Name im 16. Jahrhundert und heute als FN sehr verbreitet ist. Der Tausch von bilabialem m- und b- ist nicht nur hier häufig anzutreffen, in unserem Namen ist er seit Anbeginn das Normale: Melchior heißt hier immer Belchior (seit mindestens 1481), praktisch nur auf der „internationalen“ Insel Madeira ist anfangs auch die M-Variante überliefert.

Balthasar (mit Balthes/Baltes, Baltus, Balz, Balzer, zu den FN-Varianten vgl. die einschlägigen Namenbücher) schließlich ist in verschiedenen Schreibvarianten überall gleichlautend bis auf die italienische Form mit Bald-. Die Namenmode geht gewiss auf unseren Heiligen König zurück, doch sind der Beiname von Daniel und der Name des letzten Königs vor der Eroberung Babyloniens zu beachten. Die FN-Varianten sind in Frankreich Baltazar/Baltazard, Balthasar/Balthazar/Balthazard, Baltzar/Baltzer/Balzar, In Spanien Baltasar (2.626)/Baltazar (377), in Portugal Baltasar/Baltazar und in Italien Baldasarre/Baldassarre/Baldassare, Baldassarra, Baldassari/Baldassari, Baldassarro, Baldassàr, Baldassarini/Baldessarini/Baldasserini, Baldasseróni; Baldasso/Baldàs, Baldassa, Baldassi, Baldassano, Baldassìn/Baldassini.

Der Bezug auf die Heiligen Drei Könige wird in Namenpaaren deutlich. Muster sind etwa portugiesisch Baltessar Gonçalluez filho de Belchior Gonçaluez (a.1495), Baltesar filho de Gaspar Pinto e de Anna Paez (1566), Belchior filho de Gaspar Pinto barbeiro (1568 u.a.m.), Gaspar filho de Baltesar de Maçedo (1589), dom Gaspar Antonio filho do senhor dom Belchior (1608), Balthezar e Gaspar Cassão e irmans (1631) usw. Vielleicht als Doppelname ist Gaspar Balthezar de Cespedes (Anfang 18. Jh.) zu interpretieren.

Ein kleiner Beleg aus dem nordafrikanischen (portugiesischen) Tanger am Rande: „Beltezar dos Reis e que seu pai tinha o mesmo nome e sua mai se chamaua Maria Gonçalvez portugueza de Bargansa natural e seu pai era natural de Milão“ [„Balthasar von den Königen, sein Vater trug denselben Namen, und seine Mutter hieß Maria Gonçalvez aus Bragança, und sein Vater stammte aus Mailand], a.1611.

Dieser Namenzusatz dos Reis („von den Königen“) war vor allem in der Kombination Gaspar dos Reis (seit 1553) beliebt, konnte aber auch an beliebige andere Taufnamen angehängt werden, etwa Briolanja dos Reis (1553) oder Margarida dos Reys (1599); aus solchen Bildungen hat sich der Frauenname Reis (Portugal, Galicien) isoliert. Heute ist dieser Namenzusatz als FN verbreitet: port. (dos) Reis, galicisch dos Reis (1.678 Personen), gal. und katalanisch Reis (1.461), span. Reyes (119.195), de los Reyes (6.829). Nur bedingt in diesen Zusammenhang gehört der PN Epiphanius, Epiphania (ital., span. und port. Epifanio, Epifania, auch ital. Befanio, Befania): Vermutlich handelt es sich um Heiligennamen, vor allem zu einem heiligen Bischof von Pavia (5. Jh.) dessen Name etymologisch natürlich auf Epiphania zurückgeht (Namenstag meist am 21. Januar). Doch dürfte der Dreikönigstag als Geburts- oder Taufdatum als Namenmotiv gewiss eine Rolle spielen.(Quelle Onomastikblog 7.1.2013)