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In der interdisziplinären und translational ausgerichteten Forschungsgruppe SYNABS erforschen Neurologen, Physiologen, Neuroimmunologen und Mikroskopieexperten die Krankheitsmechanismen von autoimmun bedingten Hirnentzündungen. Ihr Ziel ist die Entwicklung neuer Therapieansätze für diese Erkrankungen, die häufig von psychischen Symptomen begleitet sind. Neurophysiologe Professor Stefan Hallermann von der Universität Leipzig ist stellvertretender Sprecher der Forschungsgruppe und leitet zwei Forschungsteilprojekte. Die Gruppe mit Partnern von neun Forschungsinstitutionen in Deutschland, Österreich und Spanien wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) in den nächsten drei Jahren mit 3,9 Millionen Euro gefördert. Davon fließen etwa 500.000 Euro direkt nach Leipzig an das Carl-Ludwig-Institut für Physiologie.

Vor gut zehn Jahren wurde die autoimmun bedingte Gehirnentzündung in der medizinischen Fachliteratur erstmals beschrieben, inzwischen kennen die Neurologen eine ganze Familie dieser seltenen Erkrankungen, von der meist junge Erwachsene betroffen sind. Ausgelöst durch bestimmte Tumoren, Infektionen oder zumeist noch ohne erkenntliche Ursache werden Antikörper gegen Neurotransmitter-Rezeptoren im zentralen Nervensystem produziert, die die Signalübertragung an den Kontaktstellen der Nervenzellen, den Synapsen, stören. Die Folgen können Verwirrtheit, Psychosen, epileptische Anfälle oder Bewusstseinsstörungen sein.

„In jedem unserer acht Teilprojekte arbeiten sowohl Spezialisten aus der klinischen-experimentellen Forschung als auch Grundlagenwissenschaftler mit besonderer methodischer Expertise“, beschreibt Prof. Dr. Stefan Hallermann vom Carl-Ludwig-Institut für Physiologie der Medizinischen Fakultät den interdisziplinären Forschungsansatz. Zum Einsatz kommen jeweils hochspezifische experimentelle Methoden wie zum Beispiel Elektrophysiologie und Kalzium-Imaging, Biotechnologie und Elektronen- sowie Super-Resolution-Mikroskopie. „In den beiden Leipziger Teilprojekten wollen wir zum einen neue Medikamente entwickeln, die bei der Therapie von Gehirnentzündungen vom NMDA-Rezeptor-Typ künftig eingesetzt werden können. Dies ist die häufigste autoimmune Gehirnentzündung. Sie wurde 2007 von der Fachwelt erstmals beschrieben und tritt vorrangig bei Mädchen und jungen Frauen auf. Zum anderen untersuchen wir die Rolle des Proteins LGI-1, dessen Rolle bei autoimmunen Gehirnentzündungen kaum verstanden ist“, so Hallermann. Für die Patienten mit Autoimmun-Gehirnentzündungen steht derzeit nur eine allgemeine Therapie zur Verfügung, die unspezifisch die Immunreaktion unterdrückt.

„Wir wollen ein detailliertes Verständnis für die Mechanismen der verschiedenen Formen von Autoimmun-Enzephalitiden entwickeln“, beschreibt Prof. Dr. Christian Geis das Ziel der Forschergruppe SYNABS. Der Neuroimmunologe vom Universitätsklinikum Jena ist Sprecher der Gruppe. Die Wissenschaftler von Forschungsinstitutionen in Deutschland und Österreich werden die Krankheitsmechanismen für verschiedene Rezeptoren auf molekularer Ebene, im Tiermodell und unter Verwendung humaner Gewebe und rekombinanter Antikörper untersuchen. Assoziiert ist auch die Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Josep Dalmau in Barcelona. Der Pionier auf dem Gebiet der Antikörper-Hirnentzündungen wird als Mercator–Fellow gefördert.

 

SYNAPS-Partner:

  • Friedrich-Schiller-Universität Jena, Universitätsklinikum Jena, Sektion Translationale Neuroimmunologie, Klinik für Neurologie
  • Universität Leipzig, Carl-Ludwig-Institut für Physiologie
  • Humboldt Universität Berlin, Charité, Klinik für Neurologie,

Klinik für Pädiatrie mit Schwerpunkt Neurologie, Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) Berlin

  • Universität Würzburg, Physiologisches Institut, Biozentrum; Universitätsklinikum Würzburg, Neurologische Klinik, Institut für Klinische Neurobiologie
  • Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ) Heidelberg
  • Technische Universität Braunschweig, Abteilung Biotechnology
  • Institute of Science and Technology Austria (IST Austria), Wien/Klosterneuburg
  • MedUni Wien, Klinisches Institut für Neurologie (Obersteiner Institut)

assoziiert:

  • Institut d'Investigacions Biomèdiques August Pi i Sunyer (IDIBAPS), Hospital Clinic IDIBAPS Barcelona, Department of Neurology