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Sehfehler wie Kurz- oder Weitsichtigkeit sind auf dem Vormarsch - immer mehr Kinder und Jugendliche brauchen eine Brille. Mit einer neuen Untersuchung widmet sich deshalb das Forschungsprojekt LIFE Child der Leistungsfähigkeit von Kinderaugen. Ab Mitte des Jahres wird in dem Teilprojekt des "Forschungszentrums für Zivilisationserkrankungen - LIFE" der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig das Sehen und die Entwicklung der Augen bei Leipziger Kindern geprüft.

"Je früher Sehfehler erkannt werden, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, sie mit der richtigen Brille korrigieren zu können", erklärt Dr. Franziska Rauscher von der Augenklinik des Leipziger Uniklinikums und Leiterin der Untersuchungen. Gemeinsam mit Studienambulanzleiter Andreas Hiemisch hat sie die Augenuntersuchungen und die speziellen Fragestellungen für das LIFE-Child-Forschungsprojekt konzipiert.

"Unser zentrales Ziel ist die ganzheitliche Sicht auf das gesunde Heranwachsen von Kindern und auf das Entstehen von Krankheiten", betont Professor Wieland Kiess, Direktor der Unikinderklinik Leipzig und LIFE-Child-Projektleiter. "Das realisieren wir mit einem Team von Ärzten aus allen Fachrichtungen sowie Experten aus den Bereichen der Psychologie oder der Sport- und Ernährungswissenschaften. Die Augenuntersuchungen vervollständigen das multidisziplinäre Profil von LIFE Child."

Ein wichtiger Schritt, denn die Entwicklung der Sehkraft und des Auges an sich können einen großen Einfluss auf die Kindesentwicklung haben. Treten dabei Störungen auf, können Fehlsichtigkeiten oder Sehschwächen die Folgen sein. Das Wachstum der Augen ist in der Regel im Alter von sechs bis acht Jahren abgeschlossen. Aus diesem Grund ist die Früherkennung besonders wichtig. "Wenn Kinder frühzeitig und regelmäßig eine Brille tragen, kann das in Abhängigkeit der Fehlsichtigkeit bewirken, dass im Erwachsenenalter eine Brille mit einer geringen Stärke ausreicht oder gar keine Brille mehr benötigt wird", sagt Franziska Rauscher.

Ob mit oder ohne Brille, die Augenuntersuchungen bei LIFE Child sind für alle Kinder ab drei Jahren geplant. Mit modernen und hochpräzisen Messgeräten werden unter anderem die Sehschärfe, die Linsen- und Hornhautdicke sowie die Augenlänge gemessen. Diese Art der Messung ist bei Erwachsenen bereits im Einsatz, für Kinder ist die Messmethode jedoch neu: Es kann damit schnell und exakt herausgefunden werden, ob die Kinder beispielsweise eine Brille benötigen oder ob eine vorhandene Brille die richtige Stärke hat. Erstmals kann so eine genaue Aussage über die Häufigkeit, Verteilung und Korrektion von Fehlsichtigkeiten bei Kindern in Deutschland getroffen werden.Mit Hilfe der Untersuchungsergebnisse soll eine bessere Korrektur der Fehlsichtigkeit bei allen Kindern und Jugendlichen erreicht werden.

Die Ursachen für das Entstehen von Fehlsichtigkeiten sind vielfältig. Neben der Genetik beeinflussen auch äußere Faktoren wie Lebensstil und Umweltbedingungen die Augenentwicklung. "Mit den Untersuchungen bei LIFE Child wollen wir das Zusammenspiel dieser Einflussgrößen nachvollziehen und genauer verstehen", sagt Professor Peter Wiedemann, Direktor der Augenklinik. "Langfristig soll die individuelle Entwicklung von Fehlsichtigkeiten besser vorhersagbar werden."

Mit dem Bereich "Auge und Sehen" startet LIFE Child in der zweiten Jahreshälfte. Mehr als 2500 Leipziger Familien haben seit Beginn der Untersuchungen 2011 bei der Gesundheitsstudie teilgenommen. Insgesamt sollen 10.000 Kinder und Jugendliche bei dem einzigartigen Forschungsvorhaben mitmachen.