Die Bedeutung von Organizational Commitment bei der Umsetzung von diskriminierenden Handlungen in einer Organisation

Lars-Eric Petersen & Jörg Dietz

Institut für Psychologie, Universität Halle Wittenberg & Tulane University, New Orleans
Brandbergweg 23c, 06099 Halle (Saale)
E-Mail: l.petersen@psych.uni-halle.de

Aktuelle empirische Studien konnten zeigen, daß sich Personen bei der Personalauswahl von Hinweisen Vorgesetzter, Mitglieder bestimmter Gruppen nicht zu berücksichtigen, beeinflussen lassen (vgl. Petersen & Dietz, in press). In der vorliegenden Studie wurde untersucht, inwieweit unterschiedliche Ausprägungen in Organizational Commitment bei den auswählenden Personen das Auswahlverhalten differenziert.
Probanden waren 79 Lehrer aus Sachsen-Anhalt. Die Probanden bearbeiteten für die Schulsituation spezifizierte Items zur Erfassung von affektiven, fortsetzungsbezogenen und normativen Commitment. Ferner nahmen die Probanden an einem Rollenspiel teil und spielten den Leiter einer Projektschule. Die für diese Untersuchung relvante Aufgabe bestand in einer Besetzung einer vakanten Stelle, für die sich Bewerber aus Ost- und Westdeutschland beworben hatten. Ein Teil der Probanden erhielt eine dezente Aufforderung des Schulleiters, Bewerber aus Westdeutschland nicht zu berücksichtigen.
Bei der Analyse der für ein Vorstellungsgespräch ausgewählten Bewerber zeigte sich, daß Personen mit hohen Ausprägungen in affektiven und normativen Commitment sich in signifikant stärkeren Maße von der Aufforderung zur Diskriminierung beeinflussen ließen und weniger westdeutsche Bewerber auswählten als Personen mit niedrigen Ausprägungen in diesen Commitmentformen. Vergleichbare Ergebnisse für fortsetzungsbezogenes Commitment zeigten sich nicht.
Organizational Commitment wird bislang überwiegend als positive Eigenschaft angesehen. Die vorliegende Untersuchung zeigt nun, daß hohe Ausprägungen in affektiven und normativen Commitment auch negative Effekte bewirken können: Diskriminierende Anweisungen Vorgesetzter werden verstärkt umgesetzt.
Petersen, L.-E. & Dietz, J. (in press). Social discrimination in a personnel selection context. Journal of Applied Social Psychology.

Referat in der Gruppe Soziale Kognition: Kategorisierung und Gruppenprozesse II, Dienstag, 30. März 1999, 10:30, HS 18

Zur Programmübersicht

Zur Liste der Postergruppen, Referategruppen und Symposien

Zurück zur Teap '99-Homepage