1. Warum haben Sie damals in Leipzig Ihr Studium begonnen?

Ich hätte nie daran gedacht, in Leipzig zu studieren. Nach dem Abitur hatte ich mich – fast schon klassisch – überall dort beworben, wo es „was mit Medien“ zu studieren gab. Eigentlich aber nur pro forma, da der Einberufungsbescheid der Bundeswehr schon auf meinem Tisch lag. Als die Einberufung dann aufgrund einer Sportverletzung verschoben wurde, hatte ich schon alle Einschreibefristen in Dortmund, Stuttgart, Heidelberg und anderen Universitäten verstreichen lassen. Leipzig war mein letzter Ausweg – und ein Glückstreffer.

2. Wie würden Sie Ihr Studium zusammenfassen?

Das Studium hat mir ermöglicht, Grundlagen zu erarbeiten und zugleich rechts und links zu schauen, was es sonst noch so in Leipzig gibt. Der Wert des Studiums an sich (Kommunikations- und Medienwissenschaft sowie Sportwissenschaft als Magister) ist schwer zu messen: Ist es zu theoretisch? Zu weit weg vom Leben? Nur für Wissenschaftler gedacht? Es kommt darauf an, was man daraus macht. Die Studieninhalte waren für mich eine Basis, zum Beispiel in Bezug auf komplexes Denken und sauberes Arbeiten, darüber hinaus waren aber die Nebenschauplätze das Wertvollste an meiner Zeit an der Universität. Ein Beispiel ist mephisto 97.6 – wahnsinnig gut!

3. Können Sie sich vielleicht noch an Ihre Immatrikulation und Ihren ersten Eindruck von der Universität Leipzig erinnern?

Als ich als Nachrücker in Leipzig ankam und mich einschreiben wollte, wurde ich milde belächelt. „Seminare im ersten Semester? Wo kommen Sie denn her…“. Alle Einführungen waren schon vorbei, ich hatte keine Ahnung und saß die erste Woche sehr verloren in einigen Vorlesungen. Dort traf ich Journalisten, Erziehungswissenschaftler und Pädagogen – nur keine Medienwissenschaftler. Aber als ich dann die ersten getroffen hatte, zeigte sich: Du bist mit deinem leeren Seminarplan als Ersti nicht alleine…

4. Können Sie uns Ihren beruflichen Werdegang kurz skizzieren?

Ich habe während des Studiums bereits als PR-Berater und als Mitarbeiter in der Öffentlichkeitsarbeit einer großen Wirtschaftsinitiative gearbeitet, außerdem engagierte ich mich über mehrere Jahre bei mephisto 97.6, als Redakteur, Ressortleiter, Moderator und schließlich Chefredakteur. Diese beiden Stationen haben mir viel Wissen und Erfahrungen gebracht, die ich nach dem Studium nutzen konnte: Zuerst als freier PR-Berater, dann als Mitarbeiter einer Außenstelle des Sächsischen Staatsministeriums für Kultus und Sport und schließlich als Gründer der Agentur pioneer pr, die in Leipzig und Berlin Niederlassungen hat.

5. Gibt es einen Zusammenhang zwischen Ihrer jetzigen Tätigkeit und Ihrem Studium? Können Sie noch Dinge aus Ihrem Studium nutzen?

Ich habe meinen Abschluss im Schwerpunktbereich PR gemacht, meine Magisterarbeit auch der Öffentlichkeitsarbeit gewidmet und bin jetzt dort angekommen, wo ich über mein Studium auch hin wollte. Es gibt viele Überschneidungen, andererseits würde ich auch gerne heute nochmals in die Vorlesungen gehen, die ich damals nicht wirklich erfassen und verstehen konnte. Mit dem heutigen Agenturwissen wäre das sicherlich nochmals ein ganz anderes Erlebnis.

6. Gab es Zufälle, Situationen, Begegnungen mit bestimmten Personen, die Ihren beruflichen Werdegang besonders geprägt haben?

Die Praxisvorlesungen waren immer erhellend. Weil sie bzw. die Referenten das richtige Berufsleben nach dem Studium gezeigt und Appetit auf mehr gemacht haben. Ein Schlüsselerlebnis im eigentlichen Sinne hat es bei mir aber nicht gegeben.

7. Gab es Umstände im Studienbetrieb, die Sie im Nachhinein für verbesserungswürdig halten?

Ich kam als Nachzügler in Leipzig an und hatte zuerst keinerlei Anlaufstelle, weil die Einführungsveranstaltungen schon beendet waren. Hier hätte ich mir gewünscht, schneller erste Kontakte zu bekommen oder zumindest freundlicher aufgenommen zu werden. Das war ein Problem – das sich aber nach kurzer Zeit erledigt hatte.

Darüber hinaus ist es nicht sinnvoll, Vorlesungen zu Pflichtveranstaltungen zu machen, wenn der entsprechende Hörsaal kaum die Hälfte der theoretisch Anwesenheitspflichtigen fasst. Aber ich denke, das ist allgemein bekannt.

8. Welche Methoden haben Sie angewendet, um Prüfungsangst zu überwinden?

Eine gute Vorbereitung nimmt mir in der Regel die Angst, weil kaum noch etwas schief gehen kann.

9. Was verbindet Sie heute mit der Universität Leipzig?

Die Universität Leipzig war der Grund für mich, nach Leipzig zu kommen. Sie hat mich so lange beschäftigt, dass ich die Stadt kennen und lieben lernen konnte. Und ich hoffe, dass sie sich der Stadt irgendwann auch wieder in neuem Glanz präsentiert (nicht nur vom Gebäude ausgehend). Die Universität wird immer meine Tür ins Berufsleben bleiben, auch wenn die Türe sicherlich zur Zeit etwas knarzt.

10. Was würden Sie den heutigen Studierenden mit auf den Weg geben?

Kümmert euch um Praxis abseits des Studiums. Und kümmert euch selbst. Viele Zusammenhänge aus den Theorievorlesungen haben sich mir erst richtig erschlossen, als ich den Praxisbezug dazu hatte. Die Lehre daraus ist also: Wer sich während des Studiums schon im selben Berufsfeld engagiert, nimmt auch viel mehr aus dem Studium selbst mit. Zu guter Letzt zum Studium: Zieht es durch, alles andere wäre verschenkt. 

  • Name: Benedict Rehbein
  • Geburtsjahr: 1981
  • Studiengang: Magister Kommunikations- und Medienwissenschaft, Sportwissenschaft
  • Jahr der Immatrikulation: 2001
  • Jahr der Exmatrikulation: 2006
  • Heutiger Arbeitgeber/Position: pioneer pr – Neue Wege der Kommunikation, Geschäftsführer

(Interview Stand Juni 2013)