28. September 2022, 14:00–17:30 Uhr
Neue Wege, alte Normen – quo vadis Sonata Theory?
Symposium der Fachgruppe Musiktheorie im Rahmen der Jahrestagung der Gesellschaft für Musikforschung
Mittwoch, 28.9.2022, 14.00–17.30h
Humboldt-Universität zu Berlin, Universitätsgebäudes am Hegelplatz, Hörsaal 1.101, Dorotheenstraße 24, 10117 Berlin
Organisation: Stefan Keym und Markus Neuwirth
Formenlehre und speziell Sonatentheorie galten lange als veraltet, da sie im Verdacht standen, die Komplexität vielschichtiger Kunstwerke auf „musikferne Schemata“ bzw. „blutleere Konstruktionen“ zu reduzieren und dem Verständnis des individuellen Formkonzepts eines Werks eher im Weg zu stehen. Doch spätestens seit dem Erscheinen der Elements of Sonata Theory von James Hepokoski und Warren Darcy im Jahr 2006 erlebt dieses Themenfeld ein eindrucksvolles Revival, das in den angloamerikanischen Ländern zur Entwicklung einer eigenen Forschungsrichtung, der „New Formenlehre“, geführt hat und auch in der deutschsprachigen Musikforschung und -theorie zunehmend aufgegriffen wird.
Das halbtägige Panel zieht eine kritische Zwischenbilanz dieser Entwicklungen und verknüpft sie mit der Frage nach der Relevanz von Normen auf dem Gebiet der Sonatenform. Die Formenlehre setzt grundsätzlich voraus, dass es – implizit oder explizit – solche Normen gab, auf die sich die Komponisten bezogen und die daher eine wesentliche Orientierungshilfe für die Analyse einzelner Werke bilden – auch dann, wenn sie darin abgewandelt oder gar negiert werden. In neueren Beiträgen zur Sonata Theory wird freilich nicht mehr von der Dominanz einer einzigen Norm (pro Epoche) ausgegangen. Vielmehr ist zu fragen, inwieweit es in verschiedenen geographischen Räumen und Gattungen sowie auf der Ebene der einzelnen musikalischen Parameter eine Koexistenz unterschiedlicher, z.T. auch gegensätzlicher Normen gab.
Zeitplan
14:00h
Prof. Dr. Steven Vande Moortele (Univ. of Toronto): An den Grenzen der Sonatenform
Prof. Dr. Markus Neuwirth (Anton Bruckner Privatuniv. Linz): Response: Reflexionen zur Norm der Form – Perspektiven einer modularen Formenlehre
15:15h
Prof. Dr. Hans-Joachim Hinrichsen (Univ. Zürich): Gibt es ein Außerhalb der Form? Zum Konzept der „parageneric spaces“
15:45h Pause
16:15h
Dr. Christian Schaper (HU Berlin): Zwischen Formreflexion und Programmhindernis: die Reprise als unterschätzter Teil der Sonatentheorie
16:45h
Prof. Dr. Stefan Keym (Univ. Leipzig): Dynamik als Faktor der Formdramaturgie von Sonatensätzen im 18. und 19. Jh.
Lea Fink (MPI für empirische Ästhetik Frankfurt/M.): Response: Erleben von Dynamikverläufen beim Hören
Link zum Gesamtprogramm der Berliner GfM-Jahrestagung
Erstellt von: Patrick Becker-Naydenov