Kontiguität vs. Kontingenz im Sequenzlernen

C. Bett-Martin, A. Moser & J. Hoffmann

Universität Würzburg, Psychologie III
Röntgenring 11, 97070 Würzburg
E-Mail: bett@psychologie.uni-wuerzburg.de

Sequentielles Lernen wird vor allem mit dem Paradigma der seriellen Wahlreaktion untersucht. Den Probanden werden nacheinander einzelne Reize dargeboten, auf die sie mit einer dem Reiz jeweils zugeordneten Reaktion so schnell wie möglich antworten.
Die vorliegenden Untersuchungen sollen erstens die Frage klären, ob sequentiellem Lernen ein Lernmechanismus zugrunde liegt, der auf Kontiguität (die enge raum-zeitliche Aufeinanderfolge von Reizen) oder Kontingenz (die Verläßlichkeit, mit der das Auftreten eines Reizes durch einen anderen Reiz vorhergesagt werden kann) basiert. Zweitens wird untersucht, ob sich ein solcher Mechanismus beim Lernen von Reiz- und Reaktionsfolgen unterscheidet. Die Frage, ob Kontiguität oder Kontingenz von Reizen bzw. Reaktionen für einen Lernvorgang entscheidend ist, konnte trotz zahlreicher Untersuchungen (v. a. in der Konditionierungsforschung) noch nicht geklärt werden. Für die Ausbildung bedingter Reflexe scheint die Kontingenz bedeutend zu sein. Kann das Auftreten des unbedingten Reizes durch mehrere andere Reize (Prädiktoren) vorhergesagt werden, so konkurrieren diese miteinander (vgl. Blockierungsphänomen, Kamin, 1968, Rescorla & Wagner, 1972).
In seriellen Wahlreaktionsexperimenten wurden statistische Struktureigenschaften in der Aufeinanderfolge von Reizen und Reaktionen unabhängig voneinander variiert. Als Reize dienten Spielkarten, Reaktionen waren Tastenanschläge. Untersucht wurde die Wirkung unmittelbarer Übergänge zwischen Reizen und Reaktionen. Bei einer gleichbleibenden Kontingenz zwischen zwei aufeinanderfolgenden Reizen bzw. zwei Reaktionen wurde die Basisrate eines Reizes/einer Reaktion erhöht. Dadurch konnte die Anzahl der Prädiktoren verändert werden.
Die Ergebnisse weisen darauf hin, daß beim sequentiellen Lernen Kontingenz eine größere Rolle spielt als Kontiguität. Die Existenz verschiedener Lernmechanismen bei Reiz- und Reaktionsfolgen kann jedoch nicht belegt werden.

Referat in der Gruppe Implizites Lernen, Montag, 29. März 1999, 11:30, HS 16

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