Effekte der Reiz-Reaktions-Zuordnung auf Sequenzlernen

Iring Koch

Max-Planck-Institut für psychologische Forschung
Leopoldstr. 24, D-80802 München
E-Mail: iring.koch@mpipf-muenchen.mpg.de

Sequenzlernen in seriellen Wahlreaktionen manifestiert sich darin, daß Reaktionszeiten (RTs) auf strukturierte Reizfolgen kürzer sind als RTs auf Zufallsfolgen. Dieser strukturspezifische Lerneffekt wird allgemein auf die Antizipation zukünftiger Reize bzw. die Vorbereitung zukünftiger Reaktionen zurückgeführt. Die Reize waren in den meisten Studien durch ihre räumlichen Positionen bestimmt, denen jeweils Reaktionstasten räumlich kompatibel zugeordnet waren. Die Frage, ob die hohe räumliche Kompatibilität der Reiz-Reaktions (S-R) Zuordnung eine relevante Randbedingung für den Lernprozeß darstellt, wurde bislang jedoch kaum thematisiert. Nach Modellvorstellungen der Kompatibilitätsforschung führen räumliche Reize allerdings zu "automatischer" Aktivierung räumlich kompatibler Reaktions-Codes. Demzufolge sollte eine inkompatible S-R Zuordnung bei räumlichen Reizen mit dem Sequenzlernen interferieren, weil die automatisch aktivierten Reaktions-Codes nicht mit den aufgrund des Lernprozesses antizipierten (d.h. vorbereiteten) Reaktionen übereinstimmen. Im Unterschied dazu führen nicht-räumliche Reize kaum zu automatischer Aktivierung, so daß die S-R Übersetzung durch die Vorbereitung der jeweiligen Reaktionen "abgekürzt" werden kann. Um diese Überlegung zu überprüfen, wurde in seriellen Wahlreaktionen sowohl die Art der Reize (räumlich vs. nicht-räumlich) als auch die Zuordnung der Reize zu den Reaktionen (kongruent vs. inkongruent) variiert.
Die Ergebnisse zeigen deutliche Kompatibilitätseffekte in den RTs. Bei den strukturspezifischen Lerneffekte zeigen sich Unterschiede vor allem bei inkongruenter S-R Zuordnung: Räumliche Reize führen zu schwächeren Lerneffekten als nicht-räumliche Reize. Zusammengenommen zeigen die Daten, daß räumliche Merkmale in den Reizen bzw. Reaktionen eine wichtige Rolle beim Sequenzlernen spielen. Die Ergebnisse legen nahe, daß strukturspezifische Lerneffekte in seriellen Wahlreaktionen wenigstens teilweise auf Prozessen der Reaktionsvorbereitung basieren und daß diese Prozesse durch die Kompatibilität der Aufgabe moduliert werden.

Referat in der Gruppe Implizites Lernen, Montag, 29. März 1999, 11:00, HS 16

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