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Dr. Ringo Rösener vom Institut für Kulturwissenschaften der Universität Leipzig erhält im Rahmen des „Fellow-Programms Freies Wissen“ ein Stipendium von Wikimedia Deutschland, dem Stifterverband und der VolkswagenStiftung.

Es geht dabei um eine Open-Access-Publikation zu Heinrich Blücher, dem Ehemann Hannah Arendts. Für sein Heinrich-Blücher-Projekt „Philosophie lehren“ wird Rösener generell bereits von der VolkswagenStiftung gefördert, als Teil der Förderinitiative „Originalitätsverdacht?“. Zentrales Anliegen des Stipendienprogramms ist die Stärkung einer offenen Wissenschaft, um den Wissenstransfer in die Gesellschaft und die Qualität wissenschaftlicher Forschung und Lehre zu verbessern. „Diese Zielstellung liegt auch mir sehr am Herzen. Dass ich für das Stipendium ausgewählt wurde, freut mich ungemein“, sagt Rösener.

Heinrich Blücher war in den 1950er und 1960er Jahren Professor für Philosophie und Philosophie der Kunst an der New School for Social Research (New York City) sowie dem Bard College (Annandale-on-Hudson, New York). „Das ist insofern verwunderlich, als dass er weder publiziert noch einen akademischen Abschluss hatte. Für Hannah Arendt war er aber ein unersetzbarer Gesprächspartner“, berichtet Ringo Rösener. „Nach Augenzeugenberichten war er ihr ‚Sokrates‘". Aber versucht man mit solchen Zuschreibungen vielleicht, die Intelligenz seiner Frau zu hinterfragen? „Wer Blücher war, was er unterrichtete, das ist ein spannender Untersuchungsgegenstand“, sagt Rösener.
Blüchers Studierende haben seine Vorlesungen auf Tonband festgehalten.

Ein Teil ist digitalisiert und zugänglich, ein großer Teil wird derzeit erschlossen, ist aber bisher unveröffentlicht. Mit dem Heinrich-Blücher-Projekt will Ringo Rösener die bisher unveröffentlichte Vorlesungsreihe „Sources of Creative Power“, gehalten 1953/54 an der New School, auf einer Internetplattform multimedial als Forschungsressource veröffentlichen. „In der Vorlesungsreihe stellt Blücher die Grundlinien seines Philosophierens dar. Seine Gedanken sind an keinen akademischen Diskurs gebunden, sondern an ein allgemein interessiertes Publikum adressiert. Dieses Anliegen soll auch auf der Plattform erhalten bleiben“, kündigt der Kulturwissenschaftler an. „Neugierige sollen in der Lage sein, sich mit Blüchers Vorlesungen zu beschäftigen, und selbst erforschen, ob Blücher ein Scharlatan oder ein Sokrates war.“