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"Akquise-Anrufe, strategische Planung, um mit unserem Produkt den Markteintritt zu schaffen, Software-Entwicklung und leider auch ganz viel administrative Arbeit", so beschreibt Maximilian Joas seinen typischen Arbeitsalltag als Gründer. Was ihn antreibt und welche Verbindung er noch zu seiner Alma mater hat, lesen Sie im Alumni-Interview.

1. Können Sie sich noch an Ihre ersten Studientage erinnern – wie war Ihr erster Eindruck von der Universität Leipzig?

Meine ersten Tage habe ich in einem Vorkurs für Mathematik verbracht. Der Kurs fand am Hauptcampus statt und ich war sehr beeindruckt von der Architektur und dem allgemeinen Lebensgefühl am Campus. Zudem war auch noch schönes Wetter, was dem guten ersten Eindruck sicherlich nicht geschadet hat.

2. Wenn Sie zurückblicken, wie würden Sie Ihr Studium kurz beschreiben und welches Ereignis Ihrer Studienzeit ist Ihnen generell in besonders guter Erinnerung geblieben?

Als erste Erinnerung kommt mir – ein eigentlich relativ unspektakuläres Gespräch – mit Professor Stadler in den Sinn, das sehr gut die menschliche und unbürokratische Seite der Uni Leipzig skizziert. Ich hatte etwas Sorge vor meinem Erasmus-Semester, ob ich eine Vorlesung angerechnet bekomme, da das Modul in Frankreich kein Praktikum beinhaltete. Nach Rückfrage wo es denn hinginge und ironischem Kommentar, dass Marseille wegen Sonne und Meer ein ganz schlechtes Ziel sei, schaute er kurz auf die Modulbeschreibung und versicherte mir mündlich , dass ich mir bei der Anrechnung keine Sorgen machen müsste.

3. Haben Sie jemals an Ihrer Studienwahl gezweifelt? Wenn ja, wie sind Sie damit umgegangen?

Ich habe tatsächlich nie wirklich an meiner Studienwahl gezweifelt. Das liegt hauptsächlich daran, dass ich bei der Wahl der Module im Bioinformatik Master sehr viel Freiraum hatte und ich so genau meinen Interessen folgen konnte. Selbst in Zeiten in denen ich nicht sicher war, ob ich auch im Bereich Bioinformatik arbeiten möchte, ließen keine Zweifel aufkommen. Das liegt daran, dass ich mich auch für andere Berufe, wie zum Beispiel Data Scientist, gut ausgebildet fühlte.

4. Welche Motivationen haben Ihre Studien- bzw. Berufswahl bestimmt?

Interesse und eine gewisse persönliche Bedeutsamkeit des Fachs/Themas waren gemeinsam mit dem Spaß am Knobeln und Probleme lösen meine Hauptmotivationen. Das zeigt sich auch an meinem etwas ungewöhnlichen Weg. Ich hatte ein Semester Mathematik studiert, danach einen Bachelor in Sportwissenschaften gemacht, was mir zu wenig Knobel-/Problemlöse-Aspekte hatte und habe dann anschließend meinen Master in Bioinformatik gemacht. Der Masterstudiengang kombinierte meine Motivationen recht gut.

5. Was waren wichtige Stationen auf Ihrem beruflichen Weg?

Ich habe während meines Studiums bereits Erfahrung im Startup Bereich sammeln können. Ich habe im e-Health Bereich bei smartpatient gearbeitet und anschließend im Business Development beim Baushop Express. Dort habe ich auch super Mentoren kennengelernt, die mir auch noch heute helfen.

6. Wie sehr hat Ihr Studium Ihre jetzige berufliche Tätigkeit geprägt? (Gibt es einen Zusammenhang zwischen Ihrem Studium und Ihrer Tätigkeit? Können Sie noch Dinge aus Ihrem Studium nutzen?)

Hier muss ich etwas differenzieren, da ich den Großteil meiner Zeit als Gründer und Geschäftsführer meines Startups verbringe gibt es hier tatsächlich weniger Zusammenhang mit meinem Bioinformatik Studium – von der Problemlösekompetenz einmal abgesehen. Da ich auch noch 15 Stunden in der Woche am Fraunhofer Institut in im Bereich Bioinformatik arbeite, habe ich durchaus noch Bezug zu Themen aus meinen Studium. Ich würde sogar sagen, dass mich das Studium sehr gut auf die Tätigkeit dort vorbereitet hat.

7. Wie sieht ein typischer Arbeitstag in Ihrer jetzigen Position aus?

Als Gründer eines Startups gibt es keinen typischen Tag. Je nachdem was gerade ansteht besteht mein Tag aus verschiedenen Aufgaben. Häufige Bestandteil davon sind: Akquise-Anrufe, strategische Planung, um mit unserem Produkt den Markteintritt zu schaffen, Software-Entwicklung und leider auch ganz viel administrative Arbeit.

8. Was hat Sie zur Gründung bewegt?

Der Hauptgrund für die Gründung von NAIT war, dass es mir ein persönliches Anliegen war die Wartsituation beim Arzt zu verbessern. Lange Wartezeiten kosten uns wertvolle Lebenszeit und volle Wartezimmer stellen ein Gesundheitrisiko dar. Da es noch keine adequälte Lösung für das Problem gab, versuchte ich mich selbst daran. Der zweite Grund ist ein eher praktischer Natur. Während des bzw. direkt nach dem Studium schien mir ein guter Zeitpunkt das kalkulierte Risiko einer Unternehmengründung einzugehen.

9. Was sind die wichtigsten drei Kompetenzen in Ihrem Arbeitsalltag?

Probleme lösen, eine hohe Frustrationstoleranz und Sozialkompetenz

10. Wie gelingt Ihrer Meinung nach ein guter Berufseinstieg in Ihrer Branche (Einstiegswege, Bewerbungstipps, etc.)?

Da ich nach dem Studium ein Startup gegründet habe, trifft der Punkt ja nur teilweise zu. Angehenden Gründer_innen würde ich raten schon während des Studiums kreativ zu sein und sobald man eine Idee hat möglichst früh mit potentiellen Kund_innen zu sprechen. Man braucht auch keine Angst haben, dass einem die Idee geklaut wird. Die Umsetzung ist meiner Meinung nach die eigentliche Kunst.

11. Wie verbunden fühlen Sie sich heute mit der Universität Leipzig und was würden Sie den heutigen Studienanfängerinnen und -anfängern mit auf den Weg geben?

Da ich noch in Leipzig wohne und die Uni in der Stadt sehr präsent ist, habe ich viele Gelegenheiten mich an meine Studienzeit zu erinnern. Daher fühle ich mich auch nach dem Studium noch sehr verbunden. Studienanfänger_innen würde ich gerne zwei Dinge mit auf den Weg geben:

Erstens, sollte man die Zeit wirklich nutzen, sich die Kompetenz anzueignen, die man möchte. Sodass man nach dem Studium das Gefühl hat, dass man wirklich was gelernt hat. Ich denke das sollte im Vordergrund stehen, statt nur für eine Prüfung zu lernen und danach alles wieder zu vergessen, was ich doch leider gemacht habe.

Zweitens, kann ich nur empfehlen über den Tellerrand des Studiums hinauszuschauen. Seien es private Projekte oder soziales Engagement.

 

Maximilian Joas (Jg. 1995) studierte Bioinformatik von 2018-2021 an der Universität Leipzig. Er ist Gründer und Geschäftsführer von NAIT UG.