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Die zweite Welle der Corona-Pandemie ist mit voller Wucht in Sachsen angekommen. Inzwischen ist es das Bundesland mit den höchsten Infektionszahlen in Deutschland. Wie ist die Situation im Vergleich zum Frühjahr so außer Kontrolle geraten? Professor Markus Scholz, Epidemiologe an der Universität Leipzig, hat in der Leipziger Volkszeitung die Situation in Form von fünf Thesen analysiert.

Die geographische Lage Sachsens als Grenzregion zu Polen und Tschechien nennt Scholz als ersten wichtigen Aspekt. In diesen Nachbarländern seien die Zahlen bereits früher gestiegen, das tägliche Pendeln zwischen den Ländern sei jedoch lange aufrecht erhalten worden, so Scholz gegenüber der LVZ.

Die nächste These des Epidemiologen bezieht sich auf die hohe Dunkelziffer von Infektionen in Sachsen. Diese leitet er daraus ab, dass Sachsen eine vergleichsweise hohe Positivrate von rund 15 Prozent vorweise: „Das heißt im Verhältnis zur Pandemielage wird hier relativ wenig getestet. Dies führt zu einer höheren Dunkelziffer und damit auch zu einer schlechteren Effizienz der Kontaktnachverfolgung als Maßnahme der Pandemieeindämmung“.

Laut Scholz könne auch der vergleichsweise milde Verlauf der ersten Welle im Freistaat dazu führen, dass mehr Menschen in Sachsen das Virus auf die leichte Schulter nähmen.

Der hohe Altersdurchschnitt der Sächsinnen und Sachsen könnte ebenfalls ein Treiber der Pandemie sein, so Scholz. Er erhöhe möglicherweise das Ansteckungsrisiko und gleichzeitig das Sterberisiko aufgrund starker Verläufe. Deshalb fordert der Forscher im Beitrag einen besseren Schutz älterer Menschen.

In seiner letzten These vermutet Scholz, dass engere soziale Beziehungen in den ländlichen Regionen Sachsens zu höheren Infektionszahlen geführt haben könnten.

Der vollständige Artikel ist in der Online-Version der LVZ abrufbar (Paywall).

 

 

Hinweis: Professor Markus Scholz analysiert mit seinen Kollegen vom Institut für Medizinische Informatik, Statistik und Epidemiologie (IMISE) an der Universität Leipzig regelmäßig die aktuelle Corona-Entwicklung in Leipzig sowie Sachsen und bündelt die Erkenntnisse und Daten in Bulletins.