1. Können Sie sich noch an Ihre ersten Studientage erinnern – wie war Ihr erster Eindruck von der Universität Leipzig?

Ich habe mich sehr schnell zurechtgefunden. Ich hatte eine WG mit zwei Mitschülerinnen, die schon 2 Jahre studierten. Also hatte ich immer Ansprechpartner, wenn etwas war. In der Sorabistik war die Situation sehr familiär (ich bin Obersorbe). In der Polonistik dauerte es etwas länger, Kontakte mit Kommilitonen zu knüpfen. In der Journalistik war das noch etwas schwieriger. Das liegt natürlich an der entsprechenden Größe dieser Studiengänge. Mit den Unterrichtsbedingungen war ich zufrieden und da die meisten Veranstaltungen in Zentrumsnähe waren, hatte ich kurze Wege und viel Freizeit.

2. Wenn Sie zurückblicken, wie würden Sie Ihr Studium kurz beschreiben?

Besonders gefiel mir von Beginn an die freie Planbarkeit meines Studiums. Aber das ist etwas, das nicht jedem liegt, und in den neuen Studiengängen ist das auch nicht mehr in gleichem Ausmaße möglich. Ich habe immer auch über den Tellerrand geschaut und noch einige zusätzliche Sprachen gelernt. Ich bin jetzt sehr zufrieden, dass ich nicht nur durch mein Studium geeilt bin, sondern auch Umwege gegangen bin.

3. Haben Sie jemals an Ihrer Studienwahl gezweifelt? Wenn ja, wie sind Sie damit umgegangen?

Natürlich zweifelt jeder hin und wieder an seinen Entscheidungen. Ich habe in solchen Fällen mit meinen Freunden und Kommilitonen gesprochen. Wenn man sich austauscht, merkt man ganz schnell zwei Dinge: Erstens hat fast jeder die gleichen Sorgen und Probleme. Zweitens sind das eigentlich gar keine wirklichen Probleme, es geht nur um die eigene Motivation. Zuviele Möglichkeiten und Freiheiten können auch zu Ratlosigkeit und Demotivation führen. Man muss sich seine Ziele bewusst machen und sie regelmäßig auffrischen.

4. Welche Motivationen haben Ihre Studien- bzw. Berufswahl bestimmt?

Die Wahl meines Hauptfachs Sorabistik war ja überhaupt der Grund, der mich nach Leipzig geführt hatte. Ich wollte in meiner Muttersprache nicht länger Analphabet sein, auf dem Gymnasium hatte ich ja nur Niedersorbisch. Die Polonistik habe ich auf Empfehlung meines Großvaters gewählt, er hatte in Polen studiert und wir waren oft dort im Urlaub. Außerdem war mein anderer Großvater Slawist und ich fand die polnischen Mädchen immer hübsch. Zur Journalistik hat mich mein Vater motiviert. Er hat damals in Leipzig sein Journalistik-Diplom gemacht.

5. Was waren wichtige Stationen auf Ihrem beruflichen Weg?

So lange arbeite ich ja jetzt noch nicht. Sicherlich war es eine gute Erfahrung, mal ein halbes Jahr in Polen gearbeitet zu haben. Ansonsten habe ich schon als Schüler und Student Praktika im Sorbischen Institut absolviert. Ich wusste relativ früh, in welche Richtung ich will, und habe zielgerichtet gearbeitet.

6. Wie sehr hat Ihr Studium Ihre jetzige berufliche Tätigkeit geprägt? Gibt es einen Zusammenhang zwischen Ihrem Studium und Ihrer Tätigkeit? Können Sie noch Dinge aus Ihrem Studium nutzen?

Meine Schulzeit auf dem Niedersorbischen Gymnasium in Cottbus hat mein Interesse für das Niedersorbische geweckt. Das habe ich dann in Leipzig noch stark vertieft. Mein Auslandssemester in Krakau tat das Gleiche für meine Polnischkenntnisse. Die Lehrredaktion Print der Leipziger Journalistik hat mir wichtige Einblicke in die Praxis gegeben, von denen ich jetzt profitiere.

7. Wie sieht ein typischer Arbeitstag in Ihrer jetzigen Position aus?

Wenig spektakulär. Ich sitze gern am Computer und das mache ich nun auch beruflich. Entweder mit Kopfhörern für meine sprachwissenschaftliche Arbeit oder nur tippend und recherchierend für die Kinderzeitschrift Płomje.

8. Was sind die wichtigsten drei Kompetenzen in Ihrem Arbeitsalltag?

An erster Stelle natürlich die Sprachkenntnisse. Ohne meine fast muttersprachliche Kompetenz des Niedersorbischen stünde ich auf verlorenem Posten. Meine anderen Sprachen helfen aber auch oft, beispielsweise beim Übersetzen, was ich an zweiter Stelle positionieren würde. Zu guter Letzt hilft mir mein gutes Grundverständnis für Computer. Meine Generation ist ja schon mit ihnen aufgewachsen.

9. Wie gelingt Ihrer Meinung nach ein guter Berufseinstieg in Ihrer Branche (Einstiegswege, Bewerbungstipps, etc.)?

In der kleinen sorbischen Welt hilft es natürlich sehr, sich bekannt zu machen und bei jeder Gelegenheit Kontakte zu knüpfen. Man sollte auf Veranstaltungen gehen, an Konferenzen und am öffentlichen Diskurs zum Fachgebiet teilnehmen. Das gilt auch für die Slawistik allgemein. Solides Fachwissen und Sprachkenntnisse gepaart mit der Tatsache, dass viele Leute davon wissen, führt zum Erfolg. Was Journalistik angeht: lesen, schreiben, lesen, schreiben, lesen, schreiben ...

10. Was würden Sie den heutigen Studienanfänger/innen mit auf den Weg geben

1. Einen Studiengang nur zu wählen, weil man sich später viel Geld erhofft, führt zu Frustration und Zeitverschwendung. Lernt etwas, das euch interessiert und versucht zu den Besten zu gehören.

2. Schaut über den deutschen Tellerrand und lernt Sprachen. Geht ins Ausland und taucht wirklich mal ein. Flexibilität ist immer gefragt.

Persönliche Angaben

  • Name: Jan Meschkank
  • Geburtsjahrgang: 1984
  • Studiengang: M.A. Sorabistik, Polonistik, Journalistik
  • Jahr der Immatrikulation: 2004
  • Jahr der Exmatrikulation: 2011
  • Heutiger Arbeitgeber/Position: Wissenschaftlicher Mitarbeiter des Sorbischen Instituts Bautzen e. V. (Zweigstelle Cottbus) / Redakteur der niedersorbischen Kinderzeitschrift Płomje (Flamme)

(Interview Stand Juni 2013)