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Ostdeutsche und Menschen mit Migrationshintergrund sind seltener in Spitzenpositionen vertreten, als es ihrem Anteil an der Bevölkerung entspräche. Forscherinnen und Forscher des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) Berlin, der Universität Leipzig und der Hochschule Zittau/Görlitz haben dazu verschiedene gesellschaftliche Bereiche untersucht und dabei große Unterschiede festgestellt. Sie haben außerdem erfragt, welche Maßnahmen die Bevölkerung befürwortet, um für mehr Vielfalt in den Eliten zu sorgen. Das DeZIM-Institut stellte die zentralen Ergebnisse der Studie am Montag (26. Oktober) in Berlin vor.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fanden unter anderem heraus, dass der Anteil Ostdeutscher in Spitzenpositionen der Politik ihrem Anteil in der Bevölkerung sehr nahekomme. In Wirtschaft und Medien, in Religion, Justiz, Wissenschaft und Militär seien Ostdeutsche dagegen besonders selten in der Elite anzutreffen. Menschen mit Migrationshintergrund seien in Wirtschaft, Kultur und Religion vergleichsweise oft in Spitzenpositionen zu finden, kaum jedoch in Justiz und Verwaltung sowie in Sicherheit und Militär.  

„Dass Ostdeutsche und Menschen mit Migrationshintergrund seltener in den Eliten vertreten sind, als es ihrem Anteil an der bundesdeutschen Bevölkerung entspräche, wird von einer großen Mehrheit der Bevölkerung als Problem wahrgenommen“, sagt Prof. Dr Raj Kollmorgen von der Hochschule Zittau /Görlitz, der an der Studie mitgearbeitet hat. „Eine Mehrheit befürwortet deshalb spezielle Fördermaßnahmen für beide Gruppen – für Ostdeutsche allerdings etwas häufiger als für Menschen mit Migrationshintergrund. Eine gesetzliche Quote, um den Anteil beider Gruppen in den Eliten zu erhöhen, findet dagegen weniger Anklang.“

„Ostdeutsche und Menschen mit Migrationshintergrund sollten durch spezielle Fördermaßnahmen angesprochen werden“, sagt Prof. Dr. Sabrina Zajak, Mitautorin der Research Note "Teilhabe ohne Teilnahme? Wie Ostdeutsche und Menschen mit Migrationshintergrund in der bundesdeutschen Elite vertreten sind". Die Soziologin leitet am DeZIM-Institut die Abteilung Konsens und Konflikt. „Diese Maßnahmen sollten aber Teil breiter angelegter Bemühungen sein, die Eliten grundsätzlich vielfältiger zu gestalten. Nur dann werden solche Maßnahmen von einer Mehrheit der Bevölkerung akzeptiert.“

Ostdeutsche, die wahrnehmen, dass Ostdeutsche seltener in den Eliten vertreten sind, fühlen sich der Studie zufolge selbst häufiger als Bürger zweiter Klasse. „Damit zeigt sich eine Möglichkeit zur politischen Intervention“, sagt der Politikwissenschaftler Prof. Dr. Lars Vogel, der an der Universität Leipzig lehrt. „Gelingt es, den Anteil Ostdeutscher in Elitepositionen zu erhöhen – oder zumindest entsprechende Anstrengungen glaubhaft zu vermitteln – könnte das Gefühl vieler Ostdeutscher, Bürger zweiter Klasse zu sein, verringert werden. Denn der geringe Anteil Ostdeutscher an Elitepositionen macht eigene Benachteiligungsgefühle greifbar.“

Die Studie "Teilhabe ohne Teilnahme? Wie Ostdeutsche und Menschen mit Migrationshintergrund in der bundesdeutschen Elite vertreten sind" wurde von Dr. Lars Vogel und Prof. Dr. Sabrina Zajak verfasst.