Nachricht vom

Nach dem Aus in der Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder erhält die Adipositasforschung an der Universität Leipzig neue Impulse: Der Freistaat Sachsen und die Universität fördern die interdisziplinäre Zusammenarbeit auf diesem Gebiet mit insgesamt 3,2 Millionen Euro bis Ende 2020. Ziel ist es, die Erforschung von Adipositas am Standort weiter zu fördern und die Wissenschaftler vor Ort und international stärker zu vernetzen. Dabei wird am ursprünglichen Konzept festgehalten, die Zivilisationserkrankung nicht nur biomedizinisch sondern auch sozial- und geisteswissenschaftlich zu verstehen.

Die Adipositas-Prävalenz ist in den vergangenen Jahrzehnten sprunghaft angestiegen: Heute ist weltweit gesehen fast jeder dritte Mensch übergewichtig oder fettleibig. Die Folgen von Adipositas sind gravierend: So steigt etwa das Risiko an Typ-2-Diabetes, Schlaganfall, Herzinfarkt und sogar Krebs zu erkranken. Auf der Suche nach Ursachen, Therapien und Präventionsmöglichkeiten bringt das Kompetenzzentrum „Adipositas verstehen“ Wissenschaftler der Universität Leipzig interdisziplinär zusammen - von Medizinern, Biochemikern bis hin zu Kulturwissenschaftlern. Denn neben Genen, Stoffwechsel und individuellem Verhalten spielen zunehmend auch Umwelteinflüsse und unsere Esskultur eine wichtige Rolle.

„Forschung auf dem Gebiet ist medizinisch und gesellschaftlich hochrelevant“

„Die Medizinische Fakultät, das Uniklinikum und das HI-MAG sind im Bereich der Adipositas- und Stoffwechselforschung bundesweit mit führend. Besonders wichtig ist der Ansatz, die Einflüsse der Umwelt und der gesellschaftlich vorherrschenden Lebensführung in die Forschung mit einzubeziehen. Der Freistaat unterstützt die Universität Leipzig beim Erhalt und dem Ausbau der für diese Forschung nötigen Infrastruktur. Auch wenn die Bewerbung um Förderung als Exzellenzcluster keinen Erfolg hatte, die Forschung auf dem Gebiet ist medizinisch und gesellschaftlich hochrelevant. Deshalb unterstützen wir den Erhalt und den Ausbau der Strukturen“, sagt die sächsische Wissenschaftsministerin Dr. Eva-Maria Stange.

Kompetenzzentrum beschreitet den „Leipziger Weg“

Das Kompetenzzentrum soll nun die Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen zusammenbringen und den „Leipziger Weg“ beschreiten, der im Hochschulentwicklungsplan 2025 definiert ist. „Das Zentrum folgt der Zielsetzung des Hochschulentwicklungsplans. Einzelne Forschungsverbünde werden gezielt gefördert und entwickeln sich zu einem integrativen Zentrum. Damit kann die Universität auch ihre Pläne zur erneuten Beteiligung an der Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder weiterführen. Das Zentrum wird bei uns die Zusammenarbeit zwischen den Fakultäten stärken und einen wichtigen Beitrag zu dieser großen gesellschaftlichen Herausforderung leisten“, sagt Prof. Dr. Beate Schücking, Rektorin der Universität Leipzig. „Wir suchen hier in Leipzig als Zentrum der Adipositas-Forschung interdisziplinär nach Ursachen, Präventions- und Therapieansätzen der Volkskrankheit. Es braucht eine enge Verzahnung von biomedizinischer und sozialwissenschaftlicher Forschung, um solide Konzepte im Umgang mit Adipositas zu entwickeln“, ergänzt Prof. Dr. Christoph Josten, Dekan der Medizinischen Fakultät.

Aufbau des Zentrums in Planung

Neben der personellen Aufstockung in den Bereichen Ernährungsmedizin, Epigenetik und Biodatenanalyse sollen auch Infrastruktur und Administration des Kompetenzzentrums ausgebaut werden. Begleitend dazu sind neue DFG-geförderte Forschergruppen und Sonderforschungsbereiche geplant. Das „Leipzig Lab“ als Teil des „Leipziger Weges“ fungiert als innovatives Synthesezentrum zwischen Themen und Personen, das vor allem die adipositas- und gesundheitsrelevante Forschung außerhalb der Medizin stärkt. „Mit dem ‚Leipzig Lab‘ fördern wir besonders auch den sozial- und geisteswissenschaftlichen Ansatz des Kompetenzzentrums. Ein Lab wird sich dem Thema ‚Global Health‘ widmen, ein zweites fokussiert auf die frühe Kindheit, in der die Grundsteine für Adipositas oftmals schon gelegt werden. Das dritte Lab will die Rechtswissenschaft mit der Adipositasforschung verknüpfen, um Verhaltensanreize fernab von Ge- oder Verboten zu setzen“, ergänzt Prof. Dr. Erich Schröger, Prorektor für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs an der Universität Leipzig. Im Kompetenzzentrum „Adipositas verstehen“ sind derzeit rund 60 verantwortliche Wissenschaftler (Principal Investigators) assoziiert. Mit der geplanten Landesförderung des Zentrums werden voraussichtlich bis zu 35 neue Stellen in der Forschung geschaffen.