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Das Thema Nachhaltigkeit spielt in der Kapitalmarktkommunikation einer aktuellen Studie zufolge noch keine größere Rolle. In einer Befragung von 1.385 Vertretern börsennotierter deutscher Unternehmen gaben 63,5 Prozent an, dass sie Nachhaltigkeit vor allem reaktiv, also auf Anfrage der Kapitalmarktteilnehmer, kommunizieren, weitere 7,1 Prozent gar nicht. Das geht aus einer breit angelegten empirischen Untersuchung von börsennotierten Unternehmen in Deutschland hervor, deren Ergebnisse jetzt vom Deutschen Investor Relations Verband (DIRK) und dem Center for Research in Financial Communication (CRiFC) der Universität Leipzig veröffentlichten wurden.

Die Studie „Nachhaltigkeit in der Kapitalmarktkommunikation“, die in Kooperation mit den Unternehmen Aurubis, Deutsche Lufthansa, Deutsche Post DHL Group und Zalando erarbeitet wurde, zeigt, wie unterschiedlich sich die Nachhaltigkeitskommunikation am Kapitalmarkt gestaltet. Neben  Interviews mit Vertretern von Aktiengesellschaften gehörte zu der Untersuchung auch eine quantitative Inhaltsanalyse der Investor-Relations (IR)-Website von 90 Unternehmen sowie eine quantitative Befragung von 85 Investor-Relations-Verantwortlichen der Unternehmen. Analysiert wurden Herausforderungen, Verantwortlichkeiten, Prozesse, Maßnahmen und Instrumente der Kapitalmarktkommunikation zum Thema Nachhaltigkeit. Vor allem Investoren sowie Analysten und Ratingagenturen forderten nach der Befragung die Kommunikation von Nachhaltigkeitsthemen ein. Es wurden drei Professionalisierungsgrade der Nachhaltigkeitskommunikation am Kapitalmarkt unterschieden: die Pflichtkommunikation, die aktive Nachhaltigkeitskommunikation und die strategische Nachhaltigkeitskommunikation.

"Mit der Studie ist es uns gelungen, den aktuellen Stand der Nachhaltigkeitskommunikation auf dem Kapitalmarkt in Deutschland abzubilden und unterschiedliche Professionalisierungsgrade zu identifizieren,“ sagt Prof. Dr. Christian Hoffmann, Professor für Kommunikationsmanagement an der Universität Leipzig und Akademischer Leiter des Center for Research in Financial Communication. „Die Ergebnisse machen deutlich, dass die IR-Praxis die Bedeutung der Nachhaltigkeitskommunikation erkennt. Viele Unternehmen arbeiten an der strategischen Verankerung der Nachhaltigkeit. Nun wird es Zeit, dass die Kapitalmarktkommunikation nachzieht."  DIRK-Geschäftsführer Kay Bommer ergänzt: „Die Studie ist ein idealer Ausgangspunkt für die Diskussion und weitere Professionalisierung der Finanzkommunikation im Hinblick auf die Integration von Nachhaltigkeit. Noch liegen die Verantwortlichkeiten häufig in der Nachhaltigkeitsabteilung, der Austausch ist eher informell." Entscheider müssten unternehmensintern für die Relevanz von Nachhaltigkeit sensibilisiert werden sowie Strukturen und Prozesse etablieren. In fast allen Unternehmen zeige sich eine Diskrepanz zwischen intern bereits getroffenen Entscheidungen in Bezug auf Nachhaltigkeit und ihrer operativen Umsetzung sowie Sichtbarkeit für die Kapitalmarktteilnehmer. Immerhin 47 Prozent der befragten Unternehmen hätten Nachhaltigkeit zum Bestandteil der Geschäftsstrategie gemacht, so Hoffmann. Bei 74 Prozent der Unternehmen sei Nachhaltigkeit jedoch noch nicht Element der Vorstandsvergütung.