1. Können Sie sich noch an Ihre ersten Studientage erinnern – wie war Ihr erster Eindruck von der Universität Leipzig?

Ich hatte Lust auf etwas Neues und war gerade frisch umgezogen. Zuvor hatte ich ein Jahr in den USA gelebt und viel gesehen. Ich freute mich auf das Leben in Leipzig, in einer WG zusammen mit Freunden und die Herausforderung des Studiums. Die ersten Tage gab es viele Veranstaltungen zum Kennenlernen, wo ich eher zurückhaltend war. Die Hörsäle waren brechend voll und man wechselte nur kurz ein paar Worte mit den Sitznachbarn. Da kam man sich doch etwas verlassen vor. Viel besser wurde es dann in den Seminaren besonders im Fachbereich Wirtschaftspädagogik, da wir anfangs etwa 30 Studierende waren. So konnte man sich schnell besser kennenlernen.

2. Wenn Sie zurückblicken, wie würden Sie Ihr Studium kurz beschreiben?

Das Studium hatte schöne und auch stressige Zeiten. Natürlich erinnere ich mich gern an die Tage kurz nach den Prüfungen. Jeder Semesterstart war auch besonders, da man einen neuen Stundenplan hat, neue Module belegt und dadurch viele Kommilitonen kennenlernt. Ich musste schnell lernen, mich selbst besser zu organisieren und die Tage trotz des wenigen Unterrichts zu planen. Besondere Herausforderungen hatte ich zu Beginn in Mathe und in den Modulen der Wirtschaftspädagogik. Die Anforderungen waren hoch und die gewohnten guten Noten der Schulzeit vorbei. Mit dem Masterstudium wurde dies noch einmal anders, weil ich speziell Personalwirtschaft auswählen konnte, ein Fachbereich, an dem ich viel Freude hatte. Umso mehr Interesse ich für ein Fach aufbringen konnte, desto besser waren natürlich die Noten ;-).

3. Haben Sie jemals an Ihrer Studienwahl gezweifelt? Wenn ja, wie sind Sie damit umgegangen?

Ja, habe ich – gleich nach dem ersten Semester. Nach den ersten Prüfungen, die nur mittelmäßig ausgegangen sind, musste ein Praktikum in einer berufsbildenden Schule absolviert werden. Das war eine große Herausforderung ohne Erfahrung den ersten Unterricht zu gestalten. Beides hat mich daran zweifeln lassen, ob die Studienwahl richtig ist. Aber so schnell wollte ich nicht aufgeben. Ab dem dritten Semester habe ich den Schwerpunkt Englisch gewählt, was noch mehr Abwechslung brachte und ich bin geblieben.

4. Welche Motivationen haben Ihre Studien- bzw. Berufswahl bestimmt?

Der Studienort war für mich sehr entscheidend. Ich wollte gern in Sachsen bleiben und etwas im Fachbereich Wirtschaft studieren. Das Lehrerdasein habe ich nicht wirklich angestrebt, obwohl uns im Studium schnell bewusst wurde, dass es eine super Möglichkeit ist, einen guten Job zu machen und das Arbeitsfeld abwechslungsreich und interessant bleibt.

5. Was waren wichtige Stationen auf Ihrem beruflichen Weg?

Neben dem Studium habe ich als Assistentin der Geschäftsführung bei einem Landschaftsarchitekten gearbeitet. So konnte ich die ersten Erfahrungen im Berufsleben sammeln. Nach dem Studienabschluss habe ich festgestellt, dass mein Studium sehr breit angelegt ist und meine Spezialisierung fehlt. Um im Personalmanagement zu arbeiten, fehlte mir die nötige Erfahrung. Also habe ich mich als pädagogische Mitarbeiterin in einer Volkshochschule beworben. Die Weiterentwicklungschancen waren sehr gering, sodass ich mich nach einem halben Jahr hauptberuflich einer Herzensangelegenheit gewidmet habe: Als Jugendbildungsreferentin plane ich Veranstaltungen, bin für viele Ehrenamtliche verantwortlich und schule zu bestimmten Themen.

6. Wie sehr hat Ihr Studium Ihre jetzige berufliche Tätigkeit geprägt? Gibt es einen Zusammenhang zwischen Ihrem Studium und Ihrer Tätigkeit? Können Sie noch Dinge aus Ihrem Studium nutzen?

Natürlich hat das Studium mich geprägt und mir Perspektiven aufgezeigt, wo ich im Beruf einsteigen kann. Für meinen jetzigen Beruf wäre wohl ein Sozialpädagogik-Studium von Vorteil gewesen, obwohl ich meine, dass es gut ist zu wissen, wie man Themen unterrichtet. Der wirtschaftliche Aspekt ist im Moment nicht gegeben, aber dennoch muss man sich mit Fördergeldanträgen und einfachen Jahresabschlüssen auseinandersetzen. Spezielle Inhalte aus dem Studium habe ich bisher nicht genutzt, sondern eher, wie man eine Fragestellung bearbeitet.

7. Wie sieht ein typischer Arbeitstag in Ihrer jetzigen Position aus?

Als Jugendbildungsreferentin bin ich viel unterwegs und bereite viele Aktionen und Projekte vor. Ein typischer Arbeitstag beginnt gegen 8:30 Uhr im Büro mit E-Mails lesen und beantworten und mit Ehrenamtlichen im Gespräch zu sein. Neben einer umfangreichen Öffentlichkeitsarbeit und Spendenakquise stehen oftmals Vorbereitungen für die nächsten Aktionen an. Es werden Tagesabläufe erarbeitet und Bildungseinheiten ausgestaltet und ggf. nach geeigneten Referenten gesucht.

8. Was sind die wichtigsten drei Kompetenzen in Ihrem Arbeitsalltag?

Kommunikationsfähigkeit, Organisation und Planung, Lehrkompetenz

9. Wie gelingt Ihrer Meinung nach ein guter Berufseinstieg in Ihrer Branche  (Einstiegswege, Bewerbungstipps, etc.)?

Ich habe nach dem Studienabschluss eine zehn-wöchige Ausbildung zum Controller SAP-Personal absolviert und in dieser Zeit intensiv nach einem geeigneten Job gesucht. Man muss geduldig sein. Viele Unternehmen suchen nach geeignetem Personal, sind aber nicht bereit, Berufseinsteiger anzustellen. Dennoch sollte man sich bewerben. Eine Bewerbung für das Referendariat an einer berufsbildenden Schule steht noch aus.

10. Was würden Sie den heutigen Studienanfänger/innen mit auf den Weg geben?

Seid geduldig mit euch selbst. Verzweifelt nicht, wenn ihr mal eine Prüfung wiederholen müsst. Haltet schon während des Studiums Ausschau nach einem geeigneten Job.

Persönliche Angaben 

  • Name: Phöbe Geiger
  • Geburtsjahr: 1990
  • Studiengang: Wirtschaftspädagogik, M.Sc. – Schwerpunkt: Personalmanagement
  • Jahr der Immatrikulation: 2009
  • Jahr der Exmatrikulation: 2016
  • Heutiger Arbeitgeber/Position: Jugendbildungsreferentin, Gemeindejugendwerk Sachsen

(Interview Stand Dezember 2017)