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Im Rahmen seiner Deutschland-Reise hat der irische Präsident Michael D. Higgins am 4. Juli auch die Universität Leipzig besucht. Für Higgins war es der dritte Aufenthalt in Leipzig, denn bereits als Wissenschaftler und Autor war er in der sächsischen Metropole zu Gast. Im Paulinum – Aula und Universitätskirche St. Pauli hielt er eine Grundsatzrede zur Zukunft Europas, die vom Publikum mit viel Beifall aufgenommen wurde.

„Da dem Präsidenten die irische Sprache eine Herzensangelegenheit ist, haben wir uns ganz besonders gefreut, ihn bei uns begrüßen zu dürfen“, sagte Prof. Dr. Beate Schücking, Rektorin der Universität Leipzig. „Keltische Studien wurden bei uns von Ernst Wilhelm Oskar Windisch durchgeführt, der 1867 in Leipzig promovierte und 1895/96 Rektor unserer Universität war. Er übersetzte das irische Heldenepos Táin Bó Cúalnge ins Deutsche und gab eine irische Grammatik sowie ein Wörterbuch heraus. Diese Werke haben wir Präsident Higgins gezeigt.“

Ebenfalls in den Beständen der Universität befinden sich die sogenannten Note Books des irischen Gelehrten Whitley Stokes, der zu den Schülern Ernst Windischs zählt. Vor vier Jahren hatte der irische Botschafter Michael Collins sich diese Aufzeichnungen in der Universitätsbibliothek angeschaut. Auch der Präsident nahm sie in Augenschein. Als Geschenk erhielt er ein Faksimile mit Auszügen aus der Korrespondenz von Stokes an Windisch, unter anderem mit Bezug auf das Heldenepos und inklusive des Epos-Titelblatts.

Die Universität Leipzig war Ende des 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine Hochburg der Lehre und Erforschung der keltischen Sprachen, zu denen das Irische gehört. Derzeit können Irisch sowie begleitende keltologische Studien im Rahmen des internationalen Bachelor-Studiengangs Europäische Minderheitensprachen belegt werden. In den Studiengang sind 19 Studierende eingeschrieben. Darüber hinaus gibt es an der Universität Leipzig das Wahlfach/den Wahlbereich Keltische Studien. Die Hochschule bildet in entsprechenden Lehrveranstaltungen jedes Jahr mehr als 60 Studierende aus.  

„Keltische Studien sind rar geworden, aber es ist uns 2013 gelungen, das von der irischen Regierung finanzierte Irisch-Lektorat heranzuziehen und somit die Minderheitenstudien an der Philologischen Fakultät weiter auszubauen“, berichtete Dr. Sabine Asmus, Keltologin/Anglistin und Slawistin, die dem irischen Präsidenten ausgewählte Werke präsentierte. Aktuell sind zudem 18 irische Studierende über das europäische Austauschprogramm Erasmus an der Hochschule zu Gast, 27 Leipziger Studierende absolvieren ein Auslandssemester in Irland. Regulär studieren 21 Iren an der Universität Leipzig.

Bei seinem Besuch am 4. Juli wurde Präsident Higgins am Vormittag vor dem Neuen Augusteum von Rektorin Schücking begrüßt. Nach einem Eintrag ins Gästebuch der Universität hielt Higgins im Paulinum eine Rede zum Thema „Die Zukunft Europas – neue Verbindungen zwischen Ökologie, Ökonomie und Ethik“. Es sprach zudem Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer. Während seines Besuchs an der Universität Leipzig nahm sich der Staatsgast auch Zeit für Gespräche mit Studierenden.