Zusammenfassung

Wetterbeobachtungen im Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach in den Jahren 1770 bis 1832

G. Kluge

Im Jahre 1770 begann der Pfarrer I. G. Ch. Zeissing in Jena mit regelmäßigen Wetterbeobachtungen, die er früh, mittags und abends durchführte. Dabei wurden Temperatur, Druck und Wind sowie Angaben über Niederschläge, Bewölkung, Nebel und andere auffällige Erscheinungen aufgezeichnet. Im Jahre 1791 wurde Zeissing nach Isserstedt bei Jena versetzt, wo er seine Beobachtungen bis zu seinem Tode 1803 zuverlässig fortsetzte.

Von 1780 bis 1801 liegen Wetteraufzeichnungen auch von dem Jenaer Mathematik- und Physikprofessor L. J. D. Suckow vor. Leider sind die Originale beider Reihen verschollen. Bis zur Gründung der Jenaer Universitätssternwarte im Jahre 1812 liegen keine Messungen meteorologischer Elemente mehr vor. Offenbar bestand aber bereits in dieser Zeit am großherzoglichen Hof in Weimar Interesse an Wetterbeobachtungen, denn es gibt beschreibende Witterungsbeobachtungen verschiedener Standorte der herzoglichen Jägerei in Weimar im Zeitraum von Oktober 1808 bis Oktober 1810.

In Jena werden ab Oktober 1813 durch den ersten Direktor der Sternwarte, C. D. von Münchow, wieder meteorologische Messungen angestellt. Sie sind sehr lückenhaft, auch die durchgehenden Beobachtungen vom Dezember 1816 bis zum Oktober 1817 werden nicht immer zum gleichen Zeitpunkt durchgeführt. Brauchbare Aufzeichnungen existieren erst ab Oktober 1819 unter dem Direktor der Sternwarte, Professor J. F. Posselt, dem ab März 1820 der Gehilfe und spätere Professor L. Schrön zur Seite stand.

In diesen Jahren wurde auch auf Weisung des damaligen Staatsministers Goethe das erste staatliche Meßnetz Deutschlands im Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach unter der Leitung von Schrön aufgebaut. Diesem Netz gehörten neben Jena mit unterschiedlicher Dauer die Hilfsstationen Schöndorf bei Weimar, Weimar, Wartburg, Eisenach, Weida, Mosen bei Weida, Ilmenau, Frankenheim und Allstedt an. Die Daten dieser Stationen wurden zum Teil von Schrön ausgewertet und für die Jahre 1822 bis 1827 in den meteorologischen Beobachtungen, mitgeteilt von der großherzoglichen Sternwarte zu Jena, veröffentlicht.

Nach dem Tode Goethes 1832 mußten alle Hilfsstationen ihre Arbeit einstellen. Nur an der Universitätssternwarte wurden auf Initiative von Schrön die Messungen nun sogar sechsmal täglich bis zu seinem Tode im Jahre 1875 fortgeführt. Nach einer kurzen Zwischenzeit mit Meßlücken kam die Jenaer Station 1881 zum Meßnetz des Preußischen Meteorologischen Instituts in Berlin. Seit dieser Zeit werden die Klimadaten bis auf den heutigen Tag zu den Mannheimer Stunden erfaßt und Jena verfügt so über eine der längsten homogenen Klimameßreihen in Deutschland.

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