Zusammenfassung

Beiträge zur Wissenschaftsentwicklung der Meteorologie bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts

Christian Hänsel, Markkleeberg

Aus der präinstrumentellen Epoche der Wetterkunde finden sich auch im mitteldeutschen Raum zahlreiche Überlieferungen besonderer Ereignisse, meist solcher mit katastrophalen Folgen. Zu besonders bemerkenswerten Wetterchroniken gehören das Wetterjournal (1579 1582) des Kurfürst August, Aufzeichnungen aus dem Hause des Philipp Melanchthon (1548 1551) und des Arztes Heinrich Milichius in Jena (1553 1559). Nach der Erfindung von Meßgeräten für Luftdruck und -temperatur tauchen nach ersten Versuchen Otto v. Guerickes (um 1650) mit einem Wasserbarometer die Quecksilberbarometer in Deutschland auf, mit denen u.a. ab 1700 der Arzt Friedrich Hoffmann in Halle Messungen anstellt. Um diese Zeit wird auch bereits die Forderung nach korrespondierenden Messungen (G. A. Hamberger, Jena) laut.

Im 18. Jahrhundert entstehen vielerorts meist kurzlebige Beobachtungsgesellschaften und Sammlungen von Beobachtungsdaten. Zu den herausragenden frühen Datensammlungen im mitteldeutschen Raum zählen die "Breslauer Sammlung" des Arztes J. Kanold (1717 1726) und die Wittenberger akademischen Schriften (ab 1729) des J. F. Weidler. Am Anfang des 19. Jahrhunderts folgen berühmt gewordene Gründungen temporärer meteorologischer Beobachtungsgesellschaften: Goethes "Anstalten für Witterungskunde" (1821 1832), J. S. Chr. Schweiggers (erste!) Gesellschaft zur Gewitterbeobachtung in Halle (gegr. 1820) und W. G. Lohrmanns vorbildlich ausgerüstetes und organisiertes Beobachtungsnetz in Sachsen (1828 1837).

Fundgrube und Zeugnis für den schon hohen Wissensstand in der "Atmosphärologie" (damals gebräuchlicher Begriff für die Wissenschaft von der Atmosphäre) bildet J. S. T. Gehlers "Physikalisches Wörterbuch" (5 Bd., Leipzig 1787 1795) , in dem man u.a. noch heute gültige Definitionen zu den Begriffen "Meteorologie" und "Klima" findet.

Zu den herausragenden Persönlichkeiten der Wissenschaftsentwicklung der Wetterkunde in jener Zeit gehören Wilhelm Heinrich Brandes (1777 1834), der mit Arbeiten in Breslau und Leipzig die synoptische Methode in der Meteorologie begründet und die erste Wetterkarte entwirft, sowie Wilhelm August Lampadius (1772 1842), der mit seiner Monographie "Systematischer Grundriß der Atmosphärologie" (Freiberg 1806) ein beispielhaftes Lehr und Handbuch unter Einschluß eigener scharfsinniger Beobachtungen liefert. In der Folgezeit trägt der Leipziger Geologe Carl Friedrich Naumann (1797 1873) mit der Erkenntnis der Inlandvereisung wesentlich zur Formierung einer Paläoklimatologie bei, und der Astronom sowie Mitbegründer und Leiter eines neuen, beständigen Wetterbeobachtungsnetzes in Sachsen (ab 1863), Carl Christian Bruhns (1830 1881), gehört zusammen mit dem Schweizer H. v. Wild und dem Österreicher C. Jelinek zu den Initiatoren für eine internationale meteorologische Organisation, die im September 1873 in Wien gegründet worden ist.

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