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Die Historikerin Dr. Ismay Milford wurde in das renommierte Emmy-Noether-Programm der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) aufgenommen. Dazu richtet die DFG an der Universität Leipzig eine von ihr geleitete Nachwuchsgruppe ein, die Praktiken und Technologien der Umweltwissensproduktion in Afrika zwischen 1950 und 2000 untersucht. Ziel ist es, die Geschichte des planetarischen Umweltdenkens aus afrikanischer Perspektive zu schreiben und zu zeigen, wie Dekolonisierung und Staatsbildung die globale Umweltwissenschaft fundamental geprägt haben.

Das auf sechs Jahre angelegte Forschungsprojekt „Knowing the Planet“ widmet sich einem hochaktuellen Thema der Umwelt- und Wissensgeschichte: Wie wurde in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts Wissen über die planetarische Umwelt produziert – und wer war daran beteiligt? Im Mittelpunkt stehen neue Technologien wie Satellitenfernerkundung, die afrikanischen Wissenschaftler:innen und Politiker:innen versprachen, nationale Ressourcen zu inventarisieren. Doch diese Technologien hatten eine längere Geschichte in kolonialen Vermessungswissenschaften und Technologien der Extraktion. 

Die Nachwuchsgruppe wird drei wissenschaftliche Felder untersuchen, die eng mit Fragen von Souveränität und Entwicklung verbunden waren: Hydrologie, Geologie und Meteorologie. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf Ostafrika, das seit dem 19. Jahrhundert als „Labor" für wissenschaftliche Experimente galt und 1972 Sitz des UN-Umweltprogramms (UNEP) in Nairobi wurde.

Dr. Ismay Milford ist Historikerin der Wissens-, Technologie- und Umweltgeschichte mit regionalem Schwerpunkt auf Ostafrika im 20. Jahrhundert. Sie kam im September 2025 an die Universität Leipzig. Ihre Forschung hat Religion, Aktivismus, Regionalismus, Print-, Radio- und Satellitentechnologien umfasst. Von 2019 bis 2022 war sie Research Fellow an der University of Edinburgh im Projekt „Another World? East Africa and the Global 1960s“, das zu einem gemeinsam verfassten Buch und der Online-Ressource „East Africa's Global Lives“ führte. Von 2023 bis 2025 hatte sie ein Marie Skłodowska-Curie Postdoctoral Fellowship an der Freien Universität Berlin für ein Projekt zur Informationsgesellschaft im unabhängigen Ostafrika. Ihr erstes Buch „African Activists in a Decolonising World" wurde 2023 bei Cambridge University Press veröffentlicht und basiert auf ihrer Doktorarbeit vom European University Institute in Florenz.

Forschungsschwerpunkt politische Ökologie und natürliche Ressourcen

Zu ihrer neuen Position sagt Ismay Milford: „Ich freue mich sehr, die Emmy Noether Gruppe nach Leipzig zu bringen. Die Universität ist ein idealer Gastgeber – angesichts langjähriger Stärken in afrikanischer Geschichte und Global Studies sowie einem wachsenden Forschungsschwerpunkt zu politischer Ökologie und natürlichen Ressourcen. Am wichtigsten ist, dass die Infrastruktur, um all diese Bereiche ins Gespräch zu bringen, bereits existiert, in Form von ReCentGlobe und dem neuen Global Hub. Das bedeutet, dass das Projekt nicht isoliert durchgeführt wird, sondern von einer breiteren Diskussion geprägt wird und diese hoffentlich auch prägt – das ist es, was Forschung lohnenswert macht."

Zur interdisziplinären Ausrichtung ergänzt sie: „Dies ist das ambitionierteste Projekt, das ich bisher durchgeführt habe, was die interdisziplinäre Zusammenarbeit angeht. Es wird daher von den bestehenden Verbindungen zu nahegelegenen Institutionen wie dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ), das ein führendes Fernerkundungszentrum, RSC4Earth, mitbetreibt, und dem Max-Planck-Institut für Geoanthropologie in Jena profitieren. Zudem gibt es großartige Möglichkeiten, das Projekt auch über akademische Kreise hinaus zu diskutieren, zum Beispiel beim jährlichen Globe Festival.“

Die Nachwuchsgruppe wird ab 2027 zwei Postdoktorand:innen und eine:n Doktorand:in umfassen. Sie ist am Institut für Afrikastudien der Universität Leipzig angesiedelt und wird eng mit dem Research Centre Global Dynamics (ReCentGlobe) sowie der Graduate School Global and Area Studies (GSGAS) zusammenarbeiten.