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Nasskaltes Novemberwetter am 19. September, Außentemperatur 10 Grad Celsius. Der Weihnachtsmarkt kann kommen, mit dazugehöriger Eislauffläche. Das Wassersportzentrum der Universität, besser bekannt als Uni-Schwimmhalle in der Mainzer Straße, scheint dafür bereit zu sein. Die Oberflächen des Schwimm- sowie des Sprungbeckens schimmern milchig-weiß und liegen starr da, ganz so, als haben sie sich in eine Eislaufbahn verwandelt. Und in den Hallen ist es frisch geworden: Statt 29 Grad Celsius Lufttemperatur sind es jetzt nur noch 25 Grad Celius. Das liegt nicht an der Energiekrise, sondern an Arbeiten am Fernwärmenetz auf dem Campusgelände.

Am Montagmorgen im Wassersportzentrum auf dem Campus Jahnallee ist es ruhig. Keine Studierenden ziehen ihre Bahnen im 50-Meter--Becken, das normalerweise 27,5 Grad warm ist, jetzt aber um 2,5 Grad abgekühlt ist. Niemand springt von den Türmen in der Sprunghalle. Der Trainingsbetrieb ist für die kommenden sieben Tage eingestellt. Dafür entrollen die Fachangestellten für Bäderbetrieb großflächig Luftpolsterfolien. Eingepackt wird jedoch kein Gegenstand, sondern die Wasseroberfläche, sagt Guido Baumgarten vom Bereich Betriebstechnik im Wassersportzentrum: „Der gesamte Campus Jahnallee ist für eine Woche vom Fernwärmenetz der Leipziger Stadtwerke getrennt, da auf unserem Gelände Leitungen umverlegt werden. Entsprechend können wir in dieser Zeit weder das Wasser in unseren Becken beheizen, noch die Luft. Um die Verdunstung des Wassers möglichst gering zu halten, liegt in Schwimmhallen in der Regel die Lufttemperatur um 2 Grad höher als die Wassertemperatur. Da wir das in den kommenden Tagen nicht gewährleisten können, haben wir uns Gedanken gemacht, wie wir eine Verdunstung verhindern können, um Feuchteschäden am Gebäude zu verhindern.“

Drei Lösungen hätten dafür auf dem Tisch gelegen. Option 1: Die Wasser- und Lufttemperatur wird verringert, um die Verdunstung möglichst gering zu halten. Option 2: Die Wasserfläche mit Folie abdecken. Option 3: Das Wasser ablassen und die Becken trocken legen. Dies hätte einen enormen Wasser- und Energieverbrauch bedeutet. Allein das Schwimmbecken fasst 2.050.000 Liter Wasser.  Bis im Schwimmbecken wieder geschwommen werden dürfte, würde es knapp drei Wochen dauern.

„Letztlich haben wir uns für eine Variante entschieden, wie sie auch private Poolbesitzer wählen, um im Sommer zu verhindern, dass Blätter in den Pool fallen oder das Wasser zu schnell verdunstet“, so Guido Baumgarten. „Wir haben einmal zur Probe zwei verschiedene Arten von Folie gelegt. Und das hat funktioniert.“ Das Ergebnis: Kostengünstige Luftpolsterfolie, mit der in der Regel Zerbrechliches in Kisten und Paketen verpackt wird, liegt nun auf der Wasserfläche, wobei die Polstertaschen nach unten zeigen. Damit ist die Wasserfläche bis in die kleinsten Ecken abgedeckt. „Das Besondere daran dürfte sein, dass unsere Pools etwas größer sind als private. Ob schon einmal so großflächig Wasserflächen in dieser Art abgedeckt wurden, wissen wir aber nicht.“

Das Wasser wird schon seit mehr als zwei Wochen nicht mehr beheizt, da klar war, dass die Fernwärmeversorgung ohnehin mehrere Tage unterbrochen wird, und damit auch der Badebetrieb. „Um wie viel Grad die Wasser- und Lufttemperatur innerhalb der nächsten sieben Tage fallen wird, wissen wir nicht. Vielleicht um zwei bis drei Grad. Das hängt auch davon ab, wie warm beziehungsweise kalt es draußen ist. Je kälter es draußen ist, umso schneller kühlt auch das Gebäude und damit das Wasser ab“, erläutert Guido Baumgarten vom Dezernat 4 Bau und Technik. Dabei schwingt die Hoffnung mit, dass es mitten im September draußen vielleicht wieder etwas wärmer werden könnte als 10 Grad. Fest steht: Ab 27. September 2022 kann im Wasser wieder trainiert werden.