Unter dem Titel „Lake and drained lake basin systems in lowland permafrost regions” einer internationalen Autorenschaft von Permafrostexperten unter Leitung von Benjamin Jones vom Institute of Northern Engineering der University of Alaska in Fairbanks, USA, präsentieren die Wissenschaftler:innen eine umfassende Bewertung des geomorphologischen und ökologischen Zustands dieser Landschaftssysteme auf der nördlichen Hemisphäre und diskutieren aktuelle Beobachtungen, die auf drastische Veränderungen im dynamischen Verhalten von Thermokarstseen und -senken in diesen Systemen deuten. Diese Landschaftsformen nehmen bis zu 50 Prozent der arktischen und borealen Tieflandsregionen ein. Dabei wurde beobachtet, dass derzeit auch in vielen Regionen die Anzahl von Thermokarstseen und entwässerter Seebecken infolge des Auftauens von Permafrost zunimmt. „Wir betrachten deren Dynamik und die Wechselbeziehungen mit dem Permafrost, arktischen und subarktischen Ökosystemen, zwischen Wasserhaushalt und Permafrost, mit biogeochemischen Prozessen – wie der Permafrost-Kohlenstoff-Rückkopplung – sowie auch mit Infrastrukturentwicklungen in Permafrostregionen“, betont Dr. Mathias Ulrich. „Wir untersuchen außerdem die potenziellen Regimewechsel dieser Landschaftssysteme, die den zukünftigen Zustand der Tiefland-Permafrostregionen verändern könnten, einschließlich der Wechselwirkungen zwischen ökologischen, hydrologischen, geomorphischen und sozio-ökologischen Prozessen im Zusammenhang mit der weiteren Entwicklung von Thermokarstseen- und senken in einer wärmeren und feuchteren Arktis.“
Ulrich arbeitet seit vielen Jahren in Thermokarstlandschaften Ost- und Nordostsibiriens, also Landschaften, die im Zusammenhang mit dem Tauen des Permafrostes entstehen. Er hat sich in diesem Zusammenhang intensiv mit der Entwicklung von Seen und Senken sowie Mensch-Umwelt-Interaktionen in Permafrostregionen auseinandergesetzt.
Link zum Artikel:
Jones, B.M. et al. (2022). Lake and drained lake basin systems in lowland permafrost regions. Nature Reviews Earth & Environment 3, 85–98.
https://doi.org/10.1038/s43017-021-00238-9