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Das Projekt „Periphere Regionen, Teilhabe und Schule“ (PReTuS I) mit Projekteilerin Professorin Sonja Nonte und Mitarbeiter Mario Mallwitz ist an der Universität Osnabrück angesiedelt und untersucht, was Schulen in ländlichen Regionen tun können, um ihren Schüler:innen unter möglicherweise besonderen Bedingungen, die Teilhabe an kultureller Bildung zu ermöglichen.

Nach drei Jahren der Forschung fragen wir vom Metavorhaben die Forscherinnen des PReTuS I Teilprojekts: Wie verlief die Forschung? Welche Erkenntnisse konnten gewonnen werden? Welche Schlussfolgerungen können daraus für die Praxis & weitere Forschung gezogen werden?

Wie haben Sie geforscht? Gab es Überraschungen im Forschungsprozess?

Das ursprüngliche Studiendesign des Teilprojekts sah einen quantitativen Zugang zum Feld vor. Aufgrund der Pandemie und den damit einhergehenden Hygienebeschränkungen, von denen insbesondere kulturelle Angebote betroffen waren, war der Rücklauf von Fragebögen ungenügend. Aufgrund dessen wurde das Studiendesign an die Situation angepasst. Entsprechend führten wir Expert:inneninterviews mit Schulleitungen, musikalischen Fachleitungen sowie Personen, die im Bereich der kulturellen Bildung arbeiten oder sich hier in den Gemeinden und Kommunen einsetzen, wie zum Beispiel Theaterpädagog:innen und Chormitglieder.

Welche Erkenntnisse haben Sie in Ihrer Forschung gewonnen?

Die Analyse der Interviews hat viele interessante Ergebnisse auf unterschiedlichen Ebenen hervorgebracht. Zentral konnte ausgearbeitet werden, dass besonders die Schulen vor Ort stark unter Personalmangel leiden, insbesondere wurde hier der Bedarf an musikalisch-künstlerischem Personal genannt. Auf der anderen Seite konnten bei Institutionen, die kulturelle Angebote unterbreiten, Herausforderungen bei der Mitgliederakquise verzeichnet werden. An dieser Schnittstelle sind potenzielle Synergien feststellbar. Die Möglichkeit besteht, dass außerschulische kulturelle Akteur:innen Angebote etwa im Rahmen des schulischen Ganztags unterbreiten, um so den Schüler:innen nicht nur kulturelle Bildung zu ermöglichen, sondern damit letztendlich auch zu einer Steigerung der Attraktivität der Lebenswelt Schule beizutragen. Gleichzeitig können die kulturellen Akteur:innen Mitglieder werben und/oder auch schulische Räume für die eigenen Bedarfe nutzen. Diese Synergien müssten aus unserer Sicht viel stärker genutzt und ausgebaut werden.

Welche Überraschungen gab es? Welche Ergebnisse waren erwartbar?

Überraschend bei der Auswertung war, dass die Befragten auf Seiten der Schule nicht von einem offenen Wettbewerb in der Region sprechen, obwohl in den vergangenen Jahren zahlreiche Schulschließungen und Fusionen stattfanden. Indirekt zeigten sich implizit dennoch eine Orientierung an Marktmechanismen mit Wettbewerbscharakter, welcher sich latent in dem Wunsch, sich öffentlich zu profilieren und besonders viele Schüler:innen für die eigene Schule zu gewinnen, ausdrückt. Auch Privatschulen scheinen den Wettbewerb in der Region noch einmal zu fördern. Erwartbare Ergebnisse waren die von vielen interviewten Personen angesprochenen personellen und finanziellen Probleme in den Schulen sowie ein mangelhaft ausgebauter ÖPNV.

Können Sie aus Ihren Erkenntnissen Schlussfolgerungen/Handlungsempfehlungen für die Politik/Praxis/Wissenschaft ziehen? Wenn ja, welche?

Viele Ergebnisse deuten auf die Politik als zentrale Instanz hin, welche die strukturellen Voraussetzungen schaffen muss, kulturelle Bildung zu ermöglichen. Hierzu gehört ein adäquat ausgebauter und bezahlbarer ÖPNV, damit Schüler:innen außerschulische Angebote wahrnehmen können, die ggf. vom Land oder Bund subventioniert werden, sodass eine Teilnahme auch unabhängig des sozioökonomischen Hintergrunds für Kinder und Jugendliche ermöglicht wird. Weiterhin gilt, die Schulen personell und finanziell so auszustatten, dass sie ihren Bildungsauftrag optimal erfüllen können. Hinsichtlich der aktuellen Praxis können die oben genannten Synergieeffekte zwischen den Schulen und kulturellen Aktuer:innen ausgebaut werden. Wie eine solche Gestaltung idealerweise aussieht, kann Gegenstand weiterer Untersuchungen sein.

Wo kann man Ihre Forschungsergebnisse nachlesen?

Wir sind aktuell dabei, gemeinsam mit den Kollegen Professor Andreas Lehmann-Wermser und Julius Kopp aus Hannover, die Befunde im Rahmen eines gemeinsam herausgegebenen Sammelbandes zu publizieren. Dieser wird voraussichtlich im Spätsommer kommenden Jahres erscheinen. Auf unserer Homepage www.pretus.eu finden sich zudem Hinweise auf weitere Publikationen in Fachzeitschriften und Sammelbänden.