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Lange hat Institutschef Prof. Dr. Manfred Wendisch auf diesen Moment gewartet. Jetzt – ausgerechnet in Zeiten von Corona – ist es soweit: Die Arbeiten für den Neubau des Leipziger Instituts für Meteorologie (LIM) der Universität Leipzig haben begonnen. Gerade wurde in der Stephanstraße 3 ein Nebengebäude abgerissen, um Platz für Neues zu schaffen. Schon kurz nach seiner Berufung an die Universität Leipzig hat Manfred Wendisch im September 2009 die erste Bedarfsmeldung für eine solche Baumaßnahme rausgeschickt. Es dauerte allerdings noch elf Jahre, bis es dann endlich losging. Die Bauarbeiten sollen im August 2022 beendet sein. Die Gesamtkosten liegen bei 11,6 Millionen Euro. Davon trägt der Freistaat Sachsen 7,8 Millionen Euro. Die EU fördert das Vorhaben mit 3,8 Millionen Euro.

„Wir danken der Universitäts- und der Fakultätsleitung. Sie haben uns immer tatkräftig unterstützt“, sagt der Meteorologe. Er ist froh, alle seine Institutskollegen perspektivisch an einem Standort zu haben, denn bisher sind diese an vier verschiedenen Orten der Stadt verteilt: in der Stephanstraße 3 plus Nebengebäude, Vor dem Hospitaltore 1, in der Talstraße 35 sowie in der Prager Straße 34. „Die Zusammenarbeit innerhalb des Instituts wird dadurch auf eine neue Stufe gehoben. Man sieht sich einfach viel öfter – nicht nur bei der Arbeit, sondern auch beim Kaffee nebenbei, bei den Lehrveranstaltungen, Kolloquien oder Vorträgen. Der Austausch zwischen den Gruppen erfolgt direkter und viel intensiver. Das Zusammengehörigkeitsgefühl wird weiter erhöht“, betont er. Die Konzentration auf einen Standort, neue moderne Labors und Vorlesungs- beziehungsweise Seminarräume, kurze Wege im Institut, eine topmoderne Infrastruktur, neue Möglichkeiten als Gastgeber nationaler und internationaler Treffen sowie die Förderung des Betriebsklimas und der Zusammengehörigkeit – all das motiviere ihn und seine Kollegen noch mehr, Zeit und Kraft in Forschung und Lehre zu investieren.

Regenerative Energien, innovative Solarmodule, geothermische Anlage

In der Stephanstraße entsteht ein besonders nachhaltiges Gebäude, ein Plus-Energie-Haus. Es wird von der EU vor allem wegen der Verwendung regenerativer Energien bei der Gebäudenutzung, energetisch optimierter haustechnischer Anlagen und wegen des innovativen Betriebskonzepts gefördert. Eine Photovoltaikanlage erzeugt beispielsweise Energie allerdings nicht mit herkömmlichen, frei aufgestellten Solarpaneelen. Vielmehr sind die Solarmodule in die Fassadenverkleidung auf der Ost-, Süd- und Westseite des Gebäudes integriert. Wärme wird auf dem Gelände des Grundstücks in einer eingebauten geothermischen Anlage gewonnen.

Das Gebäude mit seinen 1.374 Quadratmetern Nettogeschossfläche ist klar strukturiert: Die Büros der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie der große Seminarraum sind zum Hof, die anderen Gruppenarbeitsräume und die Nebenräume zum kleinen Garten hin orientiert. Die Messräume liegen dazwischen. Da Wissensvermittlung und Forschung sowohl zurückgezogene Bereiche für das konzentrierte Arbeiten, als auch Orte der Kommunikation und des Austauschs benötigen, gibt es einen Raum für die Wetterbesprechung, einen Strahlungs- sowie einen Klimamessraum mit einer Klimakammer und einen Strömungsmessraum mit einem Windkanal. Darüber hinaus entstehen auch Räume für die Vorbereitung und Auswertung von Messkampagnen.

Zehn mal mehr Drittmittel in zehn Jahren

Das Institut für Meteorologie hat sich in den vergangenen Jahren rasant entwickelt. So hat sich das Drittmittelaufkommen seit 2010 verzehnfacht. Von den aktuell 55 Mitarbeitenden werden 44 Stellen aus Drittmitteln finanziert. „Meilensteine in der Entwicklung des Instituts sind der Sonderforschungsbereich Transregio 172 zu den arktischen Klimaänderungen, den wir seit 2016 koordinieren, sowie das Schwerpunktprogramm mit dem Forschungsflugzeug HALO der DFG, bei dem wir auch seit mehr als zehn Jahren Koordinator sind“, berichtet Manfred Wendisch nicht ohne Stolz, denn das LIM ist auch an zahlreichen weiteren hochrangigen Forschungsprojekten beteiligt.