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Universität Leipzig

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Ausbildung zur Kindergärtnerin in der DDR

Ein Bericht von Bärbel Dunkel, Leipzig

Im September 1969 begann ich meine Ausbildung an der Pädagogischen Schule für Kindergärtnerinnen Magdeburg. Diese umfasste ein zweijähriges theoretisches Grundlagenstudium mit anschließendem Referendariat von weiteren zwei Jahren. Nach insgesamt vier Jahren wurde die staatliche Anerkennung zur Kindergärtnerin erteilt. Nach der Ausbildung erhielt jeder Absolvent einen Arbeitsplatz zugewiesen. Die Ausbildungsinhalte Pädagogik und Psychologie bildeten die wichtigsten Grundlagenfächer. Dabei richteten sich die Ausbildungsaspekte auf die Altersklasse 3 bis 6 Jahre. Fröbel, Makarenko und Pestalozzi waren unsere Klassiker, die durch die geschickte Auswahl passender Zitate auf eine sehr plakative Art gelehrt wurden. Zur Ausbildung gehörte z.B. auch das Erlernen eines Instrumentes, Sprecherziehung und das Erlangen von Methoden zum Heranführen der Kinder an Bücher und Musik. Spezielle Praktika unterstützten diese Ausbildung.

 

Organisation des Studiums

Der Lehrplan wurde zentral vorgegeben. Vorlesungen, Seminare und andere Veranstaltungen (z.B. Vorlesungen von Gastdozenten) waren in einem Art „Stundenplan“ vorbereitet. Die Absolvierung dieses Stundenplans war Pflicht und musste durch die Führung eines Studienbuches nachgewiesen werden. Vorteil war: Man konnte und sollte sich voll und ganz auf das Studium konzentrieren. Jeder hatte im Seminar einen Platz und die Vorlesungsräume waren voll, aber nicht überfüllt. Diese recht straffe Organisation verfolgte die Absicht, dass in möglichst kurzer Zeit alle den Abschluss erreichten. Es schlossen auch alle die Ausbildung ab. Einige vielleicht nicht so gut, aber jeder erhielt eine feste Anstellung.

Die Semesterferien waren ähnlich organisiert. Es gab Übungs- und Hospitationspraktika, Erste-Hilfe-Lehrgänge oder z.B. Werkstattgespräche im Puppentheater Magdeburg. Die Seminare fanden in festen Klassenverbänden statt. Etwa 25 Studentinnen waren für die Dauer des Studiums ein Kollektiv; eine Gruppe von Menschen, die im Sinne des Studiums alle Höhen und Tiefen gemeinsam meisterten.

 

Allgemeines / Finanzierung

Es war üblich, dass jeder Student sich in seiner Freizeit irgendwo einbrachte. Das war z.B. als Mitglied im Hochschulchor, in der Arbeitsgemeinschaft bildende Kunst, in den Laienspielgruppen oder bei den verschiedensten Sportangeboten möglich. Ich z.B. hatte mich schon seit vielen Jahren der Leichtathletik verschrieben. So wurde ich u.a. Mitglied der 4 x 100 m Staffel der Schule. Die Sportanlagen der Technischen Hochschule Magdeburg standen uns kostenlos zur Verfügung. Unsere Sportlehrer waren die Trainer. Und so schaffte unser Team sogar die Teilnahme an den Studentenmeisterschaften der DDR. Mehr wurde es leider nicht, aber für uns waren diese Sportveranstaltungen immer tolle Erlebnisse.

Sehr beliebt und gefragt waren die Angebote der Laienspielgruppen. Einstudiert wurden Märchenspiele. Mir fiel dabei fast immer die Rolle des Prinzen zu, der die Königin wach küssen durfte. Allen machte besonders die Weihnachtszeit viel viel Freude. Dort konnten wir unsere Märchenspiele aufführen. Nachfragen von Kindergärten, Betrieben, Altersheimen usw. waren so groß, dass es manchmal richtig in Stress ausartete. Kostüme wurden selbst gebastelt. Regie führten wir selbst. Alles war ohne Kosten für Dritte. Unser Lohn waren fröhliche Gesichter, ein Stück von der Kaffeetafel und oft gab es auch ein lieb verfasstes Danke an die Schulleitung.

Für das Studium wurden keine Studiengebühren erhoben. Monatlich erhielt jeder von uns ein Stipendium von 60 Mark. Zur Versorgung konnte die Mensa der TH (Technische Hochschule) Magdeburg genutzt werden. Fachbücher waren zu über 90 % Leihgaben der Schule oder der Bibliotheken. Diese wurden zurückgegeben und an spätere Studenten wieder ausgeliehen.

Selbst zu finanzieren war lediglich eine Gitarre. Sie kostete 100,- Mark. Da Instrumente nicht so leicht zu bekommen waren, sorgte die Schule dafür, dass spätestens bis zum Ende des Studiums jeder Absolvent ein neues Instrument erhielt. Während des Studiums standen gebrauchte Gitarren zur Verfügung.

Zielsetzung, Aufbau und Organisation der Ausbildung war ausgerichtet auf eine ganzheitliche (sozialistische) Bildung und Erziehung. Sie wurde als ein zusammenhängender ineinander greifender Prozess betrachtet, indem der Kindergarten die Rolle der Vorbereitung auf die Schule übernahm.

 



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