uni

Alma Mater Lipsiensis
Universität Leipzig

Arbeitsgruppe Zeitzeugen
der Seniorenakademie

Berichte über Erlebnisse

Was wir wollen | Berichte schreiben | Chronik | Aktuelles | Impressum

Die heißen Quellen von Werota

Ein Bericht von Prof. Dr. Gerhard Asmussen, Leipzig

Es ist Wochenende (unseres ersten Besuchs in Gondar, 1979/80, wo wir Studenten der Medizin ausbildeten) und wir wollen einen Ausflug nach Werota machen. Es liegt nahe bei Bahir Dar (also etwa 150 km von Gondar entfernt); in der Nähe liegt als markanter Punkt bei dem Ort Addis Zemen eine Basaltnadel. Aber niemand von uns fünf hatte die Absicht, dass etwa 120 m hohe Objekt zu besteigen. Das änderte sich bei meinem zweiten Besuch in Gondar (1982/83). Damals hatten wir Ausbilder aus Dresden mit dabei und diese wollten diese Basaltnadel erklimmen (wohl eingedenk ihrer Erfahrungen in der „Sächsischen Schweiz“, aber sie kamen nicht dazu (die Umstände sprachen dagegen), und so harrt die Nadel immer noch ihrer  „Erstbesteigung“.

 

Asmussen

Vieh an der Tränke

 

Die Idee nach Werota zu fahren, kam übrigens von den Lehrern in Bahir Dar. Zu dieser Zeit waren Lehrer in der am südlichen Ufer des Tanasees gelegenen Stadt im Auftrag der DDR tätig.  Sie waren an der pädagogischen Hochschule angestellt und wir besuchten einander, um die Post auszutauschen (wurde schon berichtet).
Soeben habe ich noch mein Seminar (Atmung I) abgehalten, danach fuhren wir los – man hat übrigens keine Schwierigkeiten die Vorlesung, das Seminar oder das Praktikum auf die Wochenenden zu legen, es sei denn es ist ein Feiertag, und so was weiß man ja vorher. Außerdem gewöhnten sich die Studenten an unsere Art, den Stoff seminaristisch zu bearbeiten – sie fragten mehr von sich aus und warteten nicht auf Fragen unsererseits.

Wir fuhren also nach Werota, und dann nach links. Wir hatten einige Mühe den Abzweig zu finden – das ist eigentlich die Straße (rough road) die mal nach Debre Tabor führen sollte, aber wegen der Kriegswirren nicht gebaut wurde, - sie sieht  auch  dementsprechend  aus. Nach  etwa 10 km, kamen  wir durchgerüttelt  an und bezogen unser Quartier. Man war recht überrascht, uns dort über Nacht aufnehmen zu sollen – wir waren die einzigen Gäste, aber schließlich wurden auch zwei Zimmer für uns gefunden. Anschießend machten wir einen großen Spaziergang. Dabei gingen wir am Flüsschen Reb entlang. Einem der vielen Zuflüsse des Tanasees – wir sahen Tiere an der Tränke, Goldschakale, viele Geladas und grüne Meerkatzen.

 

Asmussen

Kronenkranich

 

Asmussen Addis Zemen: Basaltnadel

 

Dann endeckten wie eine Gruppe von Kronenkranichen (die ostafrikanische Art). Die wollte ich natürlich gern fotografieren. Aber  je naher ich kam, um mehr zogen sich die Tiere zurück; sie hielten exakt die Fluchtdistanz von etwa 500 m ein. Nachdem ich auf dem Bauch einige an die dreizig m zurückgelegt hatte, sich aber kein Erfolg einstellte, schraubte ich mein größstes Teleobjektiv auf die Kamera, und versuchte es damit (der Erfolg ist vorzeigbar). Den Abend haben wir bei Kerzenschein, national food, Bier und Tetsch verbracht.

Früh sind wir zeitig aufgestanden um den Sonnenaufgang mitzuerleben – leider war es dunstig, so dass daraus nichts wurde. Aber es wurde ein langer und schöner Spaziergang daraus, immer am Fluss entlang, mit vielen verschiedenen Vögeln und ihren Nestern. Nach einem ordentlichen Fruhstück mit viel Rührei kam dann der Zweck unserer Reise – das Baden. Wir badeten seit langem mal wieder im Freien – das Wasser war sehr weich (Alaunhaltig) und extrem heiss (33°C), dass ist für die Bilharziose (eine Wurmkrankheit) tödlich – aber wir hatten unsere Freude daran.

Wir fuhren zurück, an Addis Zemen vorbei und hielten am nächsten Wasserloch an. Überall alter Baumbestand – ein Hinweis auf eine Kirche. Hier sollte es eine alte Höhlenkirche geben, die Aussicht eine echte „cave church“ zu finden beflügelte uns ungemein –  so hatten uns unsere Studenten informiert – nach ihren Worten und der Mithilfe einiger Kinder fanden wir sie dann. Sie liegt wirklich sehr versteckt, unter einem Felsdach, für Uneingeweihte schwer zu finden – ob sie noch benutzt wird?

 

Asmussen Höhlenkirche

 

ASmussen Am Brunnen

 

Das Innere sieht sehr verfallen aus (so weit man es von aussen beurteilen kann). Als Ersatz für die entgangenen Felsenkirchen von Lalibeba ein etwas kümmerlicher Ersatz. Dafür hat man einen sehr schönen Blick auf den Tanasee.

Abschließend noch ein Blick auf das dörfliche Leben und die Stellung der Frau darin. Es waren einige Frauen mit ihren Krügen an der Wasserstelle (die Wasserversorgung obliegt traditionell der Frau) eingetroffen. Das Wasserloch liegt in etwa 5 m Tiefe und herab geht es in glitschigen, steilen Serpentinen. Die Frauen schöpften also das Wasser und kraxelten dann aus der Tiefe ans Tageslicht. Dann kamen dazu ein paar Männer (Hirten), die auch Durst hatten. Anstatt nun selbst in die Tiefe herabzusteigen, „plünderten“ sie die Vorräte der Frauen, die diese eben erst nach oben geholt hatten. So mussten sie wieder hinabsteigen. Die Frauen schienen das ganz in Ordnung zu finden.


Januar 2014

 



     Seitenanfang
Website der AG Zeitzeugen

 

Templates