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Eins und eins sind manchmal mehr als zwei. Auch Gernot Decker hat diese Erfahrung gemacht. Durch die Zusammenlegung der Kartensammlungen des Instituts für Geografie und des Instituts für Geologie und Geophysik der Universität Leipzig ist der Bestand im Haus in der Talstraße 35 um einiges reicher geworden. Von diesen Synergieeffekten profitieren unter anderem die Studierenden, die jetzt Exponate aus einem viel reichhaltigeren Angebot der Lehrsammlung ausleihen können. „Wir können nach dem Umzug im Lockdown im Jahr 2020 nun beide Sammlungen in größeren Räumlichkeiten präsentieren“, berichtet Decker, der Leiter der geowissenschaftlichen Kartensammlung der Universität. Bei der Museumsnacht am 7. Mai hat er das neue, größere Domizil erstmals einer breiteren Öffentlichkeit präsentiert.

Etwa 400 Interessenten waren an dem Tag im Haus, viele davon auch in der geowissenschaftlichen Kartensammlung. Decker hat eigens dafür eine bunte Auswahl an Karten auf einem großen Tisch ausgelegt, die einen Einblick geben in die Vielfalt der Sammlung. Zweimal hielt er einen Vortrag zur Erfassung, Aufbereitung und Darstellung von Daten zur Abbildung der Welt. Decker ist überzeugt davon, dass trotz der zunehmenden Digitalisierung auch künftig noch Karten aus Papier gebraucht werden. Davon hat die Sammlung, die 1995 an der Universität Leipzig etabliert wurde und seitdem durch Schenkungen und Ankäufe peu á peu gewachsen ist, eine große Vielfalt zu bieten. Zum Bestand gehören knapp 30 000 Exponate - 18 500 aus der Geographie sowie 10 000 aus der Geologie und der Geophysik. Meist handelt es sich um topographische und geologische Karten, die alle erfasst und digitalisiert werden müssen – eine Mammutaufgabe, die Gernot Decker weitestgehend allein bewältigt. Sehr hilfreich ist dabei der neue Großformatscanner, eine gemeinsame Anschaffung beider Institute im Jahr 2021. Auch unter finanziellen Aspekten sei die Zusammenlegung der beiden Sammlungen von Vorteil gewesen, betont Decker mit Blick auf das moderne Gerät, mit dem er Karten erfassen, digitalisieren und damit für alle Interessierten zugänglich machen kann.

„Wir wachsen immer mehr“, sagt der Sammlungsleiter und präsentiert einige seiner Raritäten. Dazu gehören unter anderem Originale aus der geologischen Landeserfassung des Königreichs Sachsen aus dem 19. Jahrhundert, mehrere mongolische Karten aus dem Jahr 1945 oder eine südafrikanische Goldlagerstättenkarte aus dem Jahr 1911. Hinzu kommen diverse Karten aus der DDR, wie manch einer sie noch aus dem Geografieunterricht kennt. Einer von Deckers Schätzen ist ein altes Landkartenspiel aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg – die Schenkung eines Leipziger Geophysikers. Decker möchte das Spiel gemeinsam mit anderen interessanten Exponaten der Sammlung künftig in Vitrinen präsentieren, die demnächst aufgestellt werden sollen. Er freut sich umso mehr, dass eins und eins auch mal mehr als zwei sind und nun mehr als hundert Quadratmeter für seine Sammlung zur Verfügung stehen. Früher waren es im Erdgeschoss des Hauses gerade mal 36 Quadratmeter.

Der Sammlungsleiter, studierter Kartographie-Ingenieur, ist eigentlich Systemadministrator am Institut für Geographie. Die Pflege des Sammlungsbestandes ist nur eine seiner Arbeitsaufgaben. Die erfüllt er mit Enthusiasmus.