Nachricht vom

Im April 2021 saßen Praxis und Forschung im Bereich kultureller Bildung digital an einem Tisch. Eingeladen hatte Witra KuBi (Wissenstransfer in der Kulturellen Bildung) – ein Projekt, welches den Wissenstransfer zwischen Praxis und Wissenschaft in der kulturellen Bildung befördern und beforschen möchte.

Dass der Wissenstransfer zwischen den Bereichen Vorteile für beide birgt, sehen sowohl viele Praktiker:innen als auch Wissenschaftler:innen. Auch politisch dürfte hier viel Einigkeit bestehen: Kulturförderung ist ein zentrales Element deutscher Kulturpolitik und dass diese Kultur am besten auch von den Ergebnissen der öffentlich geförderten Forschungsvorhaben profitieren sollte, scheint ein naheliegendes Anliegen.

Denkbar sind in Bezug auf den Wissenstransfer unterschiedlichste Synergieeffekte: Forscher:innen, die das Feld besser verstehen und überhaupt Bedarfe oder wissenschaftliche Lücken genauer identifizieren, die ihre Forschungsdesigns passgenauer entwerfen können, wenn sie Praxisakteur:innen in den Forschungsprozess einbeziehen. Und Praktiker:innen, die Anregungen und Impulse bekommen, sich weiterzuentwickeln und zu vernetzen, die Unterstützung erhalten, etwa, wenn es darum geht, Publikum zu akquirieren oder Weiterbildungen aufzustellen, die Einblick nehmen, wie andere Akteur:innen mit vergleichbaren Herausforderungen umgehen.

Das Stadium trial-and-error in diesem Bereich zu überwinden, hat sich seit November 2020 das Projekt »Wissenstransfer in der Kulturellen Bildung« (Witra KuBi) vorgenommen. Anne Hartmann, Projektreferentin an der Bundesakademie für Kulturelle Bildung beschreibt die Ziele des Projekts so:

 

Video - Die Ziele des Projekts

 

Der Ansatz, die Entwicklung der Formate wissenschaftlich zu begleiten und die Konzeption einzelner Formate laufend an die entstehenden Einsichten und Erkenntnisse anzupassen, verlangt auch seitens der Projektzusammenarbeit einiges an Expertise:

 

Video - Die doppelte Projektleitung

 

Und der digitale Tisch aus dem April? Das erste Format des Projekts.

Zum Thema „Wege des Austauschs zwischen Forschung und Praxis Kultureller Bildung gemeinsam erproben“ trafen sich Vertreter:innen aus unterschiedlichsten Bereichen: aus der kulturellen Bildungspraxis, Kunst- und Kulturinstitutionen, schulische Praxis, freie Kunst- und Kulturszene, Wissenschaft (Hochschulen und Universitäten) sowie Vertreter:innen aus Verwaltung und Politik.

Dass die Veranstalter:innen kein klassisches Vortrags-Tagungsformat gewählt haben, hat sich digital einmal mehr bewährt: In Workshops und Denkwerkstätten, in Kleingruppenarbeit und Zweiergesprächen kamen Wissenschaft und Praxis in intensive Gespräche. Sichtbar wurde, dass nicht nur die Hürden, sondern auch Gelingensbedingungen vielfach ähnlich bewertet werden, aber auch, dass der Bereich Transfer deutlich komplexer und vor allem weitreichender ist, als gedacht.

Und häufig zu wenig Beachtung findet. Dies zeigt sich u.a. darin, dass die Rolle der Wissenskommunikation als Voraussetzung des Wissenstransfers noch wenig reflektiert scheint. Eine gemeinsame Sprache zu sprechen wurde als ganz zentrale Gelingensbedingung des Transfers identifiziert. Dass in Strukturarbeit und Beziehungsarbeit zwei wichtige Einflussfaktoren auf die Qualität und Quantität des Wissenstransfers liegen, wurde vor allem in der Keynote von Elke Oestreicher deutlich. Zeit zu investieren, um Beziehungen aufzubauen und Ressourcen einzusetzen, um Strukturen zu etablieren, die den Transfer voranbringen – dafür braucht es Bewusstsein und Bereitschaft bei allen Beteiligten. Hinzu kommt die Forschungsförderung als wichtige Stellschraube auf dem Weg zu einem besseren Wissenstransfer: Wird der Wissenstransfer in der Forschungsförderung nicht von Anfang an berücksichtigt, entsteht er maximal als Zufallsprodukt. Dabei geht es nicht allein um finanzielle Ressourcen, sondern auch um eine hohe Flexibilität in der Planung der Forschungsvorhaben – Bedarfe und Möglichkeiten in Bezug auf den Transfer können kaum vor Projektbeginn feststehen. Es braucht letztlich Strukturen, die „lernende Forschungsprojekte“ ermöglichen. Nur dann kann die Praxis tatsächlich in diesem Prozess gleichberechtigt auftreten – eben weil sie sich keinem Antragsdesign fügen muss, um vom Transfer zu profitieren.

Die Erkenntnisse von Witra KuBi werden in den nächsten Monaten sicher spannende Befunde zutage fördern. Die Phase des Ausprobierens hat begonnen – unter dem kritischen Auge der Begleitforschung. Dass aktuell Bedarf besteht, den Wissenstransfer voranzubringen, zeigt sich auch in den Aufträgen die Witra KuBi von den Teilnehmer:innen erhielt:

  • Wir beauftragen euch, Workshops anzubieten, um eine gemeinsame Sprache zu finden und wir beauftragen euch dabei explizit zu intervenieren. 
  • Wir beauftragen euch bei der Bildung eines generationsübergreifenden und diversen Critical Friend Netzwerkes zwischen Forschung und Praxis zu unterstützen. 
  • Wir beauftragen euch, Räume für künstlerische Zugänge zum gelingenden Wissenstransfer zu öffnen.

 

 

Anne Hartmann fasst zusammen, wie Witra KuBi weiterarbeiten wird:

Video - Zusammenfassung