Von der Buchgeschichte über die Kunstsammlungen bis zum Pelzhandel war die Tradition Sachsens eine gesamteuropäische. Und die Minderheiten, ob Hugenotten, Böhmen, Polen, Griechen oder jüdisch-ukrainische Messebesucher haben der Stadt ein Gepräge verliehen, das die Universitätsprofessoren Wilhelm Wundt und später Karl Lamprecht inspirierte. Um 1900 stellte Leipzig einen Wissenschaftsstandort mit transnationaler Ausstrahlung dar, hier entwickelte Friedrich Ratzel das Konzept der Anthropogeographie, die unsere Vorstellung des historischen Raums tief geprägt hat, ebenso wie Wilhelm Wundt das Modell der Völkerpsychologie entwarf, die zu den Grundlagen der transnationalen Geschichtstheorie gehört. Zusätzlich trug der Leipziger Positivistenkreis, zu dem auch der Chemiker Wilhelm Oswald und der Geograph Ferdinand von Richthofen gehörten, entscheidend dazu bei, dass aus Leipzig eine Art Geburtsstätte transnationaler historischer Forschung wurde.
Über den Zusammenhang von sächsischer Tradition und transnationaler Wissenschaftsgeschichte wird der aktuelle Leibniz-Professor Dr. Michel Espagne gemeinsam mit Prof. Dr. Ute Wardenga (Geographie), Prof. Dr. Erich Schröger (Psychologie) und Prof. Dr. Matthias Middell (Geschichte) diskutieren.
Die Veranstaltung findet in der 5. Etage der Strohsack-Passage, SFB 1199, Raum 5.55, Nikolaistr. 6-10, 04109 Leipzig statt.