1. Können Sie sich noch an Ihre ersten Studientage erinnern – wie war Ihr erster Eindruck von der Universität Leipzig?

An die ersten Studientage kann sich sicher jeder Absolvent noch gut erinnern. Am Anfang erscheint das Studium ziemlich kompliziert und umfangreich. Aber durch die Erstitage, die von der Universität und Studierenden höherer Semester organisiert wurden, wich die erste Angst schnell der großen Neugier und Freude auf das, was kommt. Der Berg, vor dem man sich stehen sah, erschien dann nicht mehr ganz so groß.

2. Wenn Sie zurückblicken, wie würden Sie Ihr Studium kurz beschreiben?

Der vorklinische Anteil des Studiums war vor allem durch Lernen am Schreibtisch, Experimente im Forschungszentrum und zahnärztliche Praktika gezeichnet. Letztere waren dabei immer ein motivierender Lichtblick. Schließlich konnte man bei Biochemie & Co. schnell vergessen, dass man doch ein Studium für eine praktische Tätigkeit gewählt hat. Nach dem bestandenen Physikum ging alles ganz schnell. Die Patientenbehandlung in der Klinik ließ die Semester wie im Flug vorbeiziehen. Jeder Tag am Patienten brachte neue Erkenntnisse und meist auch neue Herausforderungen mit sich. In dieser Zeit merkte ich auch, dass ich mich für das richtige Studium entschieden habe.

3. Haben Sie jemals an Ihrer Studienwahl gezweifelt? Wenn ja, wie sind Sie damit umgegangen?

Gerade in den ersten drei Studienjahren, als man oft vor dicken Büchern saß, konnte die Motivation verloren gehen. Auch bei der Vorbereitung auf große Prüfungen und die eine oder andere Klausur musste ich durch manches Tal gehen. Zweifel traten aber nicht auf. Das Ziel den nächsten Schein zu erhalten und damit endlich in die Klinik zu kommen, stand immer im Vordergrund.

4. Welche Motivationen haben Ihre Studien- bzw. Berufswahl bestimmt?

Bereits in meiner Jugend konnte ich mich für handwerkliche Arbeiten und besonders den Modellbau begeistern. Daher hatte ich schon zeitig den Wunsch, bei der späteren Arbeit handwerklich tätig zu sein. Das Studium der Zahnmedizin stand schon länger im Raum, richtig entschieden habe ich mich aber erst mit Beginn der 12. Klasse.

5. Was waren wichtige Stationen auf Ihrem beruflichen Weg?

Beim Schülerpraktikum in einem zahntechnischen Labor habe ich gemerkt, dass mir dieses Fachgebiet gefallen könnte. Als ich ein Jahr auf meinen Studienplatz warten musste, habe ich als zahntechnische Hilfskraft in einem Dentallabor gearbeitet. Dort habe ich viele Handgriffe lernen können, die mir auch heute noch sehr hilfreich sind. Im Nachhinein bin ich der ZVS für das Wartejahr dankbar :).
Weitere Stationen waren die Praktika in der Zahnarztpraxis in den Semesterferien und natürlich die erste eigene Behandlung im ersten klinischen Semester. Ich glaube den ersten Patienten vergisst man nie – genauso wie den ersten Arbeitstag als approbierter Zahnarzt.

6. Wie sehr hat Ihr Studium Ihre jetzige berufliche Tätigkeit geprägt? Gibt es einen Zusammenhang zwischen Ihrem Studium und Ihrer Tätigkeit? Können Sie noch Dinge aus Ihrem Studium nutzen?

Wer das Zahnmedizinstudium beginnt, legt fest, was er später tut. Im Studium erlernt man die wichtigsten Grundlagen für eine gute und moderne Patientenbehandlung.

7. Wie sieht ein typischer Arbeitstag in Ihrer jetzigen Position aus?

Ich arbeite als Zahnarzt in der Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik und Werkstoffkunde der Universität Leipzig, speziell im Fachgebiet der Chirurgischen Prothetik und Epithetik.
Hier ist es meine Aufgabe, Patienten, die infolge von Fehlbildungen oder Krebserkrankungen Zähne verloren haben, dental wieder herzustellen. Um für diese Patienten Zahnersatz anzufertigen, arbeite ich häufig eng mit unseren Kollegen der Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie und Zahntechnik zusammen.
Weiterhin betreue ich als Kursassistent mit meinen Kollegen die klinischen Studentenkurse für Zahnersatzkunde. In diesen Kursen betreuen und kontrollieren wir die Arbeitsschritte des Studenten bei der Behandlung von Patienten.

8. Was sind die wichtigsten drei Kompetenzen in Ihrem Arbeitsalltag?

Präzision, Kreativität und Einfühlungsvermögen.

9. Wie gelingt Ihrer Meinung nach ein guter Berufseinstieg in Ihrer Branche (Einstiegswege, Bewerbungstipps, etc.)?

Ein guter Einstieg gelingt sicher dem, der schon vor oder während des Studiums als Praktikant in Zahnarztpraxen oder Dentallabors unterwegs war. Besonders die vorlesungsfreien Zeiten kann man nutzen, um Erfahrungen im Umgang mit Patienten zu sammeln. Vielleicht erfährt man dann auch, wo ein niedergelassener Zahnarzt einen Assistenten sucht.
Ansonsten erfährt man meist über Dental-Depots, wo es freie Stellen gibt.

10. Was würden Sie den heutigen Studienanfänger/innen mit auf den Weg geben?

Der lange und teils beschwerliche Weg lohnt sich – spätestens, wenn der erste Patient dankbar die Praxis verlässt. Ein Beruf, bei dem man jeden Tag handwerklich und patientenindividuell arbeiten kann, ist nicht so leicht zu finden.

Persönliche Angaben

  • Name, Vorname: Brückner, Julian
  • Geburtsjahrgang: 1987
  • Studiengang: Zahnmedizin
  • Jahr der Immatrikulation: 2006
  • Jahr der Exmatrikulation: 2011
  • Heutiger Arbeitgeber/Position: Universität Leipzig, Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik und Werkstoffkunde/Zahnarzt


(Interview Stand November 2014)