Soziale Kategorisierung und Stereotypisierung von Minoritäten

Katja Ehrenberg, Karl Christoph Klauer & Ingo Wegener

Psychologisches Institut der Universität Bonn
Abt. Sozial- und Persönlichkeitspsychologie, Römerstr. 164, 53117 Bonn
E-Mail: katja.ehrenberg@uni-bonn.de

Untersuchungen im "Who said what?"-Paradigma (Taylor, Fiske, Etcoff & Ruderman, 1978) zeigen, daß sich bei Vorliegen unterschiedlicher sozialer Kategorien wie Geschlecht oder Alter sowohl ein Akzentuierungseffekt (z.B. Tajfel, 1959) als auch eine Beurteilung der Personen in terminis ihrer Kategoriezugehörigkeit stabil nachweisen lassen. Das vorgestellte Experiment untersucht den Einfluß der Gruppenzusammensetzung auf diese Phänomene. Die ProbandInnen sahen eine Diskussion einer achtköpfigen Gruppe junger und älterer Männer. Das Verhältnis jüngerer zu älteren Männern wurde in den Stufen 6:2, 4:4 und 2:6 manipuliert. In jeder Bedingung wurden von jedem Sprecher drei eher konservative und drei eher liberale Aussagen gemacht. Anschließend sollten die Aussagen den Sprechern wieder zugeordnet, die Sprecher auf stereotypen Adjektivskalen beurteilt und die Häufigkeiten geschätzt werden, mit denen Sprecher einer Alterskategorie konservative bzw. liberale Aussagen machten. Bei der Auswertung wird zusätzlich zu varianzanalytischen Methoden ein multinomiales Modell sozialer Kategorisierung (Klauer & Wegener, im Druck) zugrunde gelegt, das an der Zuordnungsaufgabe beteiligte Gedächtnis- und Rateprozesse getrennt zu analysieren erlaubt. Es zeigt sich, daß der Akzentuierungseffekt mit der Kategoriegröße steigt, während das Personengedächtnis nachläßt. Den Diskutanten wurden in allen Bedingungen altersstereotype Eigenschaften zugeschrieben, wobei sowohl die Mitglieder einer Minorität als auch die einer Majorität im Vergleich zu denen gleichstark vertretener Teilgruppen deutlich stärker stereotypisiert wurden. In den Häufigkeitsschätzungen finden sich keinerlei Hinweise auf eine erwartungsbasierte illusorische Korrelation zwischen der Alterskategorie der Sprecher und der Aussagenpolung, die multinomiale Auswertung deckt jedoch indirekte Effekte einer solchen auf.

Referat in der Gruppe Soziale Kognition: Kategorisierung und Gruppenprozesse I, Montag, 29. März 1999, 16:00, HS 18

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