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Veranstaltungsort: MIMUL

Veranstaltungs-Flyer
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Felix Mendelssohn Bartholdy und Richard Wagner gelten als zwei absolute Antipoden der Musik-geschichte des 19. Jahrhunderts: in ihrem Charakter und künstlerischen Selbstverständnis, ihrem Schaffen sowie ihrer kurz- und längerfristigen Wirkung. Dieser Gegensatz resultiert nicht nur aus der antisemitisch gefärbten Polemik, mit der Wagner seinen nur vier Jahre älteren, aber weit früher gereiften und verstorbenen Kollegen nach dessen Tod verfolgte, sondern auch aus dem „Parteienstreit“ zwischen Konservativen und „Zukunftsmusikern“, der das deutsche Musikleben ab 1850 in zwei Lager spaltete.

Das Zentrum dieses Streits bildete die „Musikstadt“ Leipzig: Gewandhaus, Conservatorium und Musikzeitschriften wie die Allgemeine musikalische Zeitung und die Signale verstanden sich als Hüter der von Mendelssohn geprägten klassizistischen Tradition. Zugleich gab es hier Institutionen wie die Neue Zeitschrift für Musik, den Musik-verein „Euterpe“ oder den Allgemeinen Deut-schen Musikverein (ADMV), die sich gezielt als modernistische Opposition zu diesem Mainstream profilierten und dabei zunehmend Wagners Musik propagierten.

Die Tagung untersucht das Verhältnis der beiden Komponisten aus dieser spezifischen Leipziger Perspektive: ihre gemeinsamen Wurzeln in der musikalischen und literarischen Kultur der Buch-stadt (und der Region), ihre personellen und institutionellen Netzwerke sowie ihre Rezeption von Mendelssohns Tod bis zum Dritten Reich.

Erstellt von: Patrick Becker-Naydenov