Aus der Erhebung geht unter anderem hervor, dass Lehramtsstudierende und Lehrkräfte bisher in ihrer Ausbildung kaum von Angeboten sexueller Bildung und zur Prävention sexualisierter Gewalt profitieren konnten. Lediglich jeweils 20 Prozent von ihnen gaben an, in ihrer Ausbildung Angebote zu sexueller Bildung wahrgenommen zu haben. An Angeboten zur Prävention sexualisierter Gewalt haben acht Prozent der Studierenden und neun Prozent der Lehrkräfte teilgenommen. Die Lehrkräfte wünschen sich eine deutliche Erweiterung der Angebote.
Aus der Studie geht ebenfalls hervor, dass sich Lehrkräfte als zuständig für Fragen der sexuellen Bildung und Prävention sexualisierter Gewalt ansehen. Das Ergebnis passt zu bisherigen Studien, in denen deutlich wurde, dass Jugendliche auch Inhalte der Sexualerziehung von Lehrkräften erwarten und Eltern ebenfalls auf die Schule vertrauen. Die Ergebnisse der Befragung zeigen, dass die tätigen und werdenden Lehrkräfte einen „hohen Bedarf“ in diesen Themenfeldern sehen und sich entsprechende Ausbildungsangebote (Studierende) beziehungsweise Fortbildungsangebote (Lehrkräfte) wünschen.
Prof. Dr. Barbara Drinck, die auf Seiten der Universität Leipzig das Forschungsprojekt leitet, kommt zum Schluss: „Die vorliegenden Ergebnisse verdeutlichen, dass Inhalte zur Prävention sexualisierter Gewalt, zu Intervention in Verdachtsfällen sowie sexueller und geschlechtlicher Selbstbestimmung ins Lehramtsstudium gehören. Aus den Antworten der teilnehmenden Lehrkräfte und Lehramtsstudierenden geht hervor, dass sie sich der Bedeutung des Themenfelds bewusst sind und sich ihm kompetent zuwenden wollen, aber in der derzeitigen Ausbildung bislang keine, beziehungsweise nur unzureichend Inhalte zu sexualisierter Gewalt und sexueller Selbstbestimmung vorkommen.“ Prof. Dr. Heinz-Jürgen Voß, der die Projektleitung an der Hochschule Merseburg inne hat, leitet aus dieser Ausbildungssituation eine Forderung an die Universitäten ab, die ein Lehramtsstudium anbieten: „Gesellschaftlich spielen Geschlecht, Körper und Sexualität in Deutschland so große Rollen – aber Fachkräfte, die mit Kindern und Jugendlichen Umgang haben, werden zu diesen Themenfeldern bisher kaum ausgebildet. Bislang ist die Schule kein Schutzraum – die erziehungswissenschaftlichen Fakultäten können einen erheblichen Beitrag zur Verbesserung dieser Situation leisten, indem sie die Ausbildung von Lehrkräften diesbezüglich verbessern.“
Links zu weitere Statements aus der Pressekonferenz und von begleitenden Institutionen sowie weiteren Details der Studie:
https://sebile.de/wp-content/uploads/2019/11/Pressemappe-Material-1-Statements-komplett.pdf
https://sebile.de/wp-content/uploads/2019/11/Pressemappe-Material-2-Daten.pdf